Pressemitteilung | (BDF) Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften e.V.

BDF plädiert für ein nationales Luftverkehrskonzept

(Berlin) - Der deutsche Luftverkehr blickt auf ein Rekordjahr zurück. Nie zuvor flogen so viele Menschen und wurden so viele Waren mit dem Flugzeug transportiert wie 2007. Mit zunehmender Mobilität in Wirtschaft und Gesellschaft sehen sich die Unternehmen einer wachsenden Zerreißprobe zwischen dem Verkehrsbedarf und den politischen Ansprüchen ausgesetzt. Die Anforderungen der Gesellschaft nach hohen Umwelt- und Sicherheitsstandards sowie nach Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit des Verkehrsmittels stehen nebeneinander und scheinen sich zum Teil zu widersprechen. Vor allem aber können sie nur schwer erfüllt werden, wenn es keinen ganzheitlich durchdachten Rahmen für den Luftverkehr gibt. Aus diesem Grund plädiert der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) für ein nationales Luftverkehrskonzept.

„Klimawandel, Terrorgefahr oder Kerosinpreise machen deutlich, dass sich die Wirtschaftsakteure komplexen Herausforderungen gegenüber sehen, vieles davon fällt in den Einflussbereich der Politik“, sagte der BDF-Präsident und Condor-Chef Ralf Teckentrup auf einer Pressekonferenz in Berlin. „Aus diesem Grund halten wir einen einheitlichen Orientierungsrahmen für die handelnden Akteure für notwendig: Die Luftverkehrspolitik soll gebündelt und die Rahmenbedingungen an die Erfordernisse eines globalen Wettbewerbs angepasst werden. Nur so können die deutschen Airlines und Airports auch dauerhaft im Weltluftverkehr bestehen.“

Die Mitglieder des BDF haben im vergangenen Jahr 118,4 Millionen Passagiere befördert. Das waren acht Prozent mehr als im Jahr 2006. Die Unternehmen betreiben derzeit 725 moderne Flugzeuge, die im Durchschnitt 3,5 l Kerosin pro 100 Passagierkilometer verbrauchen. Die Beschäftigtenzahl der BDF-Mitglieder stieg von 105.000 Mitarbeitern auf aktuell 118.800 Angestellte. Das entspricht einer Steigerung von 11,8 Prozent. Mit den angekündigten Einstellungen werden über 120.000 Beschäftigte erwartet.

„Den Mitarbeitern und Führungskräften ist die Effizienz der Fluggesellschaften zu verdanken, damit nehmen wir vordere Positionen in Europa ein. Doch ist dies weder selbstverständlich noch auf Dauer gesichert.“

Die BDF-Fluggesellschaften beklagen, dass es in Deutschland keine Luftverkehrspolitik „aus einem Guss“ gibt. Gegenwärtig bearbeiten vier Ressorts der Bundesregierung das Kerngeschäft des Luftverkehrs: Das sind das Verkehrs-, Wirtschafts-, Umwelt- und Innenministerium. Daneben sind 16 Bundesländer durch die Bundesauftragsverwaltung für die Aufsicht der Flughäfen zuständig. Für alle gemeinsam gibt es kein Zielkonzept. Die Flughafenpolitik beispielsweise ist jedem Bundesland einzeln überlassen. So kommt es zu Doppelungen von Flughafeninfrastruktur im Umkreis von weniger als 50 km, nur weil eine Landesgrenze dazwischen liegt, wie etwa bei Saarbrücken und Zweibrücken. Die Flughäfen von bundesweiter Bedeutung hingegen kommen mit dringend benötigten Ausbauvorhaben in Bedrängnis, weil lokalen Befürchtungen keine adäquate Betrachtung der nationalen Chancen entgegengestellt wird.

Als Basis für ein Luftverkehrskonzept bietet sich nach den Worten des BDF-Präsidenten die Analyse der zukünftigen Verkehrsentwicklung an. Davon abgeleitet kann der Bedarf für die benötigte Infrastruktur und die erforderlichen Umwelt- und Sicherheitsmaßnahmen ermittelt werden. Hier stehen genuin politische Entscheidungen an. Zu den wichtigen Fragen gehören aus Sicht der Branche: Ist das Wachstum gewollt? Welche Flughäfen müssen hier vordringlich ausgebaut werden? Welche Konsequenzen hat dies für die Umwelt? Wie kann man diese begrenzen, ohne den Wachstumsmotor abzuwürgen? Wie kann das Sicherheitsniveau gehalten werden, wenn immer mehr Menschen die Passagierkontrollen durchlaufen müssen?

Die Notwendigkeit von Leitlinien für die Luftverkehrspolitik hatte bereits die Initiative Luftverkehr im Jahr 2004 mit dem Masterplan zur Entwicklung der Flughafeninfrastruktur hervorgehoben. Schon damals waren sich Politik und Wirtschaft über einen Schulterschluss einig, der die Spitzenposition des deutschen Luftverkehrs sichern sollte. In Anlehnung daran entsteht gegenwärtig beim Bundesverkehrsministerium ein Flughafenkonzept, das auch über die Infrastrukturplanung hinausgehende Fragestellungen behandeln soll. Eine Veröffentlichung ist für das erste Quartal 2008 angekündigt und wird von der Branche mit großer Spannung erwartet.

BDF-Präsident Teckentrup stellte klar, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Freiheit der Unternehmen maßgebliche Handlungsgrundlage für die Fluggesellschaften darstellen. In einer Branche, in der staatliche Eingriffe traditionell stark sind und gegenwärtig Auftrieb erhalten, seien politisch vorgegebene Zielparameter für die Verwaltung unerlässlich. Durch diese könne sinnvoll gesteuert, Bürokratie abgebaut und der Branche die nötige Perspektive geboten werden.

„Wenn Umweltabgaben, Sicherheitsgebühren und Nachtflugverbote jeweils ad hoc, unabgestimmt und in Folge von Sondersituationen eingeführt werden, braucht man sich nicht wundern, wenn der Luftverkehrsstandort Deutschland den Anschluss verliert“, so Teckentrup weiter.

Nach Ansicht des Verbandes sollte Luftverkehr in Deutschland in Relation zu anderen Verkehrsträgern gesehen und bewertet werden. Die Aufnahme von wichtigen Infrastrukturprojekten in den Bundesverkehrswegeplan wäre hier eine logische Konsequenz. Allerdings bedeutet dies nicht, dass der Luftverkehr eine öffentliche Finanzierung fordert, wie sie andere Projekte des Verkehrswegeplans erfahren. Der Luftverkehr wird weiterhin für seine Kosten selbst aufkommen. Allerdings plädiert die Branche für die nüchterne und vergleichende Analyse der Verhältnisse.

Quelle und Kontaktadresse:
BDF Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften e.V. Sabine Teller, Pressesprecherin Albrechtstr. 10, 10117 Berlin Telefon: (030) 70011850, Telefax: (030) 700118520

(el)

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