Pressemitteilung | Deutscher Tierschutzbund e.V.

BSE-Krise: Beschluss zur Rindervernichtung fatal

(Bonn) - Die gestrige Entscheidung der Bundesregierung, sich an der "außerordentlichen Stützungsmaßnahme der EU für den Rindfleischmarkt" zu beteiligen und deutsche Rinder zu vernichten, kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:

"Wir sehen die Not in den kleinbäuerlichen Betrieben, die auch vom Bauernverband im Stich gelassen werden. Wir erkennen auch die Zwangslage, in der sich die Verbraucherministerin durch EU-Vorgaben und den offensichtlichen Druck durch EU-Kommissar Fischler befindet. Frau Künast ist sichtlich bemüht, die Fehler ihrer Amtsvorgänger zu korrigieren. Das lässt für die Zukunft hoffen. Fakt bleibt aber, dass die Vernichtung von bis zu 400.000 Rindern ethisch verwerflich und mit dem Tierschutzgesetz unvereinbar ist, weil diese rein marktwirtschaftliche Maßnahme kein so genannter vernünftiger Grund ist, der für eine Tötung gesetzliche Voraussetzung wäre", so Wolfgang Apel in einer ersten Reaktion.

Scharfe Kritik äußert der Deutsche Tierschutzbund an der Rolle des Bauernverbandes und des EU-Kommissars Fischler. Bauernverbandspräsident Sonnleitner hat bis heute die Forderung nach einer Zuchtbeschränkung strikt abgelehnt und kein einziges Angebot gemacht, wie man der Entwicklung entgegensteuern könnte, sondern immer nur die stereotype Forderung nach mehr Geld für die Bauern erhoben. Ein Irrweg, der beendet werden muss, sonst dominiert der Rechenstift endgültig über Ethik und menschlichen Anstand. In diesem Zusammenhang muss auch nach der Verantwortung des EU-Kommissars Fischler gefragt werden, der seit Jahren diese fatale Entwicklung mitgestaltet und toleriert hat.

Mittel- und langfristig muss sich die Produktion der Nachfrage anpassen. Nur so kann man dauerhaft von der Methode der Überschussproduktion mit anschließender Vernichtung wegkommen. Statt die Entsorgung der Rinder zu finanzieren, muss von der Europäischen Union eine zurückgeschraubte Produktion gefördert werden. Diese Prämisse muss aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes national und EU-weit umgehend zwingend festgeschrieben werden. Nur dann kann verhindert werden, dass die Katastrophe in den Ställen zum Dauerzustand wird.

"Wir brauchen Eilverordnungen, um diese Maßnahmen gesetzlich zu fixieren. Sie wären eine Voraussetzung dafür, eine Lage wie die jetzige nicht in kurzer Zeit erneut zu erleben. 10% Ökolandbau sind ein gutes Ziel. Aber das allein reicht nicht, wenn 90% der Landwirte wie bisher produzieren und der EU-Subventionswahnsinn ohne Unterbrechung weitergeht", erklärt Apel.

Der Deutsche Tierschutzbund verlangt zudem eine Klarstellung, wie die nun beschlossene Vernichtung der Rinder praktisch durchgeführt werden soll. Es ist unklar, unter welchen Umständen der Transport stattfindet, wie die Rinder betäubt und letztlich getötet werden. Schon die Tötung "kleinerer" Herden bei einem positiv getesteten BSE-Fall im Stall ist von den beteiligten Behörden und Schlachthöfen nicht tiergerecht zu gewährleisten. Das beste Beispiel dafür ist die Großherde in Mücheln (Sachsen-Anhalt).

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tierschutzbund e.V. Baumschulallee 15 53115 Bonn Telefon: 0228/604960 Telefax: 0228/6049640

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