Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

DJV stimmt Rüge des Deutschen Presserates zu / Grenzen der Berichterstattung nicht nur im Concorde-Fall überschritten

Mit dieser Entscheidung habe der Presserat jetzt die heftige Kritik bestätigt, die der DJV bereits kurz nach dem Unglück geübt habe, sagte der DJV-Vorsitzende Prof. Dr. Siegfried Weischenberg in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk, das am Samstag in der Sendung „Medienwelt" ausgestrahlt wird.

Weischenberg hob hervor, dass gerade bei der Berichterstattung über Unglücksfälle die Gefühle der Hinterbliebenen zu respektieren seien. Insbesondere die Form der Beratung und Anhörung in diesem Fall halte er deshalb für vorbildlich, sagte der DJV-Vorsitzende.

Der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserates hatte am 21. September eine Rüge gegenüber dem Magazin „Stern" und Missbilligungen gegenüber fünf weiteren Medien aufgrund unangemessener Berichterstattung über das Concorde-Unglück ausgesprochen. Der Entscheidung war eine intensive Anhörung der Beteiligten vorausgegangen. Dabei waren insbesondere auch Angehörige der Concorde-Opfer, die von dem früheren Innenminister Gerhard Baum vertreten wurden, zu Wort gekommen.

Natürlich könne der Deutsche Presserat mit seinen Entscheidungen keine Verbesserung der journalistischen Berufsethik erzwingen, sagte Weischenberg in dem Interview, aber er trage als freiwilliges Selbstkontrollorgan wesentlich zu einer öffentlichen Diskussion um berufsethische Standards im Journalismus bei. „Innerhalb und außerhalb des Berufes muss die Diskussion über Grenzen der Berichterstattung jetzt weitergehen", forderte Weischenberg.

Der DJV-Vorsitzende kritisierte in dem Interview außerdem die Berichterstattung über die Geiselnahme auf der philippinischen Insel Jolo. Auch hier seien Grenzen deutlich überschritten worden, sagte Weischenberg. Obwohl die Entführung zumindest für die deutschen Geiseln gut ausgegangen sei, so hätten einige Journalisten doch für riskante Situationen gesorgt. Der DJV-Vorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang erneut an die „traumatischen Vorgänge" beim Gladbecker Geiseldrama im August 1988. Dieser Fall müsse weiterhin eine Warnung für alle Journalisten sein, die leichtfertig kommerziellem Druck im Journalismus nachgäben, sagte der DJV-Vorsitzende.

Quelle und Kontaktadresse:
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