Pressemitteilung | European Milk Board (EMB)

EU-Milchproduktion: Dürrefolgen für den Krisensektor problematisch / EMB fordert reguläres Instrument zum Krisenmanagement

(Brüssel) - In ganz Europa stellen die Folgen der Dürre ein großes Problem für die Landwirte dar. Im Milchsektor tragen zusätzlich die Entwicklungen der letzten Jahre zu einer Verschärfung der Situation bei. Denn in der krisengeschüttelten Milchproduktion wurden die Reserven bereits mehr als aufgezehrt und vielerorts hohe Schulden angehäuft.

Das macht es jetzt umso schwieriger, mit der Dürre umzugehen. Die starken Reduzierungen und Ausfälle in der Ernte treffen die Erzeuger hart. Die steigenden Futterkosten erhöhen den Druck und führen zu wachsenden finanziellen Defiziten.

Finanzielle Hilfen sind in dieser Extremsituation gut, um die direkten Folgen der Dürre abzudämpfen. Außerdem darf das EU-Interventionsmilchpulver aktuell nicht auf den Markt geworfen werden. Denn das setzt die ohnehin schon niedrigen Milchpreise, die in der EU aktuell durchschnittlich bei nicht ganz 33 Cent/Liter liegen, noch weiter unter Druck.

Wie der Präsident des European Milk Board (EMB), Erwin Schöpges, betont, ist es gleichzeitig sehr wichtig, nicht nur kurz-, sondern auch langfristige Maßnahmen zu treffen, die allgemein die Rahmenbedingungen des Sektors betreffen. "Dazu gehört unbedingt ein Mechanismus, der der langen Krisenserie des Sektors ein Ende setzt. Er soll dazu beitragen, dass die Preise an die Produzenten die Kosten der Produktion inklusive einem fairen Erzeugereinkommen decken und damit die Nachhaltigkeit und Überlebensfähigkeit der Höfe ermöglichen", so Schöpges.

Boris Gondouin, EMB-Vorstandsmitglied und Milcherzeuger aus Frankreich, schließt sich dem an. Nur mittels eines progressiven Krisenmanagements könnten die Höfe vital bleiben und auch solchen Extremsituationen wie der aktuellen Dürre besser begegnen. "Seit den 2000er Jahren sind extreme Dürren zunehmend verstärkt und wiederholt aufgetreten. Deshalb ist es wichtig, in den so genannten normalen Jahren seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ohne Defizite aufzuweisen, um in den sogenannten schwierigeren Jahren durchzuhalten", so Gondouin. "Aber das ist nur möglich, wenn wir solche Instrumente wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP) in die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) integrieren."

Mit dem MVP könnte der Sektor krisenfester gemacht werden. Sein Mechanismus sieht vor, die Milchmenge in der Krise temporär so anzupassen, dass sich die einbrechenden Milchpreise erholen können. Flexibel an die Marktlage abgestimmt, können beim MVP dann verschiedene Stufen - eine davon beispielsweise ein freiwilliger Lieferverzicht - geschaltet werden. Das MVP verhindert Wertschöpfungsverluste, die die Erzeuger massiv schwächen. Für die vielfältigen Herausforderungen einer nachhaltigen, umwelt-, tier- und klimagerechten Milchviehhaltung braucht es jedoch krisenfeste Märkte und kostendeckende Preise für die Erzeuger. Erwin Schöpges stellt in diesem Zusammenhang klar: "Als kostendeckend können Preise im Übrigen nur dann gelten, wenn sie mindestens den Vollkosten der Milchproduktion entsprechen, hier also auch unbedingt eine faire Entlohnung der Arbeitszeit der Erzeuger enthalten ist."

Die Vizepräsidentin des EMB, Sieta van Keimpema, sieht in dem MVP auch einen wichtigen Schritt in Richtung einer tatsächlich gemeinsamen Agrarpolitik und der Reduzierung der ungleichen Behandlung der EU-Erzeuger: "Aktuell unterstützen einige Länder ihre Produzenten in der Dürrezeit, andere wiederum halten sich hier sehr zurück. Das MVP folgt einem anderen Prinzip. Da es für alle Länder der Union gleichermaßen gelten soll sowie Krisen EU-weit vorhersieht und vermeidet, was den gemeinsamen Milchmarkt stabilisiert, profitieren alle EU-Erzeuger."

Quelle und Kontaktadresse:
European Milk Board (EMB) Silvia Däberitz, Geschäftsführerin Rue de la Loi 155, 1040 Brüssel Telefon: (0032) 2808 1935, Fax: (0032) 2808 8265

(sy)

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