Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

"Fit for 55" benötigt mehr als nur eine Technologie / VDMA: Kräftiger Ausbau der Erneuerbaren Energien nötig / Planungsverfahren müssen deutlich verschlankt werden / eFuels sind für den Maschinenbau unerlässlich

(Frankfurt am Main) - Das von der EU-Kommission vorgeschlagene Klimapaket "Fit for 55" wird die Gesellschaft und die Wirtschaft in Europa dauerhaft prägen und verändern. Für den industriellen Mittelstand mit seinen vielen High-Tech-Lösungen kann dieser Wandel in Europa zu einer großen Geschäftschance werden - wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen richtig umgesetzt werden.

Dazu braucht es aber mutige politische Entscheidungen. "Fit for 55 kann nur gelingen, wenn zum Beispiel Planungsverfahren für den Anlagen- und Infrastrukturausbau drastisch verkürzt und deutlich mehr Flächen bereitgestellt werden. Ohne einen kräftigen und schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien werden wir die anvisierten Klimaziele nicht erreichen - es ist daher richtig und wichtig, dass die Erneuerbare-Energien-Richtlinie nun in diesem Sinne von der EU-Kommission überarbeitet wird", sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA.

Auch das Ziel, in Europa und Deutschland eine weltweit führende Rolle in der industriellen Nutzung von Wasserstoff zu erreichen, steht vorerst nur auf dem Papier. "Der Maschinen- und Anlagenbau zählt zu den Pionieren einer Wasserstoff-Wirtschaft, aber es braucht mehr als politische Lippenbekenntnisse, um hier zu einer massentauglichen Anwendung zu kommen", mahnt Rauen.

Verbrenner-Aus darf kein Aus für eFuels bedeuten
Das "Fit for 55"-Paket beinhaltet für den Maschinen- und Anlagenbau aber auch eine schwere Bürde. De facto läutet die Kommission mit ihren Vorschlägen nicht nur das Ende der fossilen Energieträger ein, sondern auch das Ende des Verbrennungsmotors ab dem Jahr 2035. "Unsere Studie Antrieb im Wandel hat für ein unterstelltes Verbrenner-Aus in Europa im Jahr 2040 bereits einen Verlust von 180.000 Arbeitsplätzen in der Wertschöpfungskette Antriebsstrang ermittelt - und das war der ,best case'", erläutert Rauen. "Die Kommission legt nun mit ihrem Vorschlag die Axt an eine deutlich höhere Zahl von Arbeitsplätzen." Durch die nun vorgesehene extreme Verkürzung der Transformationszeit ins Jahr 2035 wird der Aufbau neuer Arbeitsplätze zum Beispiel in der Batteriezellproduktion noch anspruchsvoller. "Eine europäische Kompetenz in den Produktionstechnologien der alternativen Antriebe wie Batteriezelle, Brennstoffzelle oder Wasserstoffmotor muss daher nun umso dringlicher entwickelt werden. Ein Import außereuropäischer Produktionstechnologien wäre zu kurz gesprungen", warnt der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Der VDMA bemängelt zudem, dass die Kommission den Weg der Technologieneutralität verlässt und einseitig auf die weitgehende Elektrifizierung aller Wirtschaftssektoren setzt. Die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen aus Grünstrom droht auf diese Weise buchstäblich unter die Räder zu kommen. Die sogenannten eFuels sind aber gerade für Luft- und Schifffahrt, sowie für viele Anwendungen im Maschinenbau (Baumaschinen, Landtechnik) als klimaneutrale Alternative zum herkömmlichen Diesel-Kraftstoff unersetzlich. "Enttäuschend ist darüber hinaus der viel zu zögerliche Markthochlauf für eFuels im Luftverkehr - einem Sektor der von der Kommission eigentlich als idealer Einsatzort für die synthetischen Treibstoffe genannt wird", bemängelt der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer. "Die Klimaziele im Verkehrssektor sind mit diesen technologisch einseitigen Leitplanken nicht zu erreichen", resümiert Rauen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Holger Paul, Leiter Kommunikation Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 66030, Fax: (069) 66031511

(jg)

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