Pressemitteilung |

Für mehr Patientensicherheit: Berufsverband installiert Fehlermanagementsystem in der Urologie

(Düsseldorf) - In der Luftfahrt sind Berichtssysteme zur Fehlervermeidung seit über 30 Jahren etabliert; das deutsche Gesundheitswesen ist indes noch dabei, eine offene Fehlerkultur zu entwickeln. Der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU e.V.) unterstützt diesen Prozess aktiv und favorisiert ein anonymes internetbasiertes Fehlermanagementsystem in der Urologie. Das sogenannte CIRS-Urologie ist eine fachspezifische Variante des Berichts- und Lernsystems der Deutschen Ärzteschaft für Kritische Ereignisse und Fehler in der Medizin namens Critical Incident Reporting-System (CIRS), das von der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung propagiert und vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) betreut wird.

"Mit CIRS-Urologie geben wir allen Urologinnen und Urologen sowie Mitarbeitern der urologischen Pflege- und Assistenzberufe in Kliniken sowie niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihren Praxisteams ein effektives Werkzeug an die Hand, um die Sicherheit der Patienten zu erhöhen", sagt Berufsverbandspräsident Dr. Axel Schroeder.
Laut internationaler Datenlage kommt es bei 10 Prozent der Krankenhauspatienten zu einem unerwünschten Zwischenfall, ein Prozent davon sind schwerwiegend und führen zu relevanten Schäden bis hin zum Tode. Fast die Hälfte dieser Zwischenfälle ist nach Worten des Schweizer Konzeptgebers von CIRS, Prof. Dr. Daniel Scheidegger, grundsätzlich vermeidbar, weil sie sich zuvor bereits als kritische Ereignisse manifestiert haben. Die Ursachen seien meist multifaktoriell und in einer Kombination aus Arbeitsbelastung, Problemen der Kommunikation, Ausbildung und Überwachung, ungenügenden Ressourcen sowie Team- und Patientenfaktoren zu finden.

Politischen Forderungen nach verpflichtenden Registern tritt der Berufsverband der Urologen mit der Einführung von CIRS-Urologie entgegen. "Freiwilligkeit, Anonymität und Sanktionsfreiheit sind Voraussetzung, damit die notwendige Fehler- bzw. Sicherheitskultur entstehen kann. Andernfalls drohen alte Muster des Verschweigens", so Dr. Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen und Initiator der BDU-Initiative. "CIRS stellt niemanden an den Pranger. Ziel der anonymen Berichte ist es, sicherheitsrelevante Ereignisse zu erkennen, zu analysieren und daraus Vermeidungsstrategien zu entwickeln, aus denen andere lernen können." Das fakultative Engagement für mehr Patientensicherheit in der Ärzteschaft ist bereits groß: Allein im Netzwerk CIRSmedical.de sind heute über 30 einzelne Berichtsgruppen vertreten, darunter die fachspezifischen Berichtsgruppen der Anästhesisten, Kinderärzte, Chirurgen und Hämatoonkologen sowie das Krankenhaus-CIRS-Netz Deutschland.

Die internetbasierte Handhabung von CIRS-Urologie ist einfach: Fehler, kritische Ereignisse, Beinahe-Schäden oder auch Schäden werden verschlüsselt online über ein Urologie spezifisches Berichtsformular gesendet. Das CIRS-Team des ÄZQ prüft die Anonymisierung und gibt den Bericht frei. Fachleute des CIRS-Teams-Urologie analysieren den Bericht und verfassen einen ebenso anonymisierten Feedback-Kommentar, der den Berichtenden und allen anderen Nutzern im Internet zum Lesen und Lernen zur Verfügung steht. "Zur Vorstellung und Multiplikation nutzen wir auch die kommenden Kongresse unserer Fachgruppe", sagt Dr. Bühmann. Größter Multiplikator ist die 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., zu der vom 26. bis 29. September 2012 rund 7000 Teilnehmer in Leipzig erwartet werden. Die Einführung eines Fehlermanagements könne, nach Ansicht Dr. Bühmanns, durchaus auch Wettbewerbsvorteile für die Nutzer mit sich bringen: "Diesen Nebeneffekt konnten wir bereits bei der Einführung der Qualitätsmanagement-Systeme in Klinik und Praxis beobachten. QM-Zertifizierungen sind heute wichtiger Wegweiser für Patienten zu höchstem medizinischen Qualitätsstandard."

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) Pressestelle Uerdinger Str. 64, 40474 Düsseldorf Telefon: (0211) 516096-0, Telefax: (0211) 516096-60

(cl)

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