Pressemitteilung | (NABU) Naturschutzbund Deutschland - Landesverband Nordrhein-Westfalen

Land verscherbelt Wald zur Haushaltssanierung / NABU fordert Umweltminister auf zumindest Naturschutzflächen vom Verkauf auszunehmen

(Düsseldorf) - In einen offenen Brief forderte der NABU NRW Umweltminister Uhlenberg heute (29. August 2008) auf, den Verkauf von großen Waldflächen in NRW zu stoppen und wieder zur alten Strategie der gezielten Waldvermehrung im öffentlichen Besitz zurückzukehren. „Um Haushaltslöcher zu stopfen, verscherbelt die Landesregierung ohne Rücksicht auf Verluste wertvolle Staatswaldflächen und schafft damit einen Präzedenzfall, der für die Zukunft nichts Gutes verspricht“, kritisiert Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, das Vorhaben des Landes. Zudem seien entgegen anderslautenden Zusagen auch bedeutende Schutzgebiete betroffen. „Das ist eine Katastrophe, zumal zu befürchten ist, das auch diese Waldflächen nach dem Kauf ausschließlich nach Profitinteressen bewirtschaftet werden und die Natur damit auf der Strecke bleibt“, so Tumbrinck weiter.

Derzeit sind vom Landesbetrieb Wald und Holz 57 Waldflächen in NRW zum Verkauf ausgeschrieben. Darunter befinden sich viele kleine Splitterbesitzparzellen, aber auch große zusammenhängende Waldflächen - im Kreis Siegen-Wittgenstein insgesamt 206 ha, im Münsterland 66 ha, in Wuppertal 45 ha und auch 13 ha im Kreis Soest. Ganz besonders betroffen ist aber der Kreis Euskirchen. Hier stehen insgesamt 2748 ha in sechs Gebieten zum Verkauf an. Darunter auch Tafelsilber des Euskirchener Naturschutzes wie die Natura 2000-Flächen Weyerer Wald im Mechernicher Stadtgebiet und Stromberg im Bereich der Gemeinde Blankenheim.

„Leider ist es nicht so, dass schon die Unterschutzstellung von Flächen auch wirklich ihren Schutz sicherstellt“, weiß Tumbrinck. Dies zeigten beispielsweise die Vorfälle im Naturschutzgebiet Wiebachtal bei Radevormwald. Dazu bedürfe es qualifizierter Schutzgebietsverordnungen und eines engagierten Eigentümers. Zwar sei für die sechs Flächen im Kreis Euskirchen vorgesehen einen Bieter zu bevorzugen, der für alle Flächen ein Gesamtangebot abgibt und sie so an einen neuen Besitzer gelangen, der eine naturschutzkonforme Nutzung sicherstellt, wie es z.B. eine Stiftung könnte. „Das sind aus Sicht des NABU bei 22,5 Millionen Euro Mindestbietsumme aber eher fromme Wünsche“, so der NABU-Landesvorsitzende. Die NABU-Stiftung Naturerbe NRW sei jedenfalls noch zu jung und zu finanzschwach, um einen solchen Preis zu schultern.

Fraglich sei zudem die Notwendigkeit des Verkaufs wertvoller Naturschutzflächen im Kreis Euskirchen. Derzeit erfolgten schon Verkäufe landwirtschaftlicher Flächen und forstlicher Immobilien, die dem Landeshaushalt bereits Einnahmen in Millionen Höhe eingebracht hätten. Der NABU erwartet dass allein auf Grund dieser Einnahmesituation Waldflächen, speziell aber die Schutzgebiete, kurzfristig vom Verkauf zurückgezogen werden und nicht den wirtschaftlichen Zwängen oder jagdlichen Interessen privater Eigentümer überlassen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Pressestelle Merowinger Str. 88, 40225 Düsseldorf Telefon: (0211) 159251-0, Telefax: (0211) 159251-15

(el)

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