Pressemitteilung | Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV-RLP)

Lebensmittel wertschätzen / BWV-Präsident Schindler weist im Rahmen einer Anhörung im Umweltausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages auf den Wert heimischer Nahrungsmittel hin

(Mainz) - Anlässlich der Anhörung zum Thema "Lebensmittel mehr wertschätzen und weniger verschwenden", welche am 14. August 2012 im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten des Landtages Rheinland-Pfalz stattfand, forderte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. mehr Wertschätzung für hochwertige Nahrungsmittel ein.

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. weise seit Jahrzehnten immer wieder auf den Wert heimischer Nahrungsmittel und die damit verbundene Wertschätzung hin, so BWV-Präsident Schindler. Im Jahr 1900 hätten die Verbraucher 57 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, 1970 lag der Anteil bei 19 Prozent und im Jahr 2011 nur noch bei rund 11 Prozent. Viele Landwirte hätten im Laufe der Jahrzehnte ihre Betriebe aufgeben müssen, der Strukturwandel schreite unaufhaltsam fort.

Von der landwirtschaftlichen Erzeugung bis hin zur ersten Verarbeitungsstufe seien die Möglichkeiten zur Vermeidung einer Lebensmittelverschwendung weitestgehend ausgeschöpft. Durch eine professionelle Lagerung und Logistik würden Verluste auf der Erzeugerstufe und im Erfassungshandel vermieden. Bei Getreide, Milch und Fleisch werde die gesamte verwendungsfähige Ware verarbeitet. Nebenprodukte, wie zum Beispiel Molke oder Rübenschnitzel, würden zu hochwertigen Futtermitteln verarbeitet. Bei Obst und Gemüse sehe es ähnlich aus. Die Frischware werde direkt für den Verzehr angeboten, Verarbeitungsware in der Konserven- oder Marmeladeindustrie.

Im Rahmen der Anhörung forderte BWV-Präsident Schindler eine Überprüfung der gesetzlichen Vorgaben für die Trennung von Nebenprodukten und Abfällen in einigen Punkten. Insbesondere das vor einigen Jahren EU-weit eingeführte Verfütterungsverbot von tierischem Eiweiß aus Schlachtnebenprodukten an Nichtwiederkäuer wie Schweine und Geflügel. Darüber hinaus sei es durchaus sinnvoll, Rückläufe und Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung, wie zum Beispiel altes Brot aus Bäckereien oder Nebenprodukte aus Molkereien, unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften als Futtermittel zu nutzen.

Doch auch die Verbraucher seien bei diesem Thema gefragt. Viele Menschen seien nicht mehr in der Lage, Grundnahrungsmittel zu einer schmackhaften und gesunden Mahlzeit zu verarbeiten und damit einen sparsamen Umgang mit wertvollen Lebensmitteln zu gewährleisten. Wer seinen Einkauf und die Nahrungsmittelzubereitung entsprechend Plane, könne auch Reste sinnvoll verwerten, ohne diese entsorgen zu müssen. Leider sei der Bereich Hauswirtschaft größtenteils aus den Lehrplänen verbannt worden. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. stelle im Rahmen seiner Aufklärungsarbeit immer wieder fest, dass viele Kinder deutliche Wissensdefizite bei der Herkunft Ihrer Grundnahrungsmittel hätten, so der BWV-Präsident weiter. Aktionen des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., wie die der Veranstaltung "Erlebnisbauernhof Mobil" zeigten jedoch, dass das Interesse der Kinder, Landwirtschaft und Lebensmittel mit allen Sinnen genießen zu können, ungebrochen sei. Man müsse daher den Kindern bereits in den Schulen ein realistisches Bild von moderner Landwirtschaft und gesunder Nahrungsmittelproduktion vermitteln. Mit dem Wissen steige auch die Wertschätzung der Produkte, so Schindler.

Zudem würden die Verbraucher in diversen Umfragen immer wieder ihre Bereitschaft erklären, für die hohe Qualität heimischer Nahrungsmittel einen höheren Preis zahlen zu wollen. An der Ladentheke passiere jedoch das genaue Gegenteil. Seit Jahren nehme der Marktanteil der Discounter zu, während viele landwirtschaftliche Direktvermarkter, vor allem im Bereich Vieh- und Fleisch, diesen Betriebszweig wieder aufgeben mussten. Würden die Verbraucher tatsächlich mehr Wert auf hochwertige Qualität legen und bei den Erzeugern vor Ort einkaufen, wäre dies nicht nur ein Genuss für die Verbraucher selbst, sondern gleichzeitig durch kurze Transportwege und geringere Verluste gut für die Umwelt und die heimische Landwirtschaft.

Darüber hinaus wies der BWV-Präsident auf die Ernteverluste in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern hin, die hier deutlich höher seien als in den Industriestaaten. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schätze die Verluste auf 10 bis 30 Prozent der Welternte. In den Entwicklungs- und Schwellenländern könnten die Verluste durch eine verbesserte, optimierte Lagerhaltung, einen Schutz vor Schädlingsbefall, durchgehende Kühlketten und eine verbesserte Logistik drastisch reduziert werden, erläuterte Schindler weiter.

Insgesamt seien alle Beteiligten gefragt, an der Wertschätzung hochwertiger Nahrungsmittel zu arbeiten, um Verluste wirksam vermeiden zu können und Lebensmittelverschwendung nachhaltig einzudämmen, so der BWV-Präsident abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. Pressestelle Weberstr. 9, 55130 Mainz Telefon: (06131) 62050, Telefax: (06131) 620550

(wl)

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