Pressemitteilung | (NABU) Naturschutzbund Deutschland - Landesverband Nordrhein-Westfalen

NABU NRW mit erfreulicher Bilanz 2007 / Klimawandel, Energieversorgung und Artenschutz bleiben die Herausforderungen

(Düsseldorf) - Der Naturschutzbund NABU NRW kann weiterhin auf Unterstützung in der Bevölkerung bauen. Das zeigt der aktuelle Jahresbericht 2007, den der NABU heute (7. August 2008) der Öffentlichkeit in Düsseldorf präsentierte. „Wir freuen uns über die konstant hohe Mitgliederzahl von rund 55.000 Mitgliedern, was uns mit Abstand zum stärksten Naturschutzverband in NRW macht,“ so der Vorsitzende, Josef Tumbrinck, bei der Vorstellung des Jahresberichtes. Mit diesem Rückhalt in der Bevölkerung werde der NABU sich auch unter weiterhin schwierigen politischen Bedingungen künftig auf allen Ebenen für Natur und Umwelt einsetzen können. „Garant für unsere bisher erfolgreiche und auch zukünftige Naturschutzarbeit auf allen Ebenen ist und bleibt dabei die breite ehrenamtliche Basis“, sagte Tumbrinck weiter. Die helfe im Kleinen wie im Großen und mache auch in der Politik Eindruck. Nach wie vor habe deshalb die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements oberste Priorität.

Ohne das Engagement der NABU-Aktiven wären heute wohl vielerorts in NRW seltene Biotoptypen verloren gegangen und bedrohte Tier- und Pflanzenarten verschwunden. Dass im einwohnerreichsten Bundesland heute 10,5 Prozent der Fläche unter Schutz stehen, ist auch Verdienst des NABU. Dieser Tradition fühlt sich der größte nordrhein-westfälische Naturschutzverband auch heute noch verpflichtet, wie die erfolgreiche Fortsetzung von Arten- und Biotopschutzprojekten belegen. So gilt das Jahr 2007 in der über 20jährigen Geschichte der AG Wanderfalkenschutz mit 174 ausgeflogenen Jungtieren als das bisher erfolgreichste Jahr überhaupt. Auch das NABU-Projekt „Ein König sucht sein Reich“ zum Schutz des Laubfrosches verbucht nach 8 Jahren beachtliche Erfolge – die rückläufige Bestandesentwicklung in einigen Regionen des Landes konnte gestoppt und speziell im Münsterland zum Positiven gewendet werden. Zusätzlich zu allen Aktivitäten und Veranstaltungen hatten sich die 50 Kreis- und Stadtverbände des NABU zudem in einer Art Kür vorgenommen den Vogel des Jahres 2007 – den Turmfalken – zu unterstützen. Mit 215 installierten Nisthilfen landesweit übertraf diese „Gemeinschaftsaufgabe“ das anvisierte Ziel von 200 Nisthilfen sogar und half dem kleinen Greifvogel lokal erfolgreich über seine „Wohnungsknappheit“ hinweg.

Beherrschendes Thema des Jahres 2007 war aus NABU-Sicht der Klimawandel. Auf Landesebene hat sich dies in der vom NABU NRW mitinitiierten Gründung der klimaallianz nrw niedergeschlagen. Die Demonstration an der Baustelle des Braunkohlekraftwerks in Neurath am 8.Dezember war trotz widriger Umstände mit fast 5000 Teilnehmern ein großer Erfolg. Tumbrinck: „Bezüglich ihrer Klimaschutz- und Energieversorgungspolitik muss sich die Landesregierung auch weiterhin auf Gegenwind einstellen, denn die in diesem Jahr vorgelegte Energie- und Klimaschutzstrategie des Landes ist zwar ambitioniert aber untauglich.“ Um das Reduktionsziel zu erreichen setze die Landesregierung vorrangig auf den Bau weiterer Großkraftwerke und freiwillige Vereinbarungen mit den Großkonzernen. „Der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien bleibt im vorgelegten Konzept weit hinter den in heutigen Zeiten notwendigen Erfordernissen und Möglichkeiten zurück“, erklärte der NABU-Landeschef. Dies sei klimapolitisch unverantwortlich.

Besonders unerträglich sei die wiederbelebte Diskussion, um die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. „Längere Laufzeiten werden nicht zu sinkenden Strompreisen, sondern wie bislang zu weiter steigenden Gewinnen der Energiekonzerne führen. Atomreaktoren sind und bleiben eine träge und ineffiziente Form der Energieumwandlung. Schon jetzt kommen wir seit über einem Jahr problemlos ohne die Pannen-AKWs Brunsbüttel und Krümmel aus“, so Tumbrinck. Der einzige Weg zu einer nachhaltigen Form der Energieerzeugung sei der Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Effizienz. Die Senkung des Energieverbrauchs müsse endlich in den Mittelpunkt der Klimapolitik rücken.

2007 war aber auch geprägt durch den Abbau natur- und umweltschutzpolitischer Standards. So beschneidet das am 5. Juli in Kraft getretene novellierte Landschaftsgesetz die Mitwirkungsrechte von Verbänden in Planverfahren, erleichtert Zerstörungen von Natur und Landschaft und torpediert ehrenamtliches Engagement. Außerdem wurde die Jagd auf Kanadagans, Grau- und Nilgans eröffnet und der Abschuss von Kormoranen freigegeben. Tumbrinck: „Erschwerend kommt noch hinzu, das der Naturschutzhaushalt für das Jahr 2007 die absolute Talsohle erreicht hat. Beschämende 12,5 Millionen Euro sind es gerade einmal im „originären“ Naturschutzetat gewesen.“ Zähle man alle relevanten Posten zusammen, kommt man laut Umweltministerium auf rund 58 Millionen Euro. „Hier muss sich etwas ändern, wenn man mit dem Schutz der Biologischen Vielfalt auch vor der eigenen Haustür Ernst machen will und nicht nur von anderen Ländern erwartet, dass sie ihre Regenwälder schützen“, erklärte der NABU-Landesvorsitzende.

Mindestens eine Verdopplung des Naturschutzetats auf 120 Mio. Euro bis 2014 sei aus Sicht des NABU zwingend erforderlich. Unter anderem würden für den Flächenkauf ökologisch sensibler Gebiete, ehrenamtliche Naturschutzaktivitäten, zusätzliche Agrar-Umwelt-Maßnahmen, Umweltbildungsarbeit und Naturschutzgroßprojekte dringend mehr Gelder benötigt. Positiv sei zu vermerken, dass die Landesregierung das Netz der Biologischen Stationen für die kommenden drei Jahre erhalten wolle und die Natur- und Umweltakademie sowie die Stiftung für Umwelt und Entwicklung erhalten blieben.

Mit rund 517.000 Euro hatten die Mitgliedsbeiträge wieder den größten Anteil an den Gesamteinnahmen von rund einer Millionen Euro. Bei den Spenden wurde ein deutliches Plus verzeichnet, während bei den Bußgeldern der Rekord des Vorjahres nicht wiederholt werden konnte. Rund 300.000 Euro flossen im letzten Jahr in die Projektarbeit des NABU NRW, die Arbeit der Aktiven in den 150 Orts- und Kreisgruppen sowie die Naturschutzjugend. Der Anteil der allgemeinen Verwaltungsausgaben konnte erfreulich stabil gehalten werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Pressestelle Merowinger Str. 88, 40225 Düsseldorf Telefon: (0211) 159251-0, Telefax: (0211) 159251-15

(el)

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