Pressemitteilung | Deutscher Tierschutzbund e.V.

Tierzuchtfonds geht an den Start / Spendenfonds für artgemäße Tierzucht gegründet

(Bonn) - Tierschutzverbände und Stiftungen haben gemeinsam den Tierzuchtfonds gegründet. Aus diesem Spendenfonds werden wissenschaftliche und praktische Projekte gefördert, die sich für artgemäße Tierzucht einsetzen.

Die landwirtschaftliche Tierzucht steckt in der Sackgasse. Spezialisierte Höchstleistung war in den letzten fünfzig Jahren ihr Ziel. Schweine sollten innerhalb kürzester Zeit mehr Fleisch ansetzen, Kühe immer mehr Milch geben, Hennen mehr Eier legen, Masthühner, Puten und Enten schneller wachsen. Die Tiere bezahlen die hohen Leistungen mit Krankheitsanfälligkeit, Verhaltensstörungen, Schmerzen und Leiden. Männliche Küken von Legehennen werden generell am Tag nach ihrer Geburt getötet, da sich ihre Mast nicht lohnt. Tiere der Masthähnchenrassen dagegen sind zuchtbedingt ständig hungrig.

Um einen Weg aus dieser Sackgasse anbieten zu können, haben die Schweisfurth-Stiftung, der Deutsche Tierschutzbund, PROVIEH und die Zukunftsstiftung Landwirtschaft gemeinsam den Tierzuchtfonds gegründet. Er unterstützt innovative und praxisorientierte Projekte, die sich für artgemäße Tierzucht einsetzen. Ziel der Gründer ist es, im ersten Jahr Spenden in Höhe von mindestens 100.000 Euro einzusammeln.

„Tiere dürfen nicht der industriellen Logik unterworfen sein, sondern müssen als Mitgeschöpfe respektiert werden“ fordert Karl Ludwig Schweisfurth, Metzgermeister und Gründer der Schweisfurth-Stiftung sowie der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Zudem haben bäuerliche Betriebe und Öko-Landwirte, die ihre Tiere artgemäß halten wollen, – ein Beispiel ist die Putenhaltung - massive Probleme, geeignete Rassen zu finden. Gleichzeitig nimmt die Vielfalt an Rassen dramatisch ab. Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, erläutert das Ziel: „Wenn wir einen umfassenden Schutz von Tieren in der Landwirtschaft erreichen wollen, müssen die politisch Verantwortlichen dem „Schneller“, „Größer“, „Mehr“ einen Riegel vorschieben. Bislang haben sie auf diese Herausforderung kaum reagiert. Mit dem Tierzuchtfonds wollen wir konkrete wissenschaftliche und praktische Projekte fördern. Gleichzeitig fordern wir die Bundes- und Landesregierungen auf, ebenfalls Geld für derartige Forschungsprojekte zur Verfügung zu stellen.“

Sandra Gulla, Vorsitzende von PROVIEH – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung, begeistert sich für eines der geförderten Projekte, das Geschwisterkükenprojekt: In einem Praxisversuch der Interessengemeinschaft Bio-Geflügelaufzucht werden Hähnchenküken aus fünf ausgewählten, für extensive Haltungssysteme gezüchteten Hybridlinien aufgezogen und gemästet. Gleichzeitig werden Vermarktungswege für diese Hähnchen entwickelt. „Wir unterstützen aktiv dieses Projekt, da es eine konkrete Alternative zu der untragbaren Tötung männlicher Küken entwickelt. Unsere Mitglieder engagieren sich für tiergerechte Haltung, Fütterung und Betreuung von Nutztieren. Die Züchtung ist nun als wichtiges Thema dazugekommen und stößt auf großes Interesse“, beobachtet Gulla. Seit einigen Jahren entwickeln Initiativen der bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft Alternativen in der Tierzucht. Sie züchten gesunde und vielseitige Tierrassen mit ausgeglichener Konstitution. Cornelia Roeckl, Geschäftsführerin der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, nennt vielversprechende Projekte: „Wir setzen auf Höfe, die wieder Zuchtbullen halten, statt nur künstliche Besamung einzusetzen sowie Zuchtinitiativen, die Vitalität und Dauerleistung in den Vordergrund stellen. Uns interessieren Forschungsprojekte, in denen Zusammenhänge zwischen Tierzucht und Gesundheit der Tiere erarbeitet werden.“ Für die Finanzierung der innovativen, zukunftweisenden Projekte braucht der Tierzuchtfonds Unterstützung. Die Verbände - Deutscher Tierschutzbund, PROVIEH, Schweisfurth-Stiftung und Zukunftsstiftung Landwirtschaft - rufen Privatpersonen und Unternehmen zu Spenden auf. Mit dem Start des Tierzuchtfonds wurde die Internet-Seite www.tierzuchtfonds.de eingerichtet. Sie gibt Auskunft über Förderprojekte und -kriterien sowie Hintergrundinformationen zur Tierzucht.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tierschutzbund e.V. Baumschulallee 15, 53115 Bonn Telefon: 0228/604960, Telefax: 0228/6049640

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