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Verbände legen Ergebnisse der BAG/HDE-Kundenverkehrsuntersuchung 2008 vor / Studie belegt Attraktivität der Innenstädte als Einkaufsorte

(Berlin) - Die Handelsverbände BAG und HDE präsentieren die Ergebnisse der aktuellen BAG/HDE-Kundenverkehrsuntersuchung. Im Rahmen der Untersuchung wurden am 9., 10. und 11. Oktober 2008 in rund 100 Städten in Deutschland nahezu 6 Mio. Besucher des innerstädtischen Einzelhandels erfasst und davon rund 200.000 nach bestimmten Einkaufsparametern befragt. Beteiligt haben sich rund 200 innerstädtische Einzelhandelsunternehmen.

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

1. Bedeutung der Innenstädte als Einkaufsorte

Für rund ein Viertel der Befragten stellen die Innenstädte die wichtigste Einkaufsorte für sämtliche Einkäufe dar. Nach Sortimenten unterschieden ist allerdings eine sehr unterschiedliche Wertung erkennbar: Während die Innenstädte für rund 47 Prozent der Verbraucher im Sortimentsbereich Bekleidung/Schuhe die wichtigsten Einkaufsorte sind, sind es für den täglichen Bedarf nur knapp 9 Prozent der Fälle. Für etwa 16 Prozent haben die Innenstädte die gleiche Bedeutung wie andere Einkaufsstandorte, für nahezu 14 Prozent sind die Innenstädte als Einkaufsorte eher unwichtig.

2. Anteil älterer Kundschaft in Innenstädten nimmt weiter zu

Der Anteil der Besucher und Kunden über 65 Jahre hat sich gegenüber 2004 im Durchschnitt um fast 7 Prozent erhöht. Demgegenüber haben sich die Anteile der Besucher und Kunden aus der großen mittleren Altersgruppe zwischen 26 und 50 Jahren um 4,5 Prozent sowie die Anteile der jüngeren Altersgruppe von 21 bis 25 Jahren um 2,5 Prozent verringert. Der Anteil der jüngsten Altersgruppe mit einem Alter von bis zu 20 Jahren ist dagegen konstant geblieben. Diese Entwicklung geht weitestgehend konform mit der allgemeinen Altersentwicklung in Deutschland.

3. Einkaufen in den Innenstädten wird immer stärker zur Domäne der Frauen

Während die Männer sich immer mehr als "Einkaufsmuffel" präsentieren, steigt der Anteil der Frauen beim Einkaufen in den Innenstädten immer weiter an. Lag der Anteil der Frauen bei der Kundschaft im innerstädtischen Einzelhandel im Jahre 2004 bei etwa 63 Prozent, so ist er in 2008 auf nahezu 67 Prozent angestiegen. Bezüglich der einzelnen Einkaufstage bestehen kaum große Unterschiede in den Anteilen der beiden Geschlechter: Auch samstags finden sich immer weniger Männer in den Innenstädten wieder. In der jüngsten Altersgruppe von bis zu 20 Jahren finden sich die höchsten Männeranteile in der Besucher- bzw. Kundschaft. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Männer kontinuierlich ab.

4. Trend zum "Single-Shopping" hält an

Der bereits aus den vorherigen Kundenverkehrsuntersuchungen erkennbare Trend zum "Single-Shopping" in den Innenstädten hat sich weiter fortgesetzt. Rund 58 Prozent aller Befragten gaben an, allein zum Besuch oder Einkauf in die Innenstädte gekommen zu sein. Im Jahre 2004 lag der Anteil um nahezu 2,6 Prozentpunkte niedriger. Der Anteil derjenigen Besucher und Kunden, die zu zweit oder zu mehreren Personen zum Einkaufen in die Innenstädte kommen, ist dagegen von 2004 auf 2008 gesunken. Die Verbraucher, die nicht alleine zum Einkaufen in die Innenstädte kommen, sind hauptsächlich in Begleitung von Familienangehörigen oder Lebenspartnern. Ein geringerer Anteil der Verbraucher sucht die Innenstädte mit Freunden auf. Samstags sind die Anteile der Mehrpersonengruppen beim Einkaufen deutlich höher als an den beiden anderen Wochentagen. Verbraucher, die von außerhalb zum Besuch und/oder Einkauf in die Innenstädte fahren, kommen im Gegensatz zu den Innenstadtbewohnern vermehrt in Gruppen. Insgesamt nimmt die Bedeutung eines gemeinsamen Einkaufs in der Innenstadt, etwa für Familien und/oder sonstigen zusammengehörigen Personengruppen (z.B. Freunde, Bekannte, Freizeitgruppen) weiterhin ab.

5. Konstant hohe Ausstrahlungskraft des innerstädtischen Einzelhandels auf Umland

Der Anteil der Besucher und Kunden, die außerhalb der Städte wohnen und zum Besuch/Einkauf in die Innenstädte pendeln, ist gegenüber 2004 nur leicht gesunken. Stammten im Jahre 2004 rund 40 Prozent aller Verbraucher aus dem näheren und weiteren Einzugsgebiet der Städte, so war es 2008 lediglich nur 1 Prozentpunkt weniger. Samstags ist der Anteil der auswärtigen Besucher und Kunden erkennbar höher als donnerstags und freitags. Der Anteil der in- und ausländischen Einkaufstouristen in den Innenstädten hat sich gegenüber 2004 weiter erhöht.

6. Höhere ÖPNV-Anteile im Modal Split des Einkaufsverkehrs

Während sich der modal split im Einkaufsverkehr in den letzten Jahren gerade im Verhältnis von Pkw zu ÖPNV selten um mehr als 1 bis 1,5 Prozentpunkte verändert hat, konnten diesbezüglich nunmehr deutlichere Veränderungen registriert werden. Während die Anteile der Besucher und Kunden, die mit dem Pkw zum Besuch/Einkauf in die Innenstädte kommen, um mehr als 5 Prozentpunkte abgenommen haben, stieg der ÖPNV-Anteil im Durchschnitt um mehr als 4 Prozentpunkte. Samstags ist der Pkw-Anteil weiterhin deutlich höher als an den beiden anderen Erhebungstagen. Bei Besuchern und Kunden von außerhalb liegt der Pkw-Anteil an allen drei Erhebungstagen wesentlich höher als bei den Innenstadtbesuchern, die in der jeweiligen Stadt selbst wohnen. Für die anderen Verkehrsmittel und bei den Fußgängern ergeben sich nahezu keine Veränderungen.

7. Besuchs- und Einkaufshäufigkeiten leicht gesunken

Die Abstände zwischen den Besuchen/Einkäufen in den Innenstädten haben sich leicht vergrößert. Rund ein Drittel aller befragten Verbraucher gab an, die Innenstädte mehr oder weniger täglich zum Einkaufen aufzusuchen; im Jahre 2004 waren es noch mehr als 36 Prozent der befragten Personen. Der Anteil der Besucher und Kunden, die angegeben haben, dass ihr letzter Besuch/Einkauf in der Innenstadt einen Monat und länger zurück liegt, ist um rund einen Prozent gestiegen. Immerhin 2,5 Prozent aller Befragten gaben an, noch nie in der jeweiligen Innenstadt eingekauft zu haben. Verbraucher, die in den Städten wohnen, kamen regelmäßig in geringeren Abständen zum Einkaufen in die jeweilige Innenstadt als Besucher und Kunden aus dem jeweiligen Umland.

8. Deutlicher Rückgang der Käuferquote, Anteile höherer Einkaufsbeträge nehmen ab

Der Anteil der kaufenden Kundschaft an der Gesamtbesucherschaft ist deutlich gesunken. Während im Jahre 2004 noch nahezu 60 Prozent aller Verbraucher bei ihrem Besuch in der Innenstadt auch etwas einkauften, waren es 2008 lediglich knapp 53 Prozent. Einen solch starken Rückgang der Käuferquote hat es in der jüngeren Geschichte der Kundenverkehrsuntersuchung nicht gegeben. Bei den Stadtbewohnern liegt die Käuferquote leicht über der Kaufquote derjenigen Verbraucher, die von außerhalb zum Einkauf in die Innenstädte kommen. Mit zunehmendem Alter steigt die Käuferquote. Während 2004 noch rund 18 Prozent aller Kunden einen Einkaufsbetrag von mehr als 100 Euro entrichteten, waren es 2008 knapp 15 Prozent. Demgegenüber hat der Anteil niedriger Einkaufsbeträge von lediglich bis zu 10 Euro um rund 2,5 Prozentpunkte zugenommen.

9. Höhere Einkaufsbeträge bei Pkw-Kunden

In der Verkehrsgruppe der Pkw-Nutzer sind in Relation zu den anderen Verkehrsmitteln deutlich mehr Käufer vorzufinden. Der Pkw-Kunden kommen zwar seltener zum Einkaufen in die Innenstädte, geben dabei aber wesentlich mehr Geld aus als Kunden, die ein anderes Verkehrsmittel benutzen. Die Einkäufe ab 100 Euro waren bei den Pkw-Nutzern prozentual deutlich häufiger vertreten als bei allen anderen Verkehrsteilnehmern. Während nahezu 11 Prozent der ÖPNV-Nutzer angaben, mehr als 100 Euro ausgegeben zu haben, waren es bei den Pkw-Kunden rund 21 Prozent.

10. Hohe Zufriedenheit mit dem Einkauf in den Innenstädten

Die deutliche Mehrheit von rund 78 Prozent der Befragten war sehr zufrieden/zufrieden mit dem Besuch bzw. mit dem Einkauf in der jeweiligen Innenstadt. Gegenüber der Befragung 2004 ergaben sich nahezu keine Veränderungen in der Bewertung. Etwa 22 Prozent der Verbraucher sind nach wie vor eher unzufrieden oder ganz vereinzelt auch sehr unzufrieden. Es gibt kaum große Altersunterschiede in der Bewertung des Einkaufs in den Innenstädten. Jüngere Verbraucher bis 25 Jahre votieren in der Tendenz allerdings etwas positiver als der ältere Konsumentenkreis ab 51 Jahren.

Der Geschäftsführer des gemeinsamen BAG-/HDE-Ausschusses "Stadt und Handel", Rolf Pangels, leitet aus den Ergebnissen die folgenden Schlussfolgerungen ab:

"Die Mannigfaltigkeit der Innenstädte als Versorgungsstandorte muss erhalten bleiben; sie ist wesentlicher Bestandteil der Anziehungskraft von Innenstädten. Um die Attraktivität der Innenstädte weiter zu steigern, ist ein umfassendes, innovatives und aufeinander abgestimmtes Waren- und Dienstleistungsangebot unabdingbar. Es ist wünschenswert, dass alle in einer Stadt ansässigen Institutionen, seien es nun öffentliche oder private, zum Erhalt und zur qualitativen Aufwertung urbaner Lebensformen zum Wohle der Stadt künftig noch enger zusammenarbeiten.

Einzelhändler und alle anderen innerstädtischen "Akteure" sind gut beraten, sich der immer stärker werdenden älteren Kundschaft mit besonderer Aufmerksamkeit zu widmen. Gleichzeitig müssen alle Anstrengungen unternommen werden, der jüngeren Kundschaft - den Besuchern und Kunden von morgen - in den Innenstädten ein gleichermaßen abwechslungsreiches wie qualitativ hochwertiges Einkaufs- und Freizeiterlebnis zu bieten. Sonst besteht die Gefahr einer dauerhaften Umorientierung dieser Zielgruppe auf andere, nicht-integrierte Standorte und damit einem weiteren Bedeutungsverlust der Innenstädte.

Das Einkaufen in den Innenstädten muss für Frauen und Männer gleichermaßen zum Erlebnis werden. Männer müssen als spezielle Zielgruppe mit entsprechendem Warenspektrum sowie speziellen Service- und Dienstleistungsangeboten wieder verstärkt an die Innenstädte herangeführt werden. Hierzu zählt auch eine optimierte Pkw-Erreichbarkeit, bevorzugen doch Männer den Pkw als Verkehrsmittel.

Das Einkaufen in den Innenstädten muss verstärkt in den Fokus gemeinsamer Besorgungen und Freizeitaktivitäten gestellt werden. Dies gilt insbesondere für Familien mit Kindern sowie für Tourismusgruppen. Entsprechend sind Warenangebot, Dienstleistungen und Services bereitzuhalten. Ein offensives gruppenorientiertes Standortmarketing könnte solche Entwicklungen initiieren bzw. intensivieren.

Die abnehmende Erreichbarkeit innerstädtischer Einkaufsstandorte für Pkw und die demgegenüber autogerecht ausgebauten Standorte an der Peripherie bewirken einen weiter zunehmenden Wettbewerbsnachteil für den Einzelhandel in Innenstädten und Stadtteilzentren. Diese Entwicklung zuungunsten gewachsener Strukturen würde noch weiter verschärft, wenn verstärkt nur dirigistische Konzepte gegen den motorisierten Individualverkehr verwirklicht würden. Die Innenstädte müssen daher für alle Verkehrsteilnehmer grundsätzlich erreichbar sein bzw. bleiben. Wie die Ergebnisse zeigen, lässt sich auch ein Großteil der Pkw-Nutzer von den historisch hohen Benzinpreisen während des Befragungszeitraums nicht abschrecken. Die Einrichtung von Umweltzonen und City-Maut-Systemen bergen die Gefahr erheblicher negativer Beeinträchtigungen für den innerstädtischen Einzelhandel und sind daher abzulehnen.

Sollen die Innenstädte durch die Verbraucher häufiger frequentiert werden so muss das Angebotsspektrum der Innenstädte gerade für den täglichen Bedarf sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht ausgeweitet werden. Dabei muss ein ausgewogener Mix aus großen und kleineren Anbietern angestrebt werden. Für eine weitere Erhöhung der Besuchsintensität in den Innenstädten können auch abwechslungsreiche und häufig wechselnde Aktionen und Veranstaltungen sorgen. Grundvoraussetzung bleibt jedoch die schnelle, bequeme und kostengünstige Erreichbarkeit.

Die Gruppe der Pkw-Kunden ist die umsatzstärkste Gruppe und für den innerstädtischen Einzelhandel unverzichtbar. Sie darf durch restriktive, verkehrsbe-/verhindernde Maßnahmen, wie zum Beispiel überzogene Parkgebühren, der Erhebung einer City-Maut und/oder der Einführung einer Umweltzone nicht abgeschreckt werden. Durch die Einführung von Umweltzonen steigen die Verbraucher nicht, wie geplant, auf andere Verkehrsmittel um und suchen weiterhin die Innenstädte auf, sondern es werden alternative und besser erreichbare Einkaufsmöglichkeiten im benachbarten Umland gewählt. Diese Verbraucher gehen den Innenstädten als Besucher und Kunden dauerhaft verloren."

Weitere Information, Ergebnisse und Hintergründe zur Untersuchung können bei den beiden Verbänden BAG und HDE abgerufen werden. Für einzelne Städte gibt es spezielle Sonderauswertungen. Die Liste der verfügbaren Städtesonderauswertungen kann unter www.bag.de / Kundenverkehr 2008 abgerufen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Handelsverband BAG, Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V. Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer Friedrichstr. 60, 10117 Berlin Telefon: (030) 206120-0, Telefax: (030) 206120-88

(el)

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