Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung - Landesverband Nordrhein-Westfalen (VBE)

Zu wenig Personal, zu viel Bürokratie

Die NRW-Auswertung der forsa-Umfrage 'Die Schule aus Sicht der Schulleiter' zeigt, dass der Lehrermangel mit Abstand als das größte Problem eingestuft wird (64%). NRW liegt hier über dem Bundesdurschnitt (57%). 'Die weltbeste Bildung steht und fällt mit einer ausreichenden Lehrerversorgung. 44 Prozent der befragten Leitungen kämpfen mit Lehrermangel und unbesetzten Stellen. Zu oft springen Schulleitungen als Vertretungslehrer ein. Es bleibt dann zu wenig Zeit für die Verwaltung. Gleichzeitig gehören die steigenden Verwaltungsarbeiten zu den größten Belastungsfaktoren (88%). Es ist überfällig, zu entbürokratisieren und qualitative Maßnahmen gegen den Lehrermangel umzusetzen', erklärt Stefan Behlau, Landesvorsitzender der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW.

Der durchschnittliche Anteil der nicht besetzten Lehrerstellen ist in NRW (13%) höher als im Bundesdurchschnitt (10%). Als häufigsten Grund für unbesetzte Stellen gaben die Befragten an, dass es zahlenmäßig zu wenige Bewerber gibt. 'Um das Problem langfristig zu lösen, müssen die Studienkapazitäten erhöht, die Zugangsvoraussetzungen geprüft und die Bezahlung angeglichen werden. Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit schreckt potentielle Bewerber ab. Wir vermissen eine langfristige Personalplanung. Bei geburtenstarken Jahrgängen darf es keine Überraschung sein, dass rund sechs Jahre später die Kinder auch Schulen besuchen', erklärt Behlau.

In NRW ist der Einsatz von Seiteneinsteigern in Schulen mit 53 Prozent weitaus höher als im Bundesdurchschnitt (37 Prozent). 'Erschreckend ist, dass der überwiegende Teil der Seiteneinsteiger lediglich einen Crashkurs zur Vorbereitung besucht hat. Den Lehrerberuf erlernt kein Mensch nebenbei. Fast drei Viertel (74%) der Schulleitungen geben an, dass die an ihren Schulen eingesetzten Seiteneinsteiger keine systematische, pädagogische Vorqualifizierung erhalten haben. Das ist zum Nachteil aller Seiten. Die Seiteneinsteiger erhalten zu wenig Unterstützung zur Vorbereitung auf ihr neues Berufsfeld, die Schülerschaf erhält Lehrer ohne pädagogische Vorkenntnisse und das Kollegium muss die neuen Lehrkräfte unter die Arme greifen. Es ist überfällig, eine qualitative Vorbereitung zu schaffen. Wenn schon Seiteneinstieg, dann mit entsprechender Vorqualifizierung. Gerne stehen wir als konstruktiver Partner der Politik zur Seite. Ziel muss es aber sein, originär ausgebildete Lehrkräfte zu gewinnen', erklärt Behlau.

82 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass Politiker den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten. Der Schulpolitik in NRW gaben die Befragten im Durchschnitt die Note 4. Stefan Behlau: 'Trotz der miserablen Bedingungen geht der überwiegende Teil der Schulleitungen eher gern bis sehr gern zur Arbeit. Unsere Schulleitungen sind hochmotiviert. Ohne entsprechende Voraussetzungen wird es aber schwer werden, noch mehr hochmotivierte Menschen für die Leitung zu begeistern. Noch ist jede siebte Schule in NRW führungslos. '

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung Landesverband Nordrhein-Westfalen (VBE) Alexander Spelsberg, Pressereferent Westfalendamm 247, 44141 Dortmund Telefon: (0231) 425757-0, Fax: (0231) 425757-10

(rf)

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