Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: „Migranten sind Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens“ / Bildungsgewerkschaft zur Sonderauswertung PISA 2003 und Migration: Stimmiges Gesamtkonzept muss längeres gemeinsamen Lernen einschließen

(Frankfurt am Main) – Ein stimmiges Integrations-Gesamtkonzept im Bildungsbereich dürfe nicht auf Sprachförder-Kurse verkürzt werden. Es müsse auch ein längeres gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen umfassen. Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute (15. Mai 2006) mit Blick auf die Sonderauswertung PISA 2003 und Migration gefordert. Die Ergebnisse der Studie bezeichnete die Bildungsgewerkschaft als „erschreckendes Zeugnis einer verfehlten Schul- und Integrationspolitik“. Dies gelte insbesondere für die schlechten Resultate der Migrantenkinder der sog. zweiten Generation. Die Gesellschaft müsse lernen, Migranten als eine Bereicherung zu verstehen statt als Belastung und Ausgrenzung zu betreiben. „Menschen, die aus aller Welt nach Deutschland kommen, bringen wichtige Erfahrungen und Fähigkeiten mit. Diesen Menschen müssen Integrationsangebote gemacht werden. Integration ist ein Prozess auf Gegenseitigkeit. Zwangsassimilation wirft in unserer Gesellschaft große soziale Probleme auf, die in Kindergarten und Schule beginnen“, sagte Marianne Demmer, stellvertretende GEW-Vorsitzende, in Frankfurt a.M..

„Wir schlagen vor, die Gebühren für Kindergärten zu streichen, damit mehr Familien mit Migrationshintergrund ihre Kinder in die ‚erste Bildungsinstanz’ schicken. Zudem soll die frühe Aufteilung der Kinder in verschiedene Schulformen zugunsten eines längeren gemeinsamen Lernens bis zum Ende der Pflichtschulzeit endlich überwunden werden. So können Kinder und junge Menschen aus Migrantenfamilien besser und länger individuell gefördert werden“, betonte Demmer. Gleichzeitig müssten für die jungen Menschen Ausbildungsplätze geschaffen und berufliche Perspektiven eröffnet werden. „Nichts ist schlimmer, als junge Menschen in die Resignation zu treiben und ihnen das Gefühl zu vermitteln, sie könnten trotz aller Anstrengungen nicht ‚ihres Glückes Schmied’ sein. Das bereitet den Nährboden für Radikalisierung und Ethnisierung sozialer Probleme“, sagte die Gewerkschafterin.

Grundlage für ein Gelingen des Integrationsprozesses in den Bildungseinrichtungen seien deren gute personelle und materielle Ausstattung, eine weiterentwickelte Pädagogenausbildung sowie pädagogische Konzepte, die auf gemeinsames Leben und Lernen setzen. „Wir müssen auch stärker in die interkulturelle Bildung und Sprachförderung der gesamten Migrantenfamilien investieren“, hob Demmer hervor.

Sie machte deutlich, dass Jugendliche aus Migrantenfamilien im deutschen Bildungssystem schlechter fördert würden als in allen anderen untersuchten Ländern. Insbesondere die in Deutschland geborenen jungen Menschen, die hier zur Schule gegangen sind, hätten sehr schlechte Kompetenzwerte. Sie hinken in Mathe und Deutsch um bis zu eineinhalb Schuljahren hinter Kindern aus deutschen Familien her. „Das ist der bildungspolitische Skandal, den die PISA-Sonderauswertung zu Tage gefördert hat“, sagte die GEW-Vize. Die Studie widerlege alle für das schlechte Abschneiden junger Menschen mit Migrationshintergrund bisher vorgetragenen Erklärungsmuster. „Bleibt nur noch das Argument der frühen Auslese. Es wird Zeit, dass wir die Schulstrukturfrage endlich ernsthaft anpacken“, unterstrich Demmer.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(sk)

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