Pressemitteilung | Deutscher AnwaltVerein e.V. (DAV)

Aktuelle Themen im Familienrecht: Eheschleicherei, Kindschaftsverfahren und Fachgerichtsbarkeit

(WarnemĂŒnde/Berlin) - Braucht das Familienrecht eine eigene Fachgerichtsbarkeit? Mit einer kontroversen Diskussion endete am Wochenende die Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im DAV. Bisher gibt es keine besonderen Voraussetzungen fĂŒr den Einsatz als Familienrichter oder -richterin. Fachliche Fragen spielen bei der GeschĂ€ftsverteilung keine leitende Rolle. Dabei erfordert das breite Spektrum des Familienrechts vom Versorgungsausgleich ĂŒber Unterhalt bis zum Kindschaftsrecht hohe fachliche FlexibilitĂ€t; fachfremde Materien - wie Versicherungsmathematik bei der Berechnung des Versorgungsausgleichs - verlangen interdisziplinĂ€re Kommunikation.

Die EinfĂŒhrung einer Fachgerichtsbarkeit fĂŒr Familienrecht könnte helfen, davon zeigte sich Dr. Gudrun Lies-Benachib ĂŒberzeugt. Die Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht Frankfurt/M. sprach sich auch deshalb fĂŒr eine eigene Gerichtsbarkeit aus, weil dann nicht lĂ€nger Richterinnen und Richter, die sich das nötige Wissen angeeignet hĂ€tten, nach kurzer Zeit wieder durch unerfahrene Kolleginnen und Kollegen ersetzt wĂŒrden. Andreas Frank, Direktor des Amtsgerichts Cuxhaven, widersprach seiner Kollegin: Strukturelle VerĂ€nderungen innerhalb des bestehenden Systems könnten vermeiden, dass völlig unerfahrene Proberichterinnen und -richter mit den komplizierten Fragen des Familienrechts konfrontiert wĂŒrden und unter UmstĂ€nden schwere SchĂ€den zum Beispiel bei den Kindern anrichteten. Einig waren sich die Kontrahenten darin, dass eine Fortbildungspflicht fĂŒr Richter - die es bislang nicht gibt - selbstverstĂ€ndlich sein sollte.

Weitere aktuelle Themen der Herbsttagung waren die "EU-GĂŒterechtsverordnung", "Legal-Tech-Chancen im Familienrecht" und "Entscheider im Kindschaftsverfahren - Jugendamt, Verfahrensbeistand und SachverstĂ€ndiger". In zahlreichen VortrĂ€gen und Workshops standen außerdem familienrechtliche Themen auf der Tagesordnung, mit denen die AnwĂ€lte sich im Alltag befassen: es ging um Verfahrensrecht, Gesellschaftsrecht, Unterhaltsrecht und Zugewinnausgleich.

Auf den jĂ€hrlichen Herbsttagungen haben die FamilienanwĂ€lte und -anwĂ€lte Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung. Namhafte Richter und Richterinnen, Wissenschaftler und renommierte AnwĂ€ltinnen und AnwĂ€lte waren der Einladung der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht gefolgt, so dass wie immer Praxis und Wissenschaft gleichermaßen vertreten waren. Die Tagung war mit 300 AnwĂ€ltinnen und AnwĂ€lte gut besucht.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher AnwaltVerein e.V. (DAV) RA Swen Walentowski, stellv. HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Politische Kommunikation Littenstr. 11, 10179 Berlin Telefon: (030) 7261520, Fax: (030) 726152190

(sf)

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