Pressemitteilung | Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)

Am behinderten Wähler vorbeiprogrammiert Test ergibt, dass die Internetseiten der im Bundestag vertretenen Parteien für behinderte Menschen nicht zugänglich sind

(Berlin) - Für den vorgezogenen Wahlkampf bleibt nicht viel Zeit. Darum setzen die Parteien verstärkt auch auf die Wirkung des Internets. Ob die Internetseiten der Parteien auch behinderte Wähler nicht nur ansprechen, sondern überhaupt für diese Personengruppe zugänglich sind, dass wollten die Initiative "Pro Dialog", der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und das Projekt "Barrierefrei informieren und kommunizieren" (BIK) im Rahmen eines Tests herausfinden. Getestet wurden die Seiten von SPD, CDU, CSU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke.PDS. Maßstab des Tests waren die Anforderungen der "Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung". Sie war im Zuge des Behindertengleichstellungsgesetzes der Bundesregierung erlassen worden und ist für alle Bundesbehörden seit Juni 2003 verbindlich.

"Die Seiten sind durchweg stark verbesserungswürdig", fasst Karsten Warnke, Projektleiter von BIK, die Ergebnisse des Tests zusammen. "Während die Internetseiten der Partei `Die Linke.PDS´ und der SPD noch mit "eingeschränkt zugänglich" bewertet werden können, sind die Internetauftritte der anderen Parteien für behinderte Menschen nur schlecht oder sehr schlecht nutzbar", so Warnke.

So würden sich beispielsweise die Seiten der Grünen nur den Internetnutzern erschließen, die gut mit der Maus umgehen können. Blinde und sehbehinderte Menschen seien aber auf die Tastatur angewiesen. Unionsparteien, Linkspartei und SPD arbeiteten mit so genannten "Pop Ups", sich ohne Vorwarnung selbstständig öffnenden Fenstern, die besonders blinden Menschen die Orientierung schwer machen würden. Generell zu unübersichtlich für behinder-te Menschen seien die Seiten von CDU und CSU. Die Schriftgröße sei nur auf den Seiten der SPD für sehbehinderte Nutzer anpassbar.

"Gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen, die Wahlveranstaltungen nur sehr schwer besuchen können, wären Internetseiten eigentlich eine ideale Hilfe für die Wahlentscheidung", kommentiert Andreas Bethke, selbst blinder Geschäftsführer des DBSV, die Ergebnisse nüchtern. Und auch Kerstin Plehwe, Vorsitzende der Initiative Pro Dialog, bedauert das offensichtlich mangelnde Interesse der Parteien, ihren Internetauftritt auf behinderte Menschen auszurichten: "Die Chance, mit rund 6,7 Millionen schwerbehinderten Wählern in den Dialog zu treten, werden einfach vertan."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) Rungestr. 19, 10179 Berlin Telefon: 030/285387-0, Telefax: 030/285387-20

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