Comeback der Inflation unwahrscheinlich
(Berlin) - Eine Rückkehr hoher Inflationsraten wie in den 70er Jahren ist derzeit nicht zu befürchten. Dies erklärt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Berlin.
Voraussichtlich werde die 2-Prozent-Marke der Verbraucherpreisinflation nur vorübergehend und im überschaubaren Maße überschritten werden. Für den Durchschnitt des kommenden Jahres erwartet der BVR in seinem aktuellen Konjunkturbericht eine Teuerungsrate in Höhe von 2,0 Prozent. Damit werde die Inflation genauso hoch ausfallen wie in diesem Jahr.Die Prognose eines nur kurzzeitigen Anstiegs der Inflation deutlich über die Marke von 2 Prozent sei allerdings an die Bedingung geknüpft, dass der Staat und die Tarifparteien über maßvolle Zuwächse der administrierten Preise und produktivitätsgerechte Lohnabschlüsse ihren Beitrag zur Stabilität der Preise leisteten.
Anstieg der Inflation im November auf 2,7 Prozent erwartet
Der BVR rechnet bis zum Frühjahr 2008 allerdings noch mit spürbaren Ausschlägen bei der Inflationsrate. Diese seien auf Schwankungen des Preisindex Ende 2006 und Anfang 2007 in Folge der Energiepreisentwicklung und der Einführung Mehrwertsteuer zurückzuführen. Bis November rechnet der BVR mit einem Anstieg der Teuerungsrate auf 2,7 Prozent. Im Dezember werde dann die Verbraucherpreisinflation wegen des Preisanstiegs im Vorfeld der Mehrwertsteuererhebung zu Beginn dieses Jahres kurzzeitig auf 2,0 Prozent zurückgehen und im Januar dann wieder deutlich oberhalb der 2-Prozent-Marke liegen. Im weiten Verlauf des kommenden Jahres werde der Preisauftrieb dann nachlassen und zwischenzeitlich wieder unter die Marke von 2 Prozent sinken.
Verbraucherpreisanstieg in vielen Bereichen moderat
Die aktuelle Besorgnis vor einer steigenden Inflation sei verständlich, so der BVR. Zu den größten Verlierern würden die Sparer zählen. Wer Geld zu festen Zinsen angelegt habe, sei dem unerwarteten Kaufkraftentzug durch steigende Preise ungeschützt ausgeliefert. Doch auch Anlagen in Aktien oder bei Lebensversicherungen verloren in Zeiten erhöhter Inflation an Wert.
Die momentanen weit verbreiteten Befürchtungen vor einem nachhaltigen Anstieg der Inflation über die Marke von 2 Prozent hält der BVR aber nur zum Teil für gerechtfertigt. Neben dem auf neue Höchststände gestiegenen
Ölpreis- und anderen Inflationstreibern müssten auch die entlasteten Faktoren wie etwa die Stärke des Euro und die bislang moderaten Lohnsteigerungen in Betracht gezogen werden. Zudem seien in vielen Bereichen des Verbraucherpreisindex die Steigerungsraten moderat geblieben.
So verlief im Bereich der Wohnungsmieten (einschließlich Nebenkosten), die Teuerung trotz höherer Energiepreise unterdurchschnittlich. Hierfür sei der geringe Anstieg der Mieten von 1,0 Prozent im Jahresvergleich ausschlaggebend. Die Wohnungsmieten haben mit 30 Prozent einen bedeutenden Anteil an den Ausgaben der privaten Haushalte.
Auch seien die in der Öffentlichkeit aufmerksam beobachteten Preise der Nahrungsmittel zuletzt nur wenig stärker als der Preisindex insgesamt gestiegen. Die Produktgruppen mit den höchsten Preissteigerungen Milchprodukte, Getreide sowie Speisefette und Öle hätten mit einem Anteil von 3,4 Prozent am Warenkorb der Verbraucher nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die allgemeine Teuerungsrate. In anderen ähnlich bedeutenden Warengruppen seien die Preise hingegen unterdurchschnittlich gestiegen, oder wie im Fall der Gemüsepreise zuletzt sogar gesunken.
(Die aktuelle Studie des BVR ist im Internet unter www.bvr.de / Publikationen, Studien/Konjunktur abrufbar.)
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