Pressemitteilung | Deutsches Komitee für UNICEF e.V.

Gesicht eines Flüchtlingsdramas / Eva Luise Köhler ehrt Sieger des Wettbewerbs „UNICEF-Foto des Jahres“

(Köln) - Der britische Fotograf Marcus Bleasdale ist Sieger des internationalen Fotowettbewerbs „UNICEF-Foto des Jahres 2004“. Sein Foto zeigt ein Flüchtlingskind im Norden der sudanesischen Region Darfur. Arabische Reitermilizen haben das Mädchen und seine Mutter aus ihrem Dorf vertrieben und die Hütten nieder gebrannt. „Das UNICEF-Foto des Jahres 2004 gibt der weltweit größten Flüchtlingstragödie ein Gesicht: Es ist das Gesicht eines Kindes“, sagte UNICEF Schirmherrin Eva Luise Köhler bei der Preisverleihung in Berlin. Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit spitzt sich das Flüchtlingsdrama in Darfur weiter zu. 70.000 Menschen sind bereits ums Leben gekommen, mehr als 1,6 Millionen sind auf der Flucht.

Für den UNICEF-Wettbewerb reichten 63 der weltbesten Fotografen aus 17 Ländern insgesamt 570 Fotos ein. Die Jury unter Leitung des Kunstwissenschaftlers Professor Klaus Honnef vergab zudem einen zweiten und dritten Preis sowie vier lobende Er-wähnungen. UNICEF prämiert mit der Auszeichnung zum fünften Mal Fotos von hohem künstlerischem Niveau, die die Lebensumstände von Kindern illustrieren. Der Wettbewerb wird unterstützt von der Zeitschrift GEO und der Citibank.

Das Siegerfoto:
Das UNICEF-Foto des Jahres 2004 zeigt auf klassische, fast biblisch anmutende Weise ein Mädchen in der Obhut seiner Mutter, die schützend den Arm um ihre Tochter legt. Das Kindergesicht spiegelt die ganze Hoffnungslosigkeit des Flüchtlingsdramas, das seit mehr als einem Jahr die Menschen in Darfur terrorisiert. Das Foto ist Teil einer zehnteiligen Schwarz-Weiß-Serie, die Marcus Bleasdale im Sommer diesen Jahres aufgenommen hat. Seitdem verschlimmert sich die Krise in Darfur und die Lage der Kinder wird immer verzweifelter. Allein im September wurden mehr als hunderttausend Menschen vertrieben. Weil bewaffnete Reitermilizen ihre Dörfer zerstörten, irren sie durch die Wüste und suchen in Flüchtlingslagern Schutz. In der Nähe der Lager kommt es immer wieder zu Übergriffen. Tausende Mädchen und Frauen wurden vergewaltigt. Die verängstigten Flüchtlinge können die Lager nicht verlassen - sie sind zu Gefängnissen ohne Mauern geworden. UNICEF schätzt, dass eine halbe Million Kinder durch Mangelernährung und Krankheiten bedroht sind.

Die weiteren Auszeichnungen:
Der zweite Preis des Wettbewerbs ging an Abir Abdullah aus Bangladesch. Seine Aufnahme zeigt, wie der leblose Körper eines sechsjährigen Kindes in Shankharibazar, Dhaka, aus den Resten eines zusammengestürzten Hauses gezogen wird. Abir Abdullah arbeitet an einem Langzeit-Projekt über die Situation der Kinder während der Flut, die regelmäßig wochenlang einen großen Teil seines Heimatlandes unter Wasser setzt. Allein im Jahr 2004 waren mehr als 25 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen.

Dritter Preisträger ist der italienische Fotograf Alfredo D'Amato. Sein Foto zeigt ein Roma-Mädchen in Rumänien. Die fünfjährige Corinna macht nach dem Winter gerade ihre ersten Schritte unter freiem Himmel. Die kalten Monate musste sie eingeschlossen mit ihren vier Geschwistern in der Hütte der Großmutter verbringen. Ihr Vater ist im Gefängnis, ihre Mutter verschwunden. Die größte Furcht der Großmutter ist, dass die Polizei ihre illegale Hütte abräumen lässt. In Calea Vacaresti, südlich von Bukarest, haben sich vier Familien in einem ausgetrockneten See Hütten aus Holzstücken, Plastik und Kartons errichtet. Sie werden in kein Geburtenregister aufgenommen und haben keine Staatsbürgerschaft. Bei gutem Wetter suchen sie nach Resten von Eisen, Kupfer und Aluminium in der Erde und versuchen es zu verkaufen. Im Winter ist der Boden gefroren. In den Hütten wird dann alles verbrannt, was man finden kann, um bei Temperaturen von bis zu 25 Grad minus zu überleben.

Besonders gewürdigt wurden zudem:
- der südafrikanische Fotograf Roger Ballen für die surreal anmutende Aufnahme des Schlafzimmers eines zehnjährigen Jungen aus Johannesburg. Er trägt eine Maske der Comic Figur "Ninja Turtles“, das Gesicht seines Helden hat das Kind mit Kreide an die Wand gemalt.

- der dänische Fotograf Jacob Ehrbahn für eine Fotoreportage über Spezialfahnder der mongolischen Polizei, die nach Straßenkindern in Ulan Bator suchen. Die Kinder sind von zu Hause ausgerissen, weil ihre Eltern trinken oder weil sie missbraucht wurden. Auch an das streng reglementierte Leben in Waisenhäusern können sie sich nicht gewöhnen. Die Polizisten bringen sie trotzdem zurück - und die Kinder laufen bei nächster Gelegenheit wieder fort.

- der indische Fotograf Harish Tyagi beobachtet mit seiner Kamera seit langem arbeitende Kinder in Neu Delhi. Zur Schule gehen sie nicht. Die Armut stiehlt ihnen ihre Zukunft - wie Zehntausenden anderen Kindern in Indien.

- der US-amerikanische Fotograf Craig F. Walker für seine Reportage über Kamel-Jockeys in Kuwait. Halwan und Mohamed, zwei Jungen aus dem Sudan, sind gerade zehn Jahre alt, arbeiten aber schon als professionelle Jockeys im Kuwait Camel Racing Club. Kinder aus armen Ländern - wie dem Sudan, Indien, Pakistan oder Bangladesch - werden nach Kuwait verkauft und müssen wie Sklaven arbeiten.

Der Wettbewerb 2004
„Fünf Jahre nach der ersten Preisvergabe ist der UNICEF-Fotowettbewerb eine Instanz der internationalen Fotografieszene. Alle prämierten Fotos sind Spitzenleistungen“, sagte Professor Klaus Honnef, Leiter der Jury. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Wettbewerb ist die Empfehlung durch einen renommierten Fotoexperten. Förderer des Projekts sind die Zeitschrift GEO und die Citibank Deutschland. Für das Siegerfoto gibt es als Anerkennung einen Fotoreportage-Auftrag für GEO sowie eine Kamera Canon EOS 1 D Mark 2, gestiftet von Canon.

Die Jury
In der Jury kamen Fotoexperten aus unterschiedlichen Arbeitsgebieten zusammen: Neben dem Juryvorsitzenden Professor Klaus Honnef, Kunstwissenschaftler und Publizist, entschieden über die Preisvergabe der Pressefotograf Frank Darchinger, Mitglied der Bundespressekonferenz, Ruth Eichhorn, Leiterin der GEO-Bildredaktion, Bernd von Jutrczenka, Leiter dpa-Bild, Sue Harnett, Vorstandsvorsitzende der Citibank Deutschland sowie der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Dietrich Garlichs.

Die prämierten Bilder stehen vom 20. Dezember bis zum 31. Dezember zum Download bereit unter www.unicef.de/foto bereit.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Komitee für UNICEF e.V. Höninger Weg 104, 50969 Köln Telefon: 0221/936500, Telefax: 0221/93650279

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