Informationstechnik und Telekommunikation im Dauerhoch
(Hannover) - Die Umsätze mit Informationstechnik und Telekommunikation sind in Deutschland 1999 um 9,6% auf 214,6 Mrd. DM gewachsen. Im Jahr 2000 soll ein Zuwachs um 9,4% auf 234,8 Mrd. DM und im Jahr 2001 um 8,2% auf 254 Mrd. DM erzielt werden. Treibende Kraft sind hierbei die Mobilkommunikation mit plus 34% und Internetdienste mit plus 37% für 1999. Diese Zahlen stellte Volker Jung, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM), anlässlich der CeBIT in Hannover vor. "Für das Jahr 2003 peilen wir die 300-Milliarden-Marke an," äußerte sich Jung optimistisch. "Das macht unsere Branche mit deutlichem Abstand zur Nummer eins der deutschen Wirtschaft." Von der Politik forderte Jung unter anderem in den Bereichen Bildung und Electronic Business energisches Handeln. Das Tempo der Informations- und Kommunikationswirtschaft werde vom Internet vorgegeben. Dessen Schlagzahl läge bei drei Monaten, meinte Jung mit Verweis auf die teilweise jahrelangen Verhandlungen z.B. im Datenschutz. Für die Wirtschaft forderte Jung mehr Planungssicherheit. Auf Rundfunkgebühren im Internet oder zusätzliche Urheberrechts- und Entsorgungsabgaben für ITK-Geräte solle endgültig verzichtet werden. Stattdessen sollten PCs, die zu Hause für schulische und andere Bildungszwecke eingesetzt werden, steuerlich abgesetzt werden können. Auch solle die Öffentliche Hand ein Vorreiterrolle beim Einsatz neuer Technologien übernehmen, meinte Jung und verwies beispielhaft auf Finnland. Dort sind die Ämter verpflichtet, bis 2001 alle Dienste auch online anzubieten.
Im deutschen Markt für Telekommunikation hat der BITKOM 1999 ein Umsatzwachstum um 10,3% auf 110,8 Mrd. DM gemessen. Für das Jahr 2000 sagt BITKOM ein Plus um 9,5% auf 121,2 Mrd. DM und für 2001 um 7,4% auf 130,2 Mrd. DM voraus. Starke Wachstumsschübe gingen von der Mobilkommunikation aus. Mit Endgeräten, Infrastruktursystemen und Diensten der Mobilkommunikation würden 1999 insgesamt 31,4 Mrd. DM umgesetzt. Im laufenden Jahr 2000 erwartet der Verband ein Wachstum um 26% auf 39,5 Mrd. DM und im Jahr 2001 um 18% auf 46,6 Mrd. DM. Die zweite treibende Kraft, Internet- und Online-Dienste, habe im vergangenen Jahr Umsätze von 5,3 Mrd. DM erzielt. Für das Jahr 2000 sagt der BITKOM ein Plus um 40% auf 7,5 Mrd. DM und für das Jahr 2001 um 33% auf 10 Mrd. DM voraus. Die Zahl der Internet-Anschlüsse habe sich 1999 auf mehr als 11 Millionen erhöht. BITKOM geht davon aus, dass in fünf Jahren zwei Drittel aller Deutschen über das Internet erreichbar sein werden.
Laut Jung beginnt zur Zeit die zweite Internet-Welle. Bislang sei das Internet ein immobiles Netz von weltweit 176 Millionen PCs. Das Internet der Zukunft aber werde durch mobile Endgeräte geprägt. In der Verbindung von Mobilkommunikation und Internet sieht Jung eine neue Chance für die europäische und deutsche Industrie. "Viele hatten das Rennen um das Internet für Europa schon verloren gegeben," so Jung. "Das mobile Internet der nächsten Jahrzehnte aber wird die Handschrift Europas tragen. Die europäische Industrie wird als Systemlieferant für den mobilen elektronischen Geschäftsverkehr, das Mobile Business, weltweit führend sein."
Die neuen Dienste prägten schon heute den Telekommunikationsmarkt. Von Gesamtumsätzen in Höhe von 121 Mrd. DM im Jahr 2000 werden nach Berechnung des BITKOM 48,7 Mrd. DM auf die neuen Dienste wie Internet, Daten- und Mobilkommunikation zurückzuführen sein. In der klassischen Sprachtelefonie würden demgegenüber nur mehr 44,6 Mrd. DM umgesetzt. Jung sprach in diesem Zusammenhang von einem "Paradigmenwechsel in der Telekommunikation".
In der Kommunikationstechnik meldet der BITKOM die stärksten Zuwächse seit mehr als zehn Jahren. Zwischen 1999 und dem Jahr 2001 sollen Steigerungen von 19%, 17,7% und 14,4% erreicht werden. Die Umsätze sollen von 23,7 Mrd. DM in 1999 über 27,9 Mrd. DM im Jahr 2000 auf 31,9 Mrd. DM in 2001 expandieren. Im Jahr 2001 würden in Deutschland Handys für insgesamt 14 Mrd. DM über die Ladentheken gehen. Das entspreche fast dem kompletten Markt für Unterhaltungselektronik.
Für die Informationstechnik meldet der BITKOM stabile Wachstumsraten auf außerordentlich hohem Niveau. 1999 sei ein Plus um 8,9% auf 103,4 Mrd. DM erzielt worden. In diesem Jahr soll die Nachfrage um 9,4% auf 113,6 Mrd. DM und im Jahr 2001 um 9% auf 123,8 Mrd. DM zulegen. "Der IT-Markt wächst hierdurch mit schöner Regelmäßigkeit von Jahr zu Jahr in 10-Milliarden-Schritten," freute sich Jung.
Das Wachstum der Informationstechnik werde von Software und Services getragen. Die Steigerungsraten lägen durchgängig zwischen 10% und 15%. Im deutschen Software-Markt sollen im Jahr 2000 29,5 Mrd. DM und im IT-Services-Markt sollen 33 Mrd. DM umgesetzt werden. Die Umsätze mit Geräten der Datenverarbeitung würden im Jahr 2000 um 7% auf 45,4 Mrd. DM steigen. Die Bürotechnik lege um 2% auf 5,7 Mrd. DM zu. Innerhalb der Hardware würden ähnlich wie in der Kommunikationstechnik besonders starke Zuwächse mit mobilen Systemen erzielt. Mobile PCs legten zur Zeit um 11% pro Jahr zu und machten bereits ein Drittel des gesamten PC-Marktes aus.
"Die ITK-Industrie wächst nicht nur schneller als jede andere Branche, sie schafft auch Arbeitsplätze," meldete Jung. Allein in der Informationstechnik seien im vergangenen Jahr 37.000 Arbeitsplätze zusätzlich entstanden, ein Plus von 9%. In Deutschland seien etwa 75.000 Arbeitsplätze unbesetzt, in Europa mehr als 350.000, weil entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte fehlten. Der BITKOM fordert deshalb nach dem Beispiel der USA 30.000 Arbeitserlaubnisse für hochspezialisierte Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern für Deutschland. Es bestünde die Chance, dass im Umfeld dieser Spezialisten in Deutschland mittelfristig bis zu 100.000 weitere Arbeitsplätze entstünden. Langfristig ließe sich das Problem aber nur durch eine moderne Bildungspolitik und den flächendeckenden Einsatz neuer Medien in Schulen lösen. Die notwendigen Investitionen in die Ausstattung der Schulen von etwa 5 Mrd. DM könnten aus den Steuermehreinnahmen aus dem Bereich der ITK-Branche gedeckt werden. Jung: "Unsere Jugend hat ein Recht auf eine zukunftssichere Ausbildung. Und unsere Branche hat ein Recht auf qualifizierten Nachwuchs."
Zur Beschleunigung dieses Programms forderte Jung die volle steuerliche Absetzbarkeit von PCs und insbesondere mobilen PCs, die für Schul- oder Studienzwecke eingesetzt werden. "Es gibt wirklich keinen Grund, weshalb die PCs der Lehrer, nicht aber die PCs der Schüler steuerlich absetzbar sein sollen," kritisierte Jung. Durch eine entsprechende Änderung des Steuerrechts sorge man dafür, dass PCs in die Haushalte kämen und gleichzeitig würden die Schulträger entlastet. Die ITK-Industrie unterstütze ihrerseits bereits etwa 2.000 Schulen mit kostenloser Hard- und Software. Darüber hinaus würde die Wirtschaft im Rahmen der Initiativen "D21" und "Schulen ans Netz" in großem Umfang unentgeltliche Leistungen erbringen, um Schulen für das Informationszeitalter fit zu machen.
Der BITKOM erwartet aber nicht nur vom Bildungssektor, sondern vom Staat insgesamt, dass er eine Vorreiterrolle beim Einsatz neuer Technologien übernimmt. Die Ausstattung des öffentlichen Dienstes mit Informations- und Kommunikationstechnik sei vielfach anachronistisch. "Abgesehen von der standesamtlichen Eheschließung gibt es kaum eine Dienstleistung, die das Bürgermeisteramt nicht besser und effizienter über die neuen Medien erbringen könnte," meinte Jung. Ein solches Programm würde den Staat letztlich keinen Pfennig kosten, sondern sogar Geld sparen. Was man nun brauche, sei eine Aufbruchstimmung in den Ämtern, bis hinunter in die Kommunen. Jung: "Electronic Business und Electronic Services müssen auch ein Thema für den Öffentlichen Dienst werden."
Quelle und Kontaktadresse:
Pressekontakt: Andrea Bockholt, Tel.: 06172/9384-18, Fax: 06172/31010, E-Mail: a.bockholt@bitkom.org; Iris Köpke, Tel.: 0228/20136-0, Fax: -99, E-mail: i.koepke@bitkom.org; Stephan Pfisterer, Tel. 069/6603-1532, Fax -1510, E-mail: s.pfisterer@bitkom.org. Quelle: BITKOM