Pressemitteilung | Virchowbund - Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

NAV-Virchow-Bund, Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands / Wartezeiten-Debatte ufert aus: Niedergelassene mahnen zur Sachlichkeit

(Berlin) - Vor einer unabsehbaren Bürokratie- und Kostenwelle durch die derzeit befeuerte Diskussion um Terminvergaben und Wartezeiten verbunden mit gegenseitigen Garantien und Sanktionen, warnt der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands.

Zunächst wurde die Wartezeiten-Diskussion durch den niedersächsischen Ärztetagsdelegierten Dr. Jens Schweizer und die von ihm thematisierten rund 6,5 Millionen von Patienten nicht wahrgenommenen Termine im Quartal differenzierter geführt. Dann hat Bundesärztekammerpräsident Prof. Frank Ulrich Montgomery ohne Not ein weiteres Fass aufgemacht, in dem er forderte, dass Patienten eine Entschädigung erhalten sollten, wenn sie in der Praxis zu lange warten müssen: "Hierdurch erhält die Thematik um Wartezeiten eine völlig neue Dimension. Ohne jeden Grund zieht Herr Montgomery jetzt auch die Hausärzte in diese überflüssige Diskussion hinein. Neben der Terminvergabe für einen Facharztbesuch, kommen jetzt die Wartezeiten beim Praxisarzt ins Spiel", erläutert Dr. Heinrich.

Wenn das Thema nun derart ausgeweitet werde, dann stelle dies jede der über 100.000 Praxen verwaltungstechnisch auf den Kopf. "Will man Wartezeiten in Praxen völlig vermeiden, muss man reichlich unproduktive Puffer einbauen. Das kostet Geld. Für ein derartiges neues Terminverwaltungsmanagement wäre zudem pro Praxis rund eine zusätzliche halbe Medizinische Fachangestellte erforderlich. Dies verursacht Mehrkosten für die Praxisärzte von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich. Dazu kommen die sinkende Produktivität und die angedrohten Honorarabschläge, wenn eine Praxis die Vier-Wochen-Frist nicht halten kann, egal ob beispielsweise in einer Region zu wenig Neurologen praktizieren oder ob ein Facharzt viele Notfälle außerhalb des Terminkalenders behandelt", rechnet der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Dirk Heinrich vor.

Angesichts der ausuferenden Debatte zum Thema Wartezeiten mahnt Heinrich zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion. "Zuerst sollten diejenigen, die wahllos Behauptungen über die angeblich vielerorts ungerechte Terminvergabepraxis der niedergelassenen Ärzte und zu lange Wartezeiten in Praxen aufstellen, eindeutige Belege für ihre Aussagen liefern." Nur so könnten in den Regionen und bei den Fachrichtungen, wo Patienten tatsächlich länger warten müssten, sachgerechte Lösung erarbeitet werden.

Heinrich vermisst seitens der Bundesärztekammer außerdem eine gleiche Betrachtung aller Versorgungsbereiche: "Diese einseitigen Sichtweisen des Bundesärztekammerpräsidenten wundern mich sehr. Es ist weder ein Wort zu den Wartezeiten von Kassenpatienten auf Operationen in den Krankenhäusern, Konsequenzen zu den von Patienten nicht wahrgenommenen OP-Terminen noch zu einer Termingarantie von vier Wochen in den Klinik-Ambulanzen und zu den Wartezeiten dort zu hören", bemerkt Dr. Heinrich.

Quelle und Kontaktadresse:
NAV-Virchow-Bund Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle Berlin Klaus Greppmeir, Hauptgeschäftsführer Chausseestr. 119b, 10115 Berlin Telefon: (030) 288774-0, Fax: (030) 288774-15

(cl)

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