Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Think Ing.: Ingenieurinnen werden gesucht

(Köln) - Die Chancen für Frauen in den Ingenieurwissenschaft sind außerordentlich gut. Dennoch: Nur etwa zehn Prozent aller berufstätigen Ingenieure sind Frauen. Häufig ist eine falsche Scheu vor technischen Berufen für das geringe Interesse verantwortlich. Das muss jedoch nicht sein, wie das Beispiel aus dem Forschungszentrum Jülich zeigt.







Jülich. Als Doris Clemens 1982 die Bahnen für ihre berufliche Zukunft festlegen wollte, hatte sie zwei Alternativen in die engere Wahl gezogen, die gegensätzlicher kaum sein konnten: Naturwissenschaften und Musik. Die frisch gebackene Abiturientin entschied sich damals für die Naturwissenschaften und schrieb sich an der Technischen Universität Aachen für den Bereich Hüttenkunde ein - der Fachbereich wurde später in Werkzeugtechnik/Metallurgie umbenannt. Um die Musik, sie spielt Mandoline in einem Orchester, kümmert sie sich seitdem in ihrer Freizeit. "Diesen Schritt", so die heute 37jährige promovierte Ingenieurin, "habe ich nie bereut, denn ich habe den Beruf gefunden, der mir wirklich Spaß macht und bei dem ich jeden Morgen gerne zu meiner Arbeitsstelle gehe."







Ihre Arbeitsstelle hat Doris Clemens beim Forschungszentrum Jülich, im Institut für Werkstoff und Verfahren der Energietechnik. Hier forscht sie zum Thema Hochtemperaturkorrosion bei Metallen, wie etwa Pkw-Katalysatoren, Turbinenschaufeln für Kraftwerke oder Flugzeugtriebwerke. Durch diverse Praktika hatte sie bereits zu Beginn des Studiums Kontakt zum Forschungszentrum und arbeitete hier später auch als Doktorandin. Heute betreut sie selbst Diplom-Ingenieure bei ihrer Promotion. Fehler aufzuspüren und Materialien zu optimieren ist für sie wie ein Detektivspiel. Dabei hat sie sich die Tätigkeit in der Forschung bewusst ausgesucht. "Hier", so Doris Clemens, "habe ich wesentlich mehr Freiheiten und kann viel mehr Methoden anwenden, als es mir in der Industrie möglich wäre." Zudem sei das Konkurrenzdenken nicht so groß. Dafür nimmt sie eine geringere Bezahlung in Kauf.







Auch wenn sie es nicht gerne hört: Für Bildungsexperten ist Doris Clemens ein Vorbild, wenn es um den Ingenieurinnen-Nachwuchs geht. Nach wie vor sind nämlich nur knapp zehn Prozent aller berufstätigen Ingenieure Frauen, und an den Hochschulen sieht es nicht viel besser aus. Dabei sind die Chancen für Frauen in den Ingenieurwissenschaften äußerst positiv. Traudel Klitzke, Leiterin der Frauenförderung bei VW, nennt einen Grund, der auch für andere Branchen gilt: "Wir brauchen ständig neue kreative Lösungen für unsere Produkte. Da können wir es uns nicht leisten, die Hälfte der Menschheit außen vor zu lassen."







Und der Arbeitsmarkt bietet Ingenieuren, egal ob Mann oder Frau, zudem hervorragende Perspektiven. Die Begehrtesten Kräfte sind Wirtschaftsingenieure sowie Ingenieure im Bereich der Informationstechnologien. Sehr gute Chancen haben aber auch Maschinenbauer und Elektrotechniker sowie Anlagen- und Verfahrenstechniker. Dabei wächst in der Industrie das Interesse an Ingenieurinnen. In den Ingenieurberufen, so meldete unlängst das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), würden nämlich neben technisch-naturwissenschaftlichem Verständnis zunehmend sprachliche und kreative Begabungen gefragt. Zudem habe eine Studie der Hochschulinformationssystem GmbH (HIS) gezeigt, dass technikinteressierte junge Frauen teamfähiger seien und mehr Organisationstalent hätten als männliche Altersgenossen.







Doch die eigentlich Hürde liegt immer noch vor der Berufswahl. Auch wenn Schülerinnen gute Noten in Mathematik oder den Naturwissenschaften haben, werden ihnen von Elternhaus und Schule häufig immer noch "weibliche" Berufe empfohlen. Um sich von solchen Beeinflussungen freizumachen, ist die inner Einstellung besonders wichtig. "Die Mädchen", so Doris Clemens, "sollten vor allem Spaß an Technik haben. Alles Wesentliche lernt man dann im Studium - und da zählen Fleiß Zähigkeit und Ausdauer." Bei entsprechender fachlicher Leistung, so ihre Erfahrung, würde man durchweg anerkannt.







Doch Mädchen wissen in der Regel zu wenig über Ingenieurstudiengänge. Eine Reihe von Hochschulen sind daher dazu übergegangen, sogenannte Schnupperpraktika oder Probestudien anzubieten. Die Verantwortlichen machen dabei fast überall die gleichen Erfahrungen: Die jungen Frauen seien normalerweise nach einer kurzen Eingewöhnungszeit risikofreudiger und eher bereit, Verantwortung zu übernehmen. Zudem würden sie erfahren, wie stark sich das Berufsbild des Ingenieurs inzwischen gewandelt hat und dass Frauen in den Studiengängen nicht abgelehnt würden.







Das galt teilweise auch schon vor 18 Jahren: "In meiner ganzen studentischen und beruflichen Laufbahn", so Doris Clemens, "bin ich nie benachteiligt worden, weil ich eine Frau bin."







Ansprechpartnerin: Forschungszentrum Jülich, Dr.-Ing. Doris Clemens, Tel. 02461 616253, eMail: d.clemens@fz-juelich.de



Quelle und Kontaktadresse:
Quelle: Arbeitgeberverband Gesamtmetall

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