Pressemitteilung | Deutsches Komitee für UNICEF e.V.

Welt-AIDS-Konferenz in Toronto / Bericht zu AIDS-Waisen in Afrika: „Afrikas verwaiste Generationen“ / UNICEF: Immer mehr AIDS-Waisen in Afrika / 2010 werden 15,7 Millionen Kinder einen oder beide Elternteile verloren haben

(Köln) - Die Zahl der AIDS-Waisen in Afrika steigt weiter - auch in Ländern, in denen die Immunschwäche inzwischen erfolgreich bekämpft wird. Bis 2010 werden auf dem Kontinent voraussichtlich 15,7 Millionen ihre Mutter, ihren Vater oder beide Eltern verloren haben. Häufig müssen die Kinder ihre erkrankten Eltern allein zu Tode pflegen. Bereits heute hat AIDS allein in Afrika 12 Millionen Kinder zu Waisen gemacht. Dies ist Ergebnis des Berichts „Afrikas verwaiste Generationen“, den UNICEF zusammen mit UNAIDS und der AIDS-Initiative des amerikanischen Präsidenten heute auf der Welt-AIDS-Konferenz in Toronto vorstellt.

Vor diesem Hintergrund begrüßt UNICEF die Ankündigung von Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, mehr Mittel im Kampf gegen AIDS bereitstellen zu wollen. Gleichzeitig fordert UNICEF, diese gezielt für von AIDS betroffene Kinder einzusetzen. „Millionen Waisen gehen nicht zur Schule, werden ausgegrenzt und diskriminiert. Wir müssen mehr tun, damit sie betreut werden und zur Schule gehen können - vor allem Mädchen brauchen besonderen Schutz“, sagte Helga Kuhn von UNICEF in Toronto.

Auch in afrikanischen Ländern, in denen die AIDS-Ausbreitung inzwischen erfolgreich gebremst wurde, steigt die Zahl der Waisen weiter an oder wird zumindest noch über Jahre hinweg hoch bleiben. So wird die Zahl der Waisen in Uganda voraussichtlich von jetzt einer Million auf 2,5 Millionen in 2010 anwachsen. Denn viele Eltern, die sich mit HIV angesteckt haben oder bereits an AIDS erkrankt sind, werden bald sterben, weil es in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara keine ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten für sie gibt.

Die meisten AIDS-Waisen leben in Südafrika. 1,2 Millionen Kinder haben dort Mutter, Vater oder beide Eltern durch AIDS verloren. In Simbabwe sind es 1,1, Millionen. Auch in Tansania und Kenia sind jeweils mehr als eine Million Mädchen und Jungen durch AIDS zu Waisen geworden.

Wenn Eltern an AIDS sterben – die Folgen für die Kinder
Wenn Eltern an AIDS erkranken und sterben, hat dies dramatische Folgen für die Kinder:
- Schon bevor die Eltern sterben, werden die Kinder Zeuge ihres allmählichen gesundheitlichen Verfalls. Oft pflegen sie ihre Angehörigen bis zum Tode. Viele AIDS-Waisen sind deshalb traumatisiert. Sie leiden unter Ängsten und Depressionen.

- Vor allem Mädchen müssen die Schule abbrechen, um ihre kranken Eltern zu pflegen oder für jüngere Geschwister zu sorgen. Nach dem Tod der Eltern können sie meist nicht wieder in die Schule zurückkehren, da sie arbeiten müssen, um das Überleben zu sichern.

- Die Großfamilien, die sich traditionell um Waisen kümmern, sind angesichts der riesigen Waisenzahlen immer häufiger damit überfordert. Vor allem Kleinkinder, deren Mütter an AIDS sterben, sind selbst in Lebensgefahr. Bei diesen Kindern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht überleben, fast viermal so hoch wie bei ihren Altergenossen. Viele AIDS-Waisen sind chronisch unterernährt.

- Auch das Risiko, dass sich die Waisen später ebenfalls mit HIV infizieren, nimmt zu. Denn weil sie nicht mehr zur Schule gehen, werden sie auch nicht über AIDS aufgeklärt. Und ohne ihre Eltern sind sie schutzlos Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt.

„Zeit zum Handeln!“ - die Welt-AIDS-Konferenz in Toronto
Auf der Welt-AIDS-Konferenz in Toronto suchen mehr als 20.000 Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Regierungen, Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen sowie Repräsentanten der Vereinten Nationen nach neuen Wegen im Kampf gegen AIDS.

UNICEF setzt sich bei der Konferenz mit zahlreichen Veranstaltungen für mehr Forschung und finanzielle Mittel für von AIDS betroffene Kinder und Jugendliche ein. 2005 hat UNICEF die weltweite Kampagne „Du und ich gegen AIDS“ gestartet, die in Deutschland bereits 440.000 Menschen mit ihrer Unterschrift unterstützen.

Die vier Kernforderungen der UNICEF-Kampagne an Regierungen, Unternehmen und Öffentlichkeit lauten:

- Medikamente und Tests für Kinder entwickeln,
- Preise für Medikamente senken,
- Aufklärung und Schule für alle,
- mehr Entwicklungshilfe für die Bekämpfung der Epidemie sowie spezielle Maßnahmen für die betroffenen Kinder.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Komitee für UNICEF e.V. Pressestelle Höninger Weg 104, 50969 Köln Telefon: (0221) 936500, Telefax: (0221) 93650279

(sk)

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