Pressemitteilung | Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.

Wohnungsneubau bleibt weit unter Bedarf / Zuwachs vor bei allem bei Mehrfamilienhäusern und in Großstädten / Zehn bevölkerungsreichste Städte vereinen 44 Prozent aller Baufertigstellungen in Städten

(Berlin) - In Deutschland sind im vergangenen Jahr 27.500 Wohnungen durch Abriss und Umnutzungen vom Markt verschwunden. Zugleich sind 142.891 Wohnungen fertig gestellt worden, so dass in Summe der Wohnungsbestand nur um rund 115.000 Wohnungen gewachsen ist. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Analyse der bundesweiten Baufertigstellungszahlen des Center for Real Estate Studies (CRES) an der Steinbeis Hochschule Berlin (SHB), die im Auftrag des Immobilienverband IVD erstellt wurde. "Der Nettoneubauwert hat im Vergleich zum Vorjahr zwar um rund 12,5 Prozent zugelegt, der Neubaubedarf ist jedoch deutlich höher", sagt Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des IVD. "Nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wären in den Jahren 2010 bis 2015 jährlich 193.000 neue Wohnungen nötig, um den Bedarf zu decken." Zudem würden Zusammenlegungen von Wohnungen von der Studie nicht erfasst, so dass die Zahl der Bauabgänge wahrscheinlich weit höher liege als angenommen. Durch die geringe Neubautätigkeit im Jahr 2010 steige der Bedarf in den kommenden Jahren weiter an.


Mehrfamilienhäuser tragen zur Stabilisierung des Wohnungsbaus bei

Trotz des negativen Gesamtbilds sind die Baufertigstellungen erstmals wieder um 2.725 Wohnungen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs um 1,9 Prozent. Getragen wird der Anstieg vor allem durch den Bau von Mehrfamilienhäusern. In diesem Segment wurden insgesamt 53.014 Wohnungen und damit drei Prozent mehr als 2009 fertiggestellt. Bei den Eigenheimen zeigt sich ein differenziertes Bild. Während die Einfamilienhäuser sich mit einem Anstieg um 2,7 Prozent auf 70.965 Einheiten positiv entwickelten, ist die Zahl der neuen Zweifamilienhäuser um 2,8 Prozent auf 14.402 Wohnungen noch einmal deutlich zurückgegangen.

In den zehn bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands sind im vergangenen Jahr insgesamt 19.757 neue Wohnungen entstanden. Dies entspricht einem Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. "Damit vereinen die TOP-10-Städte 44 Prozent aller Baufertigstellungen in Städten auf sich", berichtet Schick. Die meisten Wohnungen wurden in München gebaut. Mit insgesamt 3.641 Einheiten gingen die Fertigstellungszahlen dort allerdings um neun Prozent zurück. An zweiter Stelle kommt Berlin mit 3.374 Wohnungen. Das sind 19 Prozent mehr als 2009. Den dritten Platz belegt Hamburg mit 3051 Wohnungen. Dort gingen die Fertigstellungen um vier Prozent zurück.

Den kräftigsten relativen Anstieg unter den TOP-10-Städten gab es in Bremen mit 50 Prozent mehr fertiggestellten Wohnungen. Insgesamt wurden dort 677 Wohnungen gebaut. Auf Platz zwei liegt Düsseldorf mit 35 Prozent Wachstum und 950 Einheiten. Auch in Dortmund wurde mit einem Anstieg um 28 Prozent auf 992 Wohnungen deutlich mehr gebaut als im Vorjahreszeitraum. "Das Wachstum ist in den Großstädten vor allem durch den vermehrten Bau bei Mehrfamilienhäusern entstanden", sagt Schick. Diese Entwicklung sei grundsätzlich positiv zu sehen, da es vor allem in den Großstädte einen hohen Bedarf an Wohnungen gebe und es insbesondere beim bezahlbaren Wohnraum eng werde. "Wie die Zahlen des BBSR aber zeigen, ist der Bedarf allerdings immer noch sehr viel höher", so Schick weiter.


Baugenehmigungen vor allem in Großstädten

Momentan deutet alles darauf hin, dass sich der Wohnungsneubau auch künftig vor allem in den Metropolen konzentrieren wird. Wie bei den Baufertigstellungen entfielen die Baugenehmigungen 2010 vor allem auf die Großstädte. Rund 43 Prozent der Baugenehmigungen der 112 kreisfreien Städte Deutschlands wurden in den zehn bevölkerungsreichsten Kommunen erteilt. Trotz des hohen Anteils und der steigenden Gesamtzahl an Baugenehmigungen stagnieren die Zahlen in vielen Großstädten oder sind rückläufig. "In Berlin, München und Bremen sind 2010 weniger Baugenehmigungen erteilt worden als noch im Vorjahr, in Hamburg hat sich der Markt nicht bewegt", sagt Jürgen Michael Schick, Vizepräsident und Bundespressesprecher des Immobilienverbandes IVD.

In Berlin ist die Anzahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr um 15 Prozent von 4.372 auf 3.794 gesunken. "Vor allem bei Mehrfamilienhäusern gibt es eine negative Entwicklung", präzisiert Schick. "Hier sind die Genehmigungen um 25 Prozent auf 2.061 Einheiten zurückgegangen." Auf tausend Einwohner seien das nur 0,6 Wohnungen.

Trotz der weit geringeren Bevölkerungszahl wird in München mehr gebaut als in Berlin. 2010 wurden 5.049 Wohnungen genehmigt, 188 weniger als noch 2009. Dies entspricht einem Rückgang von vier Prozent. Wie in Berlin war auch in München das Segment der Mehrfamilienhäuser mit zehn Prozent am stärksten vom Rückgang betroffen. "In München wurden aber immerhin noch 3,14 neue Wohnungen auf 1.000 Einwohner genehmigt", erklärt Schick. "Dies ist eine deutlich ausgewogenere Zahl als in Berlin."

"In der Domstadt haben sich die Baugenehmigungen mehr als verdoppelt", sagt Schick. Von 1.702 Genehmigungen im Jahr 2009 steigerte sich Köln auf 3.542 im vergangenen Jahr. Laut CRES ist der Anstieg um 108 Prozent vor allem auf eine erhöhte Bautätigkeit bei den Mehrfamilienhäusern zurückzuführen. Je 1.000 Einwohner sind 3,14 Wohnungen genehmigt worden.

"Die großen Städte in Deutschland verzeichnen in den vergangenen Jahren einen hohen Zuzug. Wie die Zahlen des CRES zeigen, könnte es gerade in den Großstädten zu einem erheblichen Nachfrageüberhang kommen", erklärt Schick. Bei gleichbleibend zurückhaltendem Wohnungsneubau ist in Zukunft daher mit gravierenden Auswirkungen auf die Mieten und Preise zu rechnen."

Die Berichte zu der Analyse der Baugenehmigungen und der Baufertigstellungen des Center for Real Estate Studies (CRES) können Sie über den Webshop des IVD unter www.ivd-webshop.net bestellen.

Quelle und Kontaktadresse:
Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V. Jürgen Michael Schick, Bundespressesprecher / Vizepräsident, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Littenstr. 10, 10179 Berlin Telefon: (030) 275726-0, Telefax: (030) 275726-49

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