Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Pathologen e.V.

Zentrumsbildung ja, aber…

(Gelsenkirchen) - Die Krankenhausmedizin zentriert sich. Sektorenübergreifende multidisziplinär ausgerichtete medizinische Zentren sollen die Behandlung der Patienten effizienter gestalten. Organisatorisch zusammengefasst, betreiben verschiedene medizinische Disziplinen problemorientierte Medizin. In den Brust-, Darm- und Prostatazentren ist interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Aber der Berufsverband Deutscher Pathologen warnt vor einer elementaren Fehlentwicklung bei der Zentrenbildung.

Ausgehend von der Brustzentrumsbildung, sind zurzeit eine ganze Reihe von anderen Zentren auf dem gleichen Weg. Für jedes Organ entsteht eine eigene GmbH, mit eigenen Vorstellungen, Qualitätszielen und Strukturen. Deren gesammelten Anforderungen zu genügen, bedeutet für die Pathologen den zeitlichen und organisatorischen Overkill. Es ist zur Vermeidung dieser zahlreichen parallelen Strukturen unbedingt erforderlich, die Zentrumsbildung nicht organspezifisch vorzunehmen, sondern organübergreifend: als Tumorzentrum.

Radiologie, Pathologie und Strahlentherapie, sind als konstante Kernfächer der Zentren zu betrachten. Ihnen obliegt die Aufgabe der Versorgung aller Organzentren. Die Gynäkologie oder die Urologie z.B. sind demgegenüber wechselnde Kernfächer, die um die konstanten Kernfächer herum gruppiert werden müssen. Zentrenbildung ja, aber von den konstanten Kernfächern ausgehend, ist die Forderung des Berufsverbandes Deutscher Pathologen. Anderenfalls können Wildwuchs und Zentrumsexzesse durch redundante Strukturen prognostiziert werden. Allein der übergeordnete Gedanke sollte zählen, vergleichbar mit dem Krebsregister, das auch nicht in einzelne Unterregister aufgeteilt ist. Nur so können auch die organübergreifenden Aufgaben gelöst werden. Zum Beispiel die Führung eines klinischen Krebsregisters mit der Erfassung aller onkologischen Krankheitsverläufe, einschließlich der Nachsorge mit vergleichenden Auswertungen zur Behandlungsqualität und zur Rückmeldung an die Beteiligten, sowie zur Meldung an das Epidemiologische Krebsregister. Nur Tumorzentren können sinnvoll ergänzende und begleitende Dienste anbieten, interdisziplinäre Projektgruppen einrichten und Tumor- und Gewebebanken führen. Auch die Fort- und Weiterbildung sowie Informationsveranstaltungen für alle Beteiligten lassen sich zentral ökonomischer anbieten, als durch voneinander unabhängige, jeweils organbezogene Zentren.

Auch die Kommunikationsstrukturen müssen überdacht werden. Schon jetzt verbringen die Pathologen auf dem Weg zu interdisziplinären Konferenzen mehr Zeit außerhalb als innerhalb ihres Institutes. Hier müssen moderne Hilfsmittel wie Videokonferenzen mit definiertem Leistungsprofil eingesetzt werden, die sich an den Gegebenheiten der konstanten, und nicht an denen der wechselnden Kernfächer ausrichten.

Es kann nicht angehen, dass im Institut für Pathologie zwei, drei, bis sechs verschiedene Konferenzmodule für entsprechend viele sich autonom entwickelnde Zentren vorgehalten werden müssen. Das überfordert das Fachgebiet und gefährdet damit auch die Versorgung der Patienten. Diese Parallelstrukturen werden auf Dauer nicht zu finanzieren sein.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Pathologen e.V. Pressestelle Rotthauser Str. 23, 45879 Gelsenkirchen Telefon: (0209) 155630, Telefax: (0209) 1556315

(sk)

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