Die letzten Monate brachten drei verschiedene Studien zum Umgang mit Journalisten und deren Wünschen hervor: Die DPA-Tochter newsaktuell fragte, welche Rolle Web 2.0 für den Journalismus spielt und zukünftig einnehmen wird, die Fachhochschule Hannover fragte nach der Aufbereitung von (elektronischen) Pressemitteilungen und TNS Emnid ermittelte, welcher Medienart der Leser am meisten Vertrauen entgegenbringt. Die wesentlichen Ergebnisse stellen wir kurz vor.
Was erwarten Journalisten von einer Pressearbeit im Internetzeitalter? Wie wünschen sie sich den Versand von Pressemitteilungen und Bildern? Diese Fragestellungen hat die Fachhochschule Hannover unter knapp 300 Journalisten aus Print- und Onlinemedien untersucht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich auf der einen Seite klare Trends zeigen, auf der anderen Seite schwanken die Vorlieben derart, dass eine klare Linie nicht erkennbar ist.
Aus Sicht des Versenders leicht zu erfüllen, ist der Wunsch von Journalisten, beim Pressemitteilungsversand per E-Mail darauf zu achten, dass die Betreffzeile neben dem Mitteilungsthema auch den offiziellen Versender sowie das Wort „Pressemitteilung“ aufweist. Auch bezüglich des eigentlichen Textes herrscht Einigkeit: Sachlich und kurz sollte die Information aufbereitet sein. Ein Trend in Richtung Vereinfachung und Digitalisierung des Wortes ist sehr deutlich: Sofern Informationen schnell weiterverarbeitet, verschlagwortet oder verknüpft werden können und die Formatierung der Vorlagen keine Hürde darstellt, setzt sich die digitale Versendung durch.
Unterschiede stellen sich beim eigentlichen Versand der Mitteilung ein: Der Anteil derjenigen Journalisten, die einen Versand mit Anhang (Word- oder RTF-Dokument) wünschen, und derjenigen, die darauf verzichten können, wenn der reine Text ordentlich formatiert und lesbar in der E-Mail selbst abgedruckt ist, hält sich die Waage.
Ähnlich unentschieden sind die be-fragten- Journalisten, ob HTML- E-Mails oder „Nur-Text-E-Mail“ lieber gesehen werden. Festhalten lässt sich jedoch, dass bei der Komposition einer Pressemitteilung per E-Mail immer die Intention hinterfragt gehört und der Empfänger im Vordergrund steht. Allzu buntes Blinken ist keinesfalls angebracht. Gleichermaßen stoßen unleserliche Bleiwüsten auf wenig Gegenliebe. Geht es um die Versendung von Hintergrundinformationen (Pressemappen), dürfen diese auch per E-Mail feilgeboten werden, finden ebenso aber auch Berücksichtigung, wenn sie in den Redaktionsbüros per Post eintreffen.
Bilder, die als Druckvorlage (mindestens 300 dpi Auflösung) dienen sollen, werden im Format JPG (oder JPEG) bevorzugt. Entscheidend ist, ob diese Bilder der E-Mail als Anhang beigefügt werden sollen oder ob Journalisten dort lieber auf einen Downloadlink zurückgreifen: „Wenn die Datenmenge überschaubar bleibt (bis 2,5 MB), bekommt über die Hälfte der Journalisten Bildmaterial gerne gleich im Anhang der E-Mail. Eine vorherige Absprache ist meist überflüssig“, fassen die Autoren der Studie zusammen.
Die Bedeutung von Blogs und Podcasts für die Recherche
Den Komplex Web 2.0 und Journalismus hat die media studie 2007 der DPA-Tochter newsaktuell untersucht und dabei auf die Nutzung und Seriosität der Angebote des „neuen“ Internets abgestellt. Wie und mit welcher Wichtigkeit schlagen sich Blogs (digitale Tagebücher) und Podcast (private Videos/Radiosendungen) im Redaktionsalltag nieder? Nachdem Web 2.0 als Hype monatelang die Diskussionen der Medien dominierte, kehrt mittlerweile ein gesunder Realismus ein. Für die meisten befragten Redakteure ist Web 2.0 deshalb auch nicht mehr und nicht weniger als die logische Weiterentwicklung des Internets. Nur ein Prozent spricht noch von einer digitalen Revolution.
Für den eigenen Arbeitsbereich stehen Journalisten den neuen Trends im Web abwartend gegenüber. Blogs, Podcasts und Social Software werden von Medienmachern mehrheitlich für journalistisch wenig relevant gehalten. Aber fast ein Drittel sagt, dass Web-2.0-Angebote generell eine hohe beziehungsweise sehr hohe Relevanz haben.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich ab, zielt die Frage in Richtung des Nutzungsverhaltens von Blogs: Lediglich etwas mehr als ein Zehntel der befragten Journalisten, immerhin knapp 1.200 aus dem Print- und Onlinesektor, schreibt selbst einen Blog oder kommentiert regelmäßig in diesen. Hingegen genießen Blogs — und zunehmend auch Podcasts — Relevanz in der Themenfindung. Immerhin knapp ein Drittel der befragten Journalisten nutzen diese Angebote gelegentlich oder häufig. Zwar genießen diese Angebote für Online-Journalisten einen höheren Stellenwert, insgesamt nutzen aber auch Kollegen aus dem Printbereich diese Inspiration.
In erster Linie dienen Blogs der Themenfindung und Meinungsrecherche; das Thema kann im Vorhinein auf Meinungen und Stimmungen abgeklopft werden. Nachvollziehbar ist, dass Blogs im redaktionellen Alltag wenig Authentizität zugemessen wird.
Umso erstaunlicher scheint auf den ersten Blick zu sein, dass trotz der multimedialen Angebote große Authentizität und Wichtigkeit bei der Recherche in den Tageszeitungen angenommen wird. Über drei Viertel aller Befragten geben an, dass die Tageszeitung eine sehr wichtige Informationsquelle sei, wohingegen der Anteil der skeptischen Rechercheure zunimmt. Immerhin jeder fünfte Medienmacher gibt an, Tageszeitungen nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen.
Verbraucherbefragung: die Nutzungshäufigkeit von Tages-, Lokal- und Regionalzeitungen sowie elektronischer Medien
Die Frage nach der Nutzungshäufigkeit von Tages-, Lokal- und Regionalzeitungen sowie elektronischer Medien und dem ihnen entgegengebrachten Vertrauen widmet sich TNS Emnid in einer aktuellen Verbraucherbefragung. Die Medienforschung von TNS befragte etwas mehr als 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren in repräsentativ ausgewählten Interviews nach ihrem allgemeinen Vertrauen in Mediengattungen wie Internet, Lokalzeitung, Zeitschriften, öffentlich-rechtliches Fernsehen, Privatfernsehen, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und privater Rundfunk.
Das höchste Vertrauen in die vermittelte Information genießen aus Sicht der Leser Lokalzeitungen. 60 Prozent der Befragten gaben an, dieser Informationsquelle am meisten zu vertrauen. Im Vergleich der untersuchten Mediengattungen folgen auf den weiteren Plätzen der öffentlich-rechtliche Rundfunk (53 Prozent) und das öffentlich-rechtliche Fernsehen (52 Prozent) sowie Zeitschriften (35 Prozent). Den privaten Rundfunkanbietern vertrauen 31 Prozent, dem Privatfernsehen 26 Prozent. Am schlechtesten sieht die Vertrauensbilanz für das Internet aus. Hier gab nur jeder fünfte Befragte an, den Informationen zu trauen.
„Wenn 60 Prozent dem Medium Lokalzeitung voll und ganz oder zumindest überwiegend vertrauen, dann sicherlich auch deshalb, weil die lokalen Zeitungen bei ihren Lesern häufig mit Attributen wie Seriosität und Glaubwürdigkeit sowie kompetente, unabhängige Berichterstattung assoziiert werden“, sagt Michael Voß, Leiter der Studie. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse aber auch, dass eine überdurchschnittliche internetaffine Zielgruppe (14 bis 29 Jahre) ein höheres Vertrauen in die traditionellen Medien Print, Hörfunk und TV hat als in das World Wide Web. 50 Prozent dieser Altersgruppe vertrauen der Lokalzeitung oder dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wohingegen nur 32 Prozent dem Internet eine hohe Seriosität zusprechen.
Fazit: Geschickte und intentional durchdachte Online-Pressearbeit kann den tatsächlichen Aufwand in der Pressestelle reduzieren und zu guten Ergebnissen führen; ein Verzicht auf traditionelle Medien — die weiterhin eine hohe Anerkennung genießen — und das gute alte Telefonat mit dem Journalisten heißt das aber nicht. (TR)