Der Südwesten Deutschlands ist traditionell eine Region, der es in vielerlei Hinsicht gut geht: Das Wetter ist mild, Touristen kommen gern und die Tagungsbranche wächst. In Freiburg beispielsweise wurde kürzlich ein Convention Bureau gegründet, um Tagungsanfragen gezielter zu bearbeiten. In Konstanzwurden Tagungsstätten erweitert und Heidelberg setzt auf die Umnutzung von Bestandsgebäuden für Tagungszwecke.
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Freiburg mit neuem Convention Bureau
Tagungsveranstalter, die sich für Freiburg im Breisgau entscheiden, können künftig ein breiteres Serviceangebot nutzen: Mit der Gründung eines Convention Bureaus erweitert die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH&Co. KG (FWTM)ihren Service für Kongressveranstalter. Das Convention Bureau innerhalb der FWTM übernimmt die Betreuung der Kunden, Partner und Dienstleister bei sämtlichen Fragen und Anliegen rund um die Tagungsplanung und -durchführung. Dabei hat ein Kongressveranstalter die Wahl, in welchem Umfang er die Unterstützung durch das Freiburg Convention Bureau in Anspruch nehmen möchte–die Leistungen reichen von der reinen Vermittlungstätigkeit bis zum Full-Service-Angebot. Dadurch soll der Service den Anforderungen des heutigen Tagungsmarkts gerecht werden.
Auch die Hotelbranche ist in Freiburg in Bewegung. Neu eröffnet hat das Green City Hotel Vauban, dessen Architektur soziale und ökologische Ansprüche vereint. Das nachhaltige Konzept spiegelt sich in der Fassade wider, die teilweise aus natürlich begrünten Holzlamellen besteht, in den knapp 50 Zimmern ist Naturholz verarbeitet. Zum Konzept des Hotelsim Stadtteil Vauban gehört außerdem die gelebte Inklusion: So ist das Haus ein Integrationsbetrieb–von den 19 Mitarbeitern haben zehn eine Behinderung.
Konstanz punktet mit der Seelage
Die Stadt Konstanz bietet eine Mischung aus historischen und neuen Tagungsstätten. In der Bodensee-Stadt nutzen einige Anbieter ihre Lage am See, um Tagungen durch diese Landschaft einen zusätzlichen Reiz zu geben.
Eine der neuen Tagungslocations am Ufer des Bodensees ist das Tagungshotel„47 Grad“, esöffnete Ende April 2014. Das Gebäude, ein schlankes Rechteck, steht direkt am Seerhein und bietet Weitblick über den See, die Alpen und die Konstanzer Altstadt. Die 99 Zimmer wirken ebenso schnörkellos wie das gesamte Design des Hauses, die klaren Strukturen werden durch Erdtöne und warme Farbakzente ergänzt. Acht tageslichthelle Veranstaltungsräume bietet das Haus, zwischen 20 und gut 80 Quadratmetern. Zur Ergänzung stellt das nebengelegene Restaurant„Birgantismus“einen rund 170 Quadratmeter großen Raum für bis 110 Personen in Stuhlreihen oder 80 Personen parlamentarisch bereit.
Das Tagungszentrum„Villa Rheinburg“bietet neben seiner Lage am See insbesondere etwas für Tagungsveranstalter, die Wert auf ein historisches Ambiente legen. 1863 erbaut und komplett renoviert ist die Villa Austragungsort für Tagungen und gleichzeitig Sitz zweier Weiterbildungsinstitute der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG). Die ehemalige Industriellenvilla bietet fünf Besprechungsräume und zwei Säle für größere Veranstaltungen. In den Pausen nutzen die Gäste die große Terrasse zum Durchatmen bei Seeluft.
Konzilsjubiläum mit Landesausstellung
Konstanz stehen große Feierlichkeiten bevor. 2014 jährt sich der Beginn des Konstanzer Konzils zum 600. Mal. Das Konzil war ein kirchenpolitisches Großereignis, das Konstanz zwischen 1414 und 1418 ins Zentrum der europäischen Politik rückte und zur Begegnungsstätte der Kulturen Europas machte. Das Land Baden-Württemberg gedenkt des Jubiläums dieses spätmittelalterlichen Weltereignisses mit einer Großen Landesausstellung. Die Ausrichtung wurde dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe übertragen.
Die Ausstellung ist vom 27. April bis zum 21. September 2014 am Originalschauplatz des Geschehens in Konstanz zu sehen. 1417 zog das Konklave in das Kaufhaus am alten Hafen ein und hatte das Ziel, erst wieder auseinanderzugehen, wenn die Kirche unter einem einzigen Papst geeint sein würde. Rund 300 Exponate aus den Museen Europas zeigen den Verlauf dieser Kirchenversammlung und veranschaulichen die Bedeutung des Konzils für Kirche und Gesellschaft. Madonnen, prunkvolle Handschriften, wertvolle Gold- und Elfenbeinarbeiten sowie Alltagsgegenstände entführen die Besucher in dieWelt um 1400. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Das vielleicht eindrucksvollste„Exponat“ist der Ausstellungsort selbst, das Konzilgebäude, in dem die Papstwahl stattfand. Das Gebäude, das zwischen 1388 und 1391 auf einem Fundament aus Hunderten von Eichenpfählen am Ufer des Bodensees errichtet wurde, ist seit 2012 runderneuert und dient mittlerweile als Veranstaltungshaus. Rund 2.000 Quadratmeter für maximal 1.400 Menschen stehen im Gebäude zur Verfügung. Der„Obere Saal“im ersten Stockwerk für bis zu 800 Personen ist mit einer Event-Terrasse verbunden, die einen Blick über den Bodensee und den Hafen von Konstanz bietet.
Heidelberg: Kreativität hilft weiter
Heidelberg entwickelt sich immer mehr zum Tagungsstandort–auf diesem Weg könnte ein neues Kongresszentrum helfen. Seit Jahren wird diskutiert, momentan dreht sich die Debatte um den geeigneten Standort. Der Koordinationsbeirat„Neues Konferenzzentrum”läutete Ende Januar 2014 die nächste Etappe des Bürgerbeteiligungsverfahrens ein. In diesem Jahr steht die Suche nach möglichen Standorten für ein neues Konferenzzentrum auf der Agenda. Im vergangenen Dezember hat der Gemeinderat bestätigt, dass Heidelberg grundsätzlich den Bedarf für ein neues Konferenzzentrum hat. Derzeit erarbeitet die Stadtverwaltung Kriterien, nach denen sowohl die Fachleute aus der Verwaltung als auch die Bürger mögliche Standorte bewerten können.
Wenn es darum geht, große Tagungen durchzuführen–auch ohne neues Kongresszentrum und bei eingeschränkten Kapazitäten–, dann beweisen die Heidelberger Einfallsreichtum. Als sich für November 2013 rund 1.600 Fachleute aus den Bereichen Therapie, Beratung und Pädagogik in Heidelberg zum Austausch ankündigten, wurde das Kongresshaus Stadthalle zu klein–alle 13 Veranstaltungsräume waren belegt. Um mehr Raum zu schaffen, orderten die Heidelberger ein Konferenzschiff, das am Anleger vor der Stadthalle lag und weitere Flächen für den Kongress bot. Eine gute Idee, die das Raumproblem unkonventionell löste.„Wir brauchen wissenschaftliche Tagungen wie diese in Heidelberg. Wir müssen deshalb kreativ sein und attraktive Möglichkeiten schaffen“, so Mike de Vries, Geschäftsführer der Heidelberg Marketing GmbH.
Unkonventionell wirkt auch diese neue Tagungslocation: Seit April 2013 feiern Frauen und Männer gemeinsam im ehemaligen„Frauenbad“, das früher allein dem weiblichen Geschlecht zum Schwimmen vorbehalten war. Im Frauenbad finden mittlerweile Events statt, sowohl öffentliche als auch private und geschäftliche Veranstaltungen werden durchgeführt. Das Frauenbad ist Teil des Alten Hallenbads, eines Bades im Jugendstil, das heute als Eventlocation dient. Im Gebäudekomplex ist ein Bio-Supermarkt untergebracht und das ehemalige Männerbad wird momentan zur Markthalle umgebaut. Neben den Bestandsgebäuden des Alten Hallenbads sind auch Neubauten entstanden. In einen Neubau ist im Frühjahr 2013 das Hotel„Bergheim 41“mit rund 30 Zimmern und dem Café„Bergheim 41 Kaffeekultur“eingezogen.(AB)