102. Hauptversammlung des Marburger Bund / Nullrunde verstärkt Ärzteflucht aus Krankenhäusern
(Berlin) - Der Ärzteverband Marburger Bund hat auf seiner 102. Hauptversammlung die Bundesregierung vor massenhafter Arbeitsplatzvernichtung und deutlicher Verschlechterungen der Patientenversorgung in Krankenhäusern gewarnt. Sollte in der kommenden Woche der Bundestag das Vorschaltgesetz beschließen, das u.a. eine Nullrunde bei den Ausgaben in Krankenhäusern für 2003 vorsieht, sei mit einem kurzfristigen Abbau von rund 5.000 Arztstellen zu rechnen.
Der 1. Vorsitzende des Verbandes, Dr. Frank Ulrich Montgomery, erklärte: Klinikärzte arbeiten schon lange aufgrund steigender Patientenzahlen und zu geringer Personaldecke am Rande der Erschöpfung. Statt mit mehr Geld für mehr Ärzte die massive Arbeitsverdichtung zu reduzieren, verschärfe der Gesetzgeber mit Nullrunden die Belastungen und verstärke damit die anhaltende Ärzteflucht aus den Krankenhäusern.
Nach Informationen der Ärztegewerkschaft führe Überbelastung und schlechte Bezahlung zur zunehmenden Flucht der Ärzte aus den Krankenhäusern in alternative Berufe oder ins Ausland. Statt nun 5.000 Ärzte in die Arbeitslosigkeit zu schicken, brauchen wir dringend 15.000 zusätzliche Klinikärzte, um dem steigenden Patientenaufkommen gerecht zu werden, so Montgomery.
Die Delegierten des Marburger Bund forderten zur Eindämmung der Ärzteflucht und Wiederherstellung der Attraktivität des Arztberufes im Krankenhaus u.a.:
- Anhebung der allgemeinen Grundvergütung, Anhebung der Vergütung für ärztliche Berufseinsteiger auf Niveau von BAT II, Angleichung des BAT-Ost an BAT-West
- Reduzierung, Erfassung und Abgeltung von Überstunden
- Entbürokratisierung ärztlicher Tätigkeit
- Anerkennung des Bereitschaftsdienstes als volle Arbeitszeit entsprechend dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 3. Oktober 2000
- Berücksichtigung der Fort- und Weiterbildungskosten im DRG-Entgeltsystem
- Sofortige Abschaffung des Arzt-im-Praktikum (AiP), der aufgrund der novellierten Approbationsordnung und der Pflichtweiterbildung überflüssig ist
- Keine Abschaffung des BAT durch Sparten-Tarifvertrag für Krankenhäuser
Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. - Bundesverband
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