Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

28 Milliarden Euro für die Qualifizierung von Auszubildenden / Ein Teil der Kosten fließt zurück

(Köln) - Für ihren Fachkräftenachwuchs lassen die Unternehmen hierzulande einiges springen: Im Jahr 2000 wandten die Betriebe fast 28 Milliarden Euro für die Qualifizierung der 1,7 Millionen Auszubildenden auf. Das Engagement schlägt allerdings nicht ausschließlich auf der Sollseite zu Buche, denn die jungen Leute erwirtschaften häufig schon während ihrer Lehrzeit einen Teil dessen, was die Betriebe in sie investieren.

Pro Ausbildungsjahr blätterten die Unternehmen im Jahr 2000 nach einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) durchschnittlich 16.435 Euro je Azubi hin. Das sind rund 9 Prozent mehr als bei der letzten Erhebung aus dem Jahr 1991. Eine im Schnitt dreijährige Ausbildung kostet die Unternehmen somit rund 50.000 Euro pro Auszubildenden.

Die Firmen in den alten Bundesländern lassen sich das Qualifizierungsengagement mit 17.491 Euro pro Kopf und Jahr sogar noch mehr kosten, während die Unternehmen in Ostdeutschland weniger schultern müssen. Das liegt im Wesentlichen an den deutlich höheren tariflichen Vergütungen für Auszubildende und Ausbilder zwischen Nordsee und Bodensee. Außerdem wird die Ausbildung im Osten im ersten und besonders kostenintensiven Jahr häufiger außerbetrieblich absolviert.

Nahezu die Hälfte der Aufwendungen entfallen auf die Personalkosten der Azubis, also Ausbildungsvergütungen und Sozialleistungen. Die Personalkosten der Ausbilder schlagen mit immerhin weiteren 36 Prozent zu Buche. Hinzu kommen Kosten für den Arbeitsplatz, Ausgaben für Lehrmaterialien sowie Aufwendungen für externe Lehrgänge oder für die Ausbildungsverwaltung.

Haben sich die jungen Leute in ihrem künftigen Metier dann erst einmal fitter gemacht, bringt die Ausbildung dem Betrieb aber auch direkten Nutzen. So erwirtschaften die Fachkräfte von morgen im Verlauf der Ausbildung von gut 5.400 Euro im ersten bis zu knapp 11.000 Euro im dritten Lehrjahr.
Im Jahr 1991 beliefen sich die Erträge noch auf 40 Prozent der Ausbildungskosten, doch inzwischen holt der Nachwuchs rund die Hälfte dessen wieder rein, was der Betrieb in ihn investiert:

Die produktiven Leistungen der Auszubildenden summierten sich im Jahr 2000 auf rund 13 Milliarden Euro.

Besonders erfreulich entwickelte sich die Habenseite in Industrie und Handel. Die Netto-Aufwendungen für die Berufsausbildung liegen dort mit durchschnittlich 8.705 Euro pro Kopf und Ausbildungsjahr sogar rund 5 Prozent unter dem Aufwand des Jahres 1991.

Dazu beigetragen hat, dass die Ausbildung wieder stärker im Betrieb stattfindet und die kostenintensiveren Phasen in Lehrwerkstätten gestrafft werden. Werden nur die Aufwendungen berücksichtigt, die durch die Einstellung eines Auszubildenden zusätzlich anfallen (so genannte Teilkostenrechnung), summieren sich die Bruttokosten auf durchschnittlich nur noch 10.178 Euro pro Azubi, die Nettokosten – also nach Abzug der produktiven Leistungen – im Schnitt auf 2.448 Euro. In manchen Berufen – wie etwa bei Arzthelfern und -helferinnen – finanzieren die Lehrlinge ihre Ausbildung sogar quasi selbst, das heißt es fallen per saldo Ausbildungserträge an.

Darüber hinaus machen sich die Azubis in der Landwirtschaft, aber auch in den
Freien Berufen und im Handwerk schnell im Betrieb nützlich. Im Staatssektor sind die produktiven Leistungen der Neulinge dagegen nicht so konkret messbar.
Bei den ausbildungsaktiven Unternehmen schlägt sich der Erfolg des Nachwuchstrainings somit unmittelbar in Euro und Cent nieder. Sie müssen zudem weniger für die Rekrutierung neuer Fachkräfte ausgeben. Laut BIBB sparten die Firmen, die Azubis beschäftigen, im Jahr 2000 je Fachkraft durchschnittlich 5.765 Euro, die sie sonst für die Gewinnung, die Einarbeitung und die Weiterbildung von Personal hätten berappen müssen.

Außerdem ist den Firmenchefs das Engagement für die Jugend auch aus anderen Gründen viel wert. So halten drei Viertel der Betriebe die Ausbildung für den besten Weg, um die Mitarbeiter in die Unternehmenskultur einzuführen; 72 Prozent verbinden damit eine Steigerung des Geschäftswertes. Solche Pluspunkte zahlen sich zwar nicht umgehend in klingender Münze aus – sie rechnen sich auf Dauer aber sehr wohl. Verlassen die jungen Leute den Betrieb allerdings unmittelbar nach Ausbildungsende, bleibt der Lehrherr auf seinen Investitionen sitzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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