48. Deutscher Krankenhaustag: Vier intensive Tage in DĂŒsseldorf
(Berlin/DĂŒsseldorf) - âNeustart Krankenhauspolitik â Mut zur VerĂ€nderungâ war das bestimmende Motto des 48. Deutschen Krankenhaustages, der gestern in DĂŒsseldorf zu Ende ging. Ein Motto, das aktuell von vielen Konferenzteilnehmern vermutlich anders interpretiert wurde, als es ursprĂŒnglich gedacht war. Vom 17. bis zum 20. November diskutierten Mitarbeitende aller Berufsgruppen aus den KrankenhĂ€usern die fĂŒr sie wichtigsten Themen, deren Brisanz sich in den vergangenen Monaten deutlich weiter verschĂ€rft hat.
Traditionell findet der Deutsche Krankenhaustag in jedem Jahr begleitend zur weltgröĂten Medizinmesse MEDICA und der ebenfalls zeitgleich veranstalteten COMPAMED statt. Das gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den KrankenhĂ€usern Gelegenheit, sich auch mit neuen Trends in Forschung und Produktentwicklung an Ort und Stelle zu beschĂ€ftigen und mit Ausstellern in Kontakt zu kommen.
Es waren vier intensive Tage die auch dem Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) immer wieder Gelegenheit gaben, sich gegenĂŒber der Fachwelt und der Ăffentlichkeit sehr klar zur Situation der Kliniken, zur Krankenhausreform sowie dem Reformanpassungsgesetz speziell aus Sicht der kaufmĂ€nnischen FĂŒhrungskrĂ€fte kritisch zu positionieren. VKD-PrĂ€sident Dirk Köcher sprach u.a. in der Eröffnungspressekonferenz als auch in der Diskussionsrunde zur Eröffnung des Krankenhaustages dezidiert Fragen der finanziellen Lage und deren Folgen fĂŒr die Versorgung der Patienten an und warnte, die Versorgungssicherheit sei gefĂ€hrdet.
KongressprĂ€sident Dr. Gerald GaĂ, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, schilderte in der Eröffnungsveranstaltung der Konferenz in seinem BegrĂŒĂungsvortrag in Gegenwart von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken noch einmal sehr ausfĂŒhrlich Kritik, Sorgen und Forderungen der KrankenhĂ€user und begrĂŒndete diese. Mit Verweis auf den aktuellen Krankenhaus-Index des Deutschen Krankenhausinstituts zeigte er, welche Folgen die dramatische wirtschaftliche Lage fĂŒr die Patienten haben werde, obwohl zum Zeitpunkt der Befragung der Schock des jĂŒngsten Sparvorschlags noch gar nicht abzusehen war und man sich noch ĂŒber die zugesagten vier Milliarden Euro aus dem Sofort-Transformationsfonds etwas Entlastung versprach. So wĂŒrde ein Drittel der Kliniken Personal abbauen oder Leistungen reduzieren, 17 Prozent rechneten mit der Verschiebung planbarer Operationen oder mit vorĂŒbergehenden StationsschlieĂungen.
Die Ministerin versuchte danach in ihrem Statement Entscheidungen, wie den Sparbeitrag der Kliniken fĂŒr die Stabilisierung der Krankenkassen, zu begrĂŒnden, verwies dann aber auch auf die Verbesserungen im KHAG und befand sowohl Reformgesetz als auch Anpassungsgesetz fĂŒr gut. Damit schien klar, dass sie weder bei der Vorhaltefinanzierung, die ihren Sinn völlig verfehlt, als auch bei den Hybrid-DRGs, die eine Zwangsambulantisierung bisher stationĂ€rer Leistungen mit allen damit verbundenen ErlösausfĂ€llen fĂŒr die HĂ€user bedeuten, prinzipiell nichts mehr zu Ă€ndern gedenkt. Ob das Parlament noch Ănderungen erwirken kann, steht in den Sternen.
Was die beschlossenen Einsparungen von 1,8 Milliarden Euro fĂŒr die Konsolidierung der Kassenfinanzen zu Lasten der Kliniken betrifft, so sind sie, wie Warken zu verstehen war, offenbar noch nicht das Ende der Fahnenstange. Im nĂ€chsten Jahr werde es weitere Kostenreduktionen, wahrscheinlich im zweistelligen Bereich, geben â diese aber nicht nur bei den KrankenhĂ€usern. Ăbergeordnetes Ziel sei die Stabilisierung der BeitragssĂ€tze fĂŒr 2026. Damit wolle man das Land wieder nach vorne bringen, denn stĂ€ndig steigende Sozialausgaben seien dafĂŒr Gift. Warum allerdings aktuell vor allem die KrankenhĂ€user trotz ihrer schwierigen finanziellen Situation den gröĂten Teil tragen sollen, erschlieĂe sich den Mitgliedern des VKD nicht, hatte zuvor bereits Dirk Köcher erklĂ€rt.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zeigte ein gewisses VerstĂ€ndnis, er sei schlieĂlich auch Arbeitsminister. Seine Landesregierung werde am heutigen Freitag entscheiden, ob man dem Antrag ThĂŒringens zur Anrufung des Vermittlungsausschusses wegen des Sparpakets zustimmen werde. Es seien eben zwei Seiten einer Medaille â einerseits mĂŒsse die Versorgung sichergestellt werden, andererseits sei man mit der aktuellen Belastung der BeitrĂ€ge an einem Punkt, an dem Erhöhungen nicht mehr verkraftbar seien.
VKD-PrĂ€sident Dirk Köcher erlĂ€uterte am Beispiel der kommunalen KrankenhĂ€user die Folge der Einsparungen. Hier mĂŒssten nun vor allem die Kommunen verstĂ€rkt einspringen. Die nun fehlenden 1,8 Milliarden Euro mĂŒssten zu gut einem Drittel aus deren Haushalte aufgefangen werden â das wĂ€ren ca. 600 Millionen Euro in 2026, die fĂŒr andere wichtige Aufgaben fehlen wĂŒrden. Er betonte auch, dass die freigemeinnĂŒtzigen Kliniken noch unter zusĂ€tzlichen Druck kĂ€men, die diese UnterstĂŒtzung nicht hĂ€tten. Der allgemeine Eindruck war, dass die Warnungen aus der Praxis in der Politik nicht auf VerstĂ€ndnis stoĂen.
Auch Dr. Sabine Berninger, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Berufsverbands fĂŒr Pflegeberufe SĂŒdost (DBfK), warnte, das neue Finanzierungssystem mit der zusĂ€tzlichen SĂ€ule VorhaltevergĂŒtung werde die Situation nicht grundlegend vereinfachen. Sie mahnte, professionelle pflegerische Versorgung und PflegequalitĂ€t seien kein Luxus, sondern Basis einer sicheren Patientenversorgung. Pflege mĂŒsse neu gedacht werden.
PD Dr. Michael A. Weber, PrĂ€sident des Verbands leitender KrankenhausĂ€rztinnen und -Ă€rzte (VLK), machte u.a. deutlich, dass der Entwurf des KHAG weit hinter den notwendigen Nachbesserungen zurĂŒckbleibe. Er kritisierte, dass Fragen der Ă€rztlichen Fort- und Weiterbildung angesichts einer sich Ă€ndernden Krankenhauslandschaft noch völlig ungeklĂ€rt seien.
Am zweiten Konferenztag ging es u.a. um zwei besonders spannende Themen, die auf ganz eigene Weise die Zukunft der KrankenhĂ€user betreffen: KĂŒnstliche Intelligenz und notwendige Krisenresilienz. PD Dr. Michael Weber erklĂ€rte in seiner EinfĂŒhrung zum Thema KI, diese könne ein wesentlicher Gamechanger sein, es frage sich aber, wie viel Kontrolle es dafĂŒr brauche und welche Erleichterung sie tatsĂ€chlich bringen werde. PD Dr. med. Peter Bobbert, Vorstandsmitglied des Marburger Bundes, warnte vor einem Festhalten an ĂŒberholten Rollenbildern. Es sei wahrscheinlich, dass die KI die Medizin revolutionieren und Ă€rztliche TĂ€tigkeit disruptiv verĂ€ndern werde.
VKD-PrĂ€sident Dirk Köcher, der in das Thema Krisenresilienz einfĂŒhrte, verwies auf den Investitionsstau bereits fĂŒr normale Sanierungen und erklĂ€rte, ein Bundesinfrastrukturpaket könne hier eine Option sein. Zwar hĂ€tten vergangene Krisen gezeigt, dass die KrankenhĂ€user flexibel reagieren könnten. Die Frage sei aber: reiche das fĂŒr kĂŒnftige Krisen aus? So werde im BĂŒndnis- oder Verteidigungsfall mit 1000 Verletzten, davon 250 Schwerverletzten, am Tag gerechnet. Aktuell wĂŒrden in den Kliniken etwa 85 Schwerverletzte tĂ€glich versorgt.
Viel Betrieb am Stand des VKD
Ăber enorm viel Betrieb am Stand des VKD ganz in der NĂ€he der Veranstaltungen des Krankenhaustages freute sich VerbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Jens-Uwe Schreck. Er und seine Mitstreiter, Anke Kraft aus der GeschĂ€ftsstelle sowie auch in diesem Jahr wieder Ehrenmitglied Peter Förster und seine Ehefrau Christine Förster als VerstĂ€rkung, zĂ€hlten knapp 190 Besucher an den vier Messetagen. Viele Verbandsmitglieder machten hier Station, Partner aus anderen VerbĂ€nden, Vertreter von ausstellenden Firmen, auch auslĂ€ndische Interessenten und eine groĂe Gruppe Studierender des Studiengangs Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen der Hochschule OsnabrĂŒck steuerten den Stand an. Man tauschte sich aus, diskutierte und informierte sich auch ĂŒber die vielfĂ€ltigen Angebote des VKD, seine Positionen, Publikationen und Vorhaben.
MEDICA mit positiver Bilanz
MEDICA und COMPAMED waren auch in diesem Jahr Garanten fĂŒr qualitativ hochwertige Kontakte. Laut Messegesellschaft gehörten drei Viertel der insgesamt 78.000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher dem Top-Management ihrer Unternehmen oder Organisationen an. 75 Prozent des Fachpublikums kamen aus 160 Nationen. Internationale EinkĂ€uferdelegationen, u. a. aus den Golf-Staaten, aus Afrika oder auch GroĂbritannien, verstĂ€rkten die globale Reichweite der Veranstaltungen. Mehr als 5.300 Aussteller aus 70 Nationen prĂ€sentierten ihr komplettes Portfolio fĂŒr die moderne ambulante und stationĂ€re Versorgung inklusive einer beeindruckenden Vielfalt an Hightech-Zulieferlösungen.
âMit zahlreichen programmatischen Ănderungen und dem neuen Leitmotiv âMeet Health. Future. People.â haben wir die diesjĂ€hrige MEDICA zum Ausgangspunkt eines Changeprozesses gemacht, der die Transformation der internationalen Gesundheitswirtschaft aufgreift und unseren Anspruch unterstreicht, diesen Wandel mit zukunftsweisenden Konzepten aktiv zu gestalten. Diesen Weg der VerĂ€nderung gehen wir konsequent weiter mit Neuerungen auch in 2026â, so Marius Berlemann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Messe DĂŒsseldorf.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD), Andreas Tyzak, Pressesprecher(in), Oranienburger Str. 17, 10178 Berlin, Telefon: 030 28885911
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