Abschaffung des Wehrdiensts: Kinder- und Jugendärzte befürchten negative Auswirkungen auf Impfschutz von Heranwachsenden
(Köln) - Die Abschaffung der Wehrpflicht birgt die Gefahr weiterer Impflücken bei heranwachsenden und jungen Männern. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hin. "Wir müssen also schnellstens nationale Impfziele definieren und ein Impfkonzept erstellen, um gesundheitliche Fehlentwicklungen und mangelnden Impfschutz bei Jugendlichen frühzeitig zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern", fordert Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
"Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, die Teilnahmequote bei den Vorsorgeuntersuchungen und die Durchimpfungsraten stetig zu erhöhen. So konnten wir die Impfquoten, z.B. gegen Masern, Mumps und Röteln, auf fast 90 Prozent zu erhöhen. Leider sieht das bei älteren Kindern und Jugendlichen ganz anders aus. So sind nur 30 Prozent aller Mädchen eines Jahrgangs gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft und nur etwa 6 von 10 Kindern im Alter von 12 Jahren haben einen vollständigen Schutz gegen Masern, Mumps und Röteln. Ähnlich unbefriedigend sind auch noch die Durchimpfungsraten gegen Windpocken und Meningitis. Das hat gravierende Folgen. Denn so können sich diese gefährlichen Krankheiten in dieser Bevölkerungsgruppe schnell verbreiten - je älter die Kinder sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen", warnt Dr. Hartmann. Die angebotenen Gesundheitschecks für Jugendliche nimmt bisher nur ein Bruchteil der Teenager wahr - laut Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen bei der J1 nur etwa 30-50 Prozent der 12- bis 14-Jährigen. Verpflichtend ist die Teilnahme an der ersten Jugenduntersuchung J1 lediglich in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. "Nur noch Jugendliche, die vor Vollendung des 18. Lebensjahres eine Ausbildung beginnen, werden für eine so genannte Jugendarbeitsschutzuntersuchung zum Arzt geschickt - doch die Überprüfung des Impfstatus ist bei dieser Untersuchung offiziell nicht vorgesehen", kritisiert Dr. Hartmann.
Jugendvorsorgeuntersuchungen - oft der letzte Gesundheitscheck für lange Zeit
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) wird deshalb im nächsten Jahr verstärkte Anstrengungen unternehmen, dass Jugendliche zu den wichtigen Jugendvorsorgen in die Praxen kommen. Da Jugendliche und junge Erwachsene nur selten zum Arzt gehen, sind die Vorsorgeuntersuchungen J1 im Alter von 12-14 Jahren und J2 von 16 -18 Jahren die beste Gelegenheit zu einer umfassenden Überprüfung des Gesundheitszustandes und des Impfstatus. "Im Rahmen dieser Untersuchungen werden viele wichtige Gesundheitsaspekte mit den Jugendlichen erörtert. Schule, Pubertät, Medienkompetenz, Berufsmöglichkeiten, Impfstatus und körperliche Fitness", erläutert Hartmann. "Viele der Jugendlichen kennen wir ja schon seit dem Kindesalter - insofern besteht natürlich ein Vertrauensverhältnis. Wir wollen auch Hilfestellung geben, wenn es z.B. Probleme in der Schule gibt, die Entwicklung verzögert ist, erste Zeichen von Skeletterkrankungen auftreten oder beginnende Stoffwechselstörungen das weitere Leben beeinträchtigend", so Hartmann.
Informationen zu den Jugendvorsorgen J1 und J2 unter www.kinderaerzte-im-netz.de
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