Adipositas-Chirurgie immer häufiger / Viel Potenzial, aber kein Erfolg ohne Umdenken
(Berlin) - Krankhafte Fettleibigkeit wird in Deutschland immer häufiger chirurgisch behandelt. Gab es im Jahr 2010 bundesweit etwa 5.000 sogenannte bariatrische Operationen, stieg ihre Zahl auf rund 26.250 im Jahr 2023. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 185.000 Patientinnen und Patienten operiert. Das geht aus Analysen für den Krankenhausreport 2025 der BARMER hervor, für den Daten der Krankenkasse auf die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung hochgerechnet wurden.
„Bariatrische Eingriffe führen zu einem starken Gewichtsverlust und haben damit das Potenzial, Adipositas und ihre Folge- und Begleiterkrankungen zu reduzieren. Der Erfolg hängt aber entscheidend davon ab, dass die Patientinnen und Patienten ihren Lebensstil langfristig anpassen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Es sei eine gute Entscheidung, dass künftig im Gefolge der aktuellen Krankenhausreform für bariatrische Operationen in einer eigenen Leistungsgruppe Mindestanforderungen an die Qualität der Eingriffe und die Auswahl der Patientinnen und Patienten definiert würden.
Aktuelle Trends bei Altersgruppen und OP-Methoden
Mehr als die Hälfte der bariatrischen Eingriffe werden laut Krankenhausreport in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen vollzogen. Dabei steigt die Zahl der Operierten bei den unter 40-Jährigen. Bei den 40- bis 54-Jährigen nimmt sie hingegen ab. Konstante OP-Zahlen verzeichnen die über 55-Jährigen. Eine Verschiebung zeigt sich seit einigen Jahren bei den Operationsmethoden. Bis zum Jahr 2020 waren sogenannte Schlauchmagen und Magenbypässe etwa gleich häufig. Seither ist der Schlauchmagen das meist angewandte Verfahren. Bei einem Schlauchmagen wird dieses Organ stark verkleinert, wobei die Nahrung weiter ihren natürlichen Weg durch Speiseröhre, Magen und Darm nimmt. Bei einem Magenbypass wird neben der Magenverkleinerung die Nahrungspassage zwischen Magen und Dünndarm umgestellt. Andere Methoden spielen laut Report kaum noch eine Rolle. Magenband-Operationen zum Beispiel sind in den Jahren 2010 bis 2023 um 70 Prozent zurückgegangen.
Wie geht es nach der OP weiter?
Wie aus dem Krankenhausreport weiter hervorgeht, müssen drei Viertel der bariatrisch Operierten nach ihrem Eingriff erneut ins Krankenhaus. Dies ist durchschnittlich sechs Mal der Fall, wobei ein Aufenthalt im Schnitt neun Tage dauert. Im Vergleich zu Kontrollgruppen mit gesunden Patienten und mit adipösen, aber nicht operierten Patienten kommt die Gruppe der bariatrisch Operierten deutlich häufiger erneut ins Krankenhaus. Allerdings sind die erneuten stationären Behandlungen nicht zwingend direkte Folge der Adipositas-Chirurgie. Das gilt zum Beispiel für Gelenkersatzoperationen. Sie werden sogar überhaupt erst möglich, wenn die Patienten deutlich Gewicht verloren haben. Häufiger Grund für eine erneute Operation ist die Entfernung überschüssiger Haut, die durch den starken Gewichtsverlust entsteht. Daneben sind Komplikationen nach der Operation, aber auch psychische Probleme wie etwa wiederkehrende Depressionen, Entzündungen der Gallenblase oder Arthrose in den Kniegelenken ein häufiger Anlass, erneut stationär behandelt zu werden.
NRW ist Zentrum der Adipositas-Chirurgie
Dem Report zufolge gibt es, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten bariatrischen Operationen in Nordrhein-Westfalen. Hier werden je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 0,41 Eingriffe durchgeführt, der Bundesschnitt liegt bei 0,29. „Vergleicht man die beiden häufigsten Methoden je 1.000 Einwohner, so finden sich mehr Schlauchmagen-Eingriffe in Süddeutschland, wogegen im Norden der Republik Magenbypass-Operationen häufiger sind“, so Reportautor Prof. Dr. Boris Augurzky vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.
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