Appell für mehr Ausbildung
(Stuttgart) - Fünf Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben die Präsidenten der acht baden-württembergischen Handwerkskammern nochmals an alle Handwerksbetriebe im Lande appelliert, soviel als möglich Ausbildungsplätze bereitzustellen. Dies erfolge, so Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle durchaus vor einem selbstbewussten Hintergrund der Handwerksorganisation.
Nach den bisher registrierten neuen Lehrverträgen kann von einer leicht gesteigerten Ausbildungsquote im Handwerk ausgegangen werden. Dem steht allerdings gegenüber, dass sich die Basis wegen der anhaltenden Arbeitsplatzverluste im Handwerk gegenüber dem Vorjahr etwas verringert hat. Daneben werden nunmehr auch die negativen Auswirkungen der von der Bundesregierung im Jahre 2003 durchgesetzten Änderungen der Handwerksordnung deutlich. Der Anteil der Ausbildungsbetriebe sank in den Handwerken, bei denen seit letztem Jahr keine Meisterprüfung zur Ausübung mehr notwendig ist, teilweise um bis zu 50 Prozent gegenüber dem bisherigen Niveau ab. Hier geht es in Baden-Württemberg um mehrere hundert Ausbildungsplätze, die uns vermutlich beim Schlusssaldo fehlen werden.
Möhrle sieht hier den Beginn einer möglicherweise mittelfristig gefährlichen Entwicklung. Einerseits fördert der Staat über Ich-AG und Freistellung von der Meisterpflicht die Gründung von selbstständigen Kleinstunternehmen. Diese sind in der Regel aber auf Grund ihrer Größe und der Qualifikation der Inhaber eben nicht als Ausbildungsbetrieb geeignet, reduzieren zugleich aber die Beschäftigungsmöglichkeiten der ausbildungsfähigen Handwerksbetriebe. Wenn jemand, der diese Entwicklung forciert, dann aber zugleich von den verbleibenden Betrieben eine erhöhte Ausbildungsleistung fordert, kann man dies nur noch als konzeptionslos und paradox bezeichnen spitzt Möhrle seine Kritik an die Adresse der Bundesregierung zu. Dennoch, so Möhrle, werden wir alles tun, dass ausbildungsfähige junge Menschen, die einen Handwerksberuf erlernen wollen, dies in Baden-Württemberg auch tun können. Dies wird nicht in jedem Fall der Wunschberuf sein. Das Handwerk bietet aber in allen seinen Ausbildungsberufen eine gute Startchance in eine ausbaufähige Berufslaufbahn.
Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag (BWHT)
Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart
Telefon: 0711/26 37 09-0, Telefax: 0711/263709-100