Pressemitteilung | ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Arbeitgeber schwächen Nachfrage

(Berlin) - Die Arbeitgeber im deutschen Einzelhandel wie im Groß- und Außenhandel tragen selbst zum schlechten Konsumklima im Lande bei. Diesen Vorwurf erhob am 20. Mai ver.di-Bundesvorstandsmitglied Franziska Wiethold angesichts unzureichender Angebote in der Tarifrunde.

Neben Einkommensverbesserungen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent beziehungsweise Anhebungen um 0,50 Euro pro Stunde und der Fixierung eines Mindesteinkommens von 1500 Euro für Vollzeitkräfte fordert ver.di gestaffelte Zuschläge für die verlängerten Öffnungszeiten am Samstag. Auch die Forderungen der Arbeitgeber zur Reform des Arbeits- und Sozialrechts seien ein Beitrag zur Schwächung der Nachfrage.

Im Einzelhandel wird regional in 16 Tarifgebieten verhandelt. In einigen Tarifgebieten wollen die Arbeitgeber bis zu sechs Nullmonate und Laufzeiten bis zu 27 Monaten bei Einkommensverbesserungen um gerade ein Prozent pro Jahr durchsetzen, Auszubildende sollen ganz leer ausgehen. In anderen Tarifgebieten gibt es noch gar keine Angebote.

ver.di hat auf rasche Verhandlungen gedrängt. „Wir hatten gehofft, dass wir in diesem Jahr mal ohne Warnstreiks und Streiks zum Ergebnis kommen. Danach sieht es angesichts des provokanten Verhaltens der Arbeitgeber nicht aus“, bedauert Franziska Wiethold. Erste Streiks und Warnstreiks gab es bereits. Spätestens im Juni wird sich die Situation zuspitzen.

Neben der Einkommenssituation sorgt die Blockadepolitik der Arbeitgeber bei neuen Regelungen zur Arbeitszeit für Ärger. Die verlängerte Öffnungszeit am Samstag bis 20 Uhr erfordert aus ver.di-Sicht Korrekturen bei den Zuschlägen. Hier wollen die Arbeitgeber aber sogar Verschlechterungen gegenüber bisherigen Regelungen im Manteltarifvertrag durchsetzen: den Abbau von Zuschlägen.

„Keiner erwartet ernsthaft mehr Umsatz durch längere Öffnungszeiten am Samstag, aber die Mehrkosten sollen die Arbeitnehmer finanzieren. Das lehnen wir ab“, sagt Franziska Wiethold. Arbeitszeiten und arbeitsfreie Wochenenden, mindestens zwei im Monat, müssten planbar sein. Sie befürchtet noch mehr Druck auf die Arbeitnehmer/innen, damit sie „graue Überstunden“ leisten. Dagegen setzt sie auf nicht manipulierbare Arbeitszeiterfassungen.

Das Klima bei den Handelsangestellten schätzt sie als explosiv ein. Das hätten jüngste Arbeitskampfumfragen bei rund 12 000 Beschäftigten ergeben, bei denen Mitglieder und auch Nichtmitglieder befragt wurden.

Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V. Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin Telefon: 030/69560, Telefax: 030/69563956

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