Arbeitsbedingungen in Kliniken: Kanzler Schröder muss Wort halten und Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit werten
(Berlin) - In einem Schreiben an Bundeskanzler Gerhard Schröder fordert der Vorsitzende des Klinikärzteverbandes Marburger Bund, Dr. Frank Ulrich Montgomery:
Bundeskanzler Gerhard Schröder muss sein Versprechen* einlösen und mit einem Gesetz den Bereitschaftsdienst der Klinikärzte als Arbeitszeit werten. Der Marburger Bund erwartet, dass dieses Ziel sowohl Gegenstand der am 11. Oktober stattfindenden gesundheitspolitischen Koalitionsverhandlungen als auch Inhalt des Koalitionsvertrages sein muss.
Um den Ärztemangel und den stationären Versorgungskollaps zu vermeiden, müssen die Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit gewertet werden. Eine entsprechende Änderung des Arbeitszeitgesetzes erfordert die Einstellung von 15.000 zusätzlichen Klinikärzten und Personalmehrausgaben von rund 1 Mrd. Euro pro Jahr. Damit kann der Arbeitsplatz in der Klinik wieder attraktiv gestaltet und eine bessere Patientenversorgung gewährleistet werden.
Das deutsche Arbeitszeitgesetz, das die Bereitschaftsdienste trotz gegenteiliger europäischer und deutscher Urteile als Ruhezeit wertet, trägt dazu bei, dass Klinikärzte über 30 Stunden am Stück arbeiten müssen. Überlastung, Übermüdung und Patientengefährdung sind die Folgen. Immer mehr Klinikärzte hängen aus Frust ihren Job an den Nagel und flüchten in die Wirtschaft oder ins Ausland. Es ist also an der Zeit, zu handeln.
*Die SPD wird in der nächsten Legislaturperiode einen Gesetzentwurf einbringen, nach dem Bereitschaftsdienstzeiten im vollen Umfang auf die Arbeitszeit anzurechnen sind. Gerhard Schröder auf eine Aktion der Fachärztlichen Berufsverbände (GFB) im Juni 2002.
Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. - Bundesverband
Riehler Str. 6
50668 Köln
Telefon: 0221/9731680
Telefax: 0221/9731678