Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Arbeitsmarkt Österreich kein Vorbild für Deutschland / Geringe Arbeitslosigkeit hat vor allem statistische Gründe

(Köln) - Arbeitslosigkeit ist in Österreich eigentlich kein Thema. Die Arbeitslosenquote stieg in den neunziger Jahren nie über 5 Prozent. Nach hiesigen Maßstäben kommt das der Vollbeschäftigung nahe. Gleichwohl ist der Arbeitsmarkt des Nachbarn im Süden nicht in bester Verfassung.

Als Beispiel für eine erfolgreiche Beschäftigungspolitik taugt die Alpenrepublik jedenfalls nicht. Das Beschäftigungswachstum fiel in den neunziger Jahren mit 0,4 Prozent pro Jahr sogar noch geringer aus als in Deutschland (0,6 Prozent). Auch die Erwerbstätigenquote ist kaum höher als hierzulande.

Beides ist also keine Erklärung für die niedrige Arbeitslosenquote. Des Rätsels Lösung: Die Erwerbsquote der über 55-jährigen Österreicher ist mit 27 Prozent gut 9 Punkte niedriger als die der gleichaltrigen Deutschen. Die inaktiven Älteren tauchen dort nämlich nicht in der Arbeitslosen-, sondern in der Rentenstatistik auf – die großzügigen Möglichkeiten zur Frühverrentung entfalten hier ihre Wirkung. So können Frauen in der Alpenrepublik unter bestimmten Voraussetzungen schon mit 55, Männer mit 60 Jahren in Rente gehen. Reformen hat Wien zwar in die Wege geleitet, aber mit äußerst langen Übergangsfristen versehen.

Manches jedoch läuft am Arbeitsmarkt in Austria tatsächlich besser. Frauen und Jugendliche etwa stehen dort sogar stärker im Erwerbsleben als in Deutschland. Außerdem hat die Langzeitarbeitslosigkeit beim Nachbarn kein so großes Gewicht. Zum einen eröffnet der Tourismus viele kurzfristige Beschäftigungsmöglichkeiten. Zum anderen ist das Arbeitslosengeld weniger generös gestaltet – der Anreiz, einen neuen Job zu suchen, ist stärker. Es gibt nur 55 Prozent des Nettolohns gegenüber 60 Prozent in Deutschland und das im Normalfall nur 30 Wochen (Deutschland: 52 Wochen); bei älteren Arbeitslosen bis zu 78 Wochen. In Deutschland sind es 138 Wochen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln Telefon: 0221/49811, Telefax: 0221/4981592

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