Ausbau der Konjunkturförderung in der Denkmalpflege gefordert / Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, Deutsche Stiftung Denkmalschutz und BFW Bundesverband Freier Immobilienunternehmen legen erstmals gemeinsame Erwartungen an den Deutschen Bundestag vor
(Berlin) - "Auch und gerade in Zeiten der Finanzmarktkrise ist Denkmalschutz wichtig", sagte Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaats Sachsen und Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz im Vorfeld eines Parlamentarischen Abends gestern (25. März 2009) in Berlin. Über 100.000 Baudenkmäler seien in den vergangenen Jahren zerstört worden. Damit sei ein Stück kulturelles Erbe unwiderruflich verloren gegangen. "Baudenkmäler erhöhen nicht nur die Standortqualität, sie kurbeln auch Wirtschaft und Tourismus an."
Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK), die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) und der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen hatten zuvor in Berlin Erwartungen des Denkmalschutzes an den Deutschen Bundestag vorgelegt.
Demnach forderten die Beteiligten:
1. die Stärkung und den Ausbau der Konjunkturförderung in der Denkmalpflege,
2. die stärkere Verankerung des Denkmal-, Kulturgüter- und Welterbeschutzes im Bundesrecht,
3. die Erhaltung und Stärkung der Steueranreize gem. §§ 7 i, 7 h ff, 10 ff. EStG und
4. die Bereitstellung von Fördermitteln zur weiteren Erforschung denkmalgerechter energetischer Sanierung sowie Fort- und Weiterbildung auf diesem Gebiet.
Wirtschaftsförderung durch Denkmalförderung
Öffentliche Förderungen in der Denkmalsanierung wirkten sich produktiv auf die Konjunktur, besonders in mittelständischen Betrieben, aus. Zusammen mit den steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für die Instandsetzung und Nutzung von Denkmälern (§§ 7i, 10f, 10g, 11b EStG) stellten sie deutliche Anreize dar, privates Kapital, aber auch öffentliche Komplementär- sowie Drittmittel in den Erhalt des baukulturellen Erbes zu investieren und damit rund 30.000 Arbeitsplätze zu sichern. Ermittlungen des Gesamtinvestitionsvolumens in den Denkmalschutz zeigten, dass derzeit ein achtfaches Arbeitsmarktpotenzial im Denkmalschutz stecke. Dabei löse jeder Euro an öffentlicher Förderung (Fördermittel inkl. steuerlicher Vergünstigungen) bis zu 10 Euro private Investitionen aus. "Wir benötigen eine `Pflegeversicherung´ für das baukulturelle Erbe", betonte DNK-Präsidentin Dr. Stange, "erstklassige Ergebnisse in der Denkmalpflege setzen eine gute Ausstattung mit Personal und Sachmitteln voraus. Die Eigentümer müssen in die Lage versetzt werden, ihre Denkmäler erhalten und pflegen zu können."
Walter Rasch, Präsident des BFW ergänzte: "Die Investitionsbereitschaft kann nur durch angemessene Abschreibungsmöglichkeiten erhalten werden. Die steuerliche Förderung ist ein wichtiger Ausgleich für den bürokratischen und bautechnischen Mehraufwand bei der Erhaltung und Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Der Erhalt und die mögliche Erweiterung der Denkmal-AfA nach §§ 7h, 7i EStG sind daher unerlässlich." Zudem betonte er, dass es wichtig sei, dass Neuregelungen, wie beispielsweise §15b EStG, der die steuerpolitisch fördernde Wirkung der §§7i, 7h EStG insbesondere bei Großprojekten wie Bahnhöfen u.ä. konterkariert habe, dauerhaft ausbleiben.
Denkmalschutz ist Klimaschutz
Energetische Förderprogramme dürften darüber hinaus nicht zu Lasten der Authentizität der historischen Stadtbilder gehen. Hierbei gehe es zumeist um individuelle Lösungen, auch in finanzieller Hinsicht. "Der Bund sollte Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Baudenkmälern nicht über Kredite der KfW, sondern durch Zuschüsse über die Städtebauförderung, insbesondere das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz unterstützen, damit die Denkmalschutzbehörden sich einschalten und für bauphysikalisch und gestalterisch einwandfreie Ausführungen sorgen können", so Prof. Gottfried Kiesow, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und er fügte hinzu: "Damit die Qualität stimmt, müsste der Bund außerdem die weitere Erforschung denkmalgerechter Materialien bei der energetischen Sanierung und ebenso die Fort- und Weiterbildung von Architekten, Handwerkern und Baudienststellen fördern." Denkmalschutz sei per se Klimaschutz: Die konsequente Erhaltung und Wiederverwendung historischer Baustoffe trage nicht nur zur Einsparung des Baumaterialverbrauchs und somit zur Schonung der weltweiten, nicht reproduzierbaren Rohstoffvorkommen bei, sondern verbrauche auch keine Energie für die Entsorgung intakter und die Produktion neuer Baumaterialien.
In Deutschland gibt es bundesweit rund 1,4 Millionen Kulturdenkmäler. DNK, DSD und BFW sind erstmals gemeinsam angetreten, sich für Denkmäler einzusetzen.
Die ausführlichen Positionen, Statements der Sprecher, Denkmalschutzbeispiele sowie ab 12:30 Uhr die O-Töne der Pressekonferenz zur Verwendung im mp3-Format finden Sie unter: www.bfw-bund.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. (BFW)
Miriam Herke, Pressesprecherin
Kurfürstendamm 57, 10707 Berlin
Telefon: (030) 32781-0, Telefax: (030) 32781-299
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