Ausbildungsabgabe: Bürokratie statt Lehrstellen
(Köln) - Der schwierigen Situation am Lehrstellenmarkt zum Trotz bilden in diesem Jahr gut 12 Prozent der Ausbildungsbetriebe in Deutschland mehr Jugendliche aus, als sie selbst an Nachwuchs benötigen. Von den Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bildet sogar jeder dritte über Bedarf aus. Zwar sieht es bei den weniger als 50 Mitarbeiter zählenden Kleinbetrieben, die zwei Drittel aller Ausbildungsplätze stellen, etwas anders aus - immerhin gut 27 Prozent decken mit ihrem Lehrstellenangebot nicht den Eigenbedarf. Dennoch würde eine Ausbildungsabgabe mehr schaden als nutzen. So brächte sie eine gewaltige bürokratische Belastung mit sich.
Angenommen, die erforderliche neue Verwaltungsstelle betriebe einen administrativen Aufwand wie z.B. die Bundesanstalt für Arbeit, dann würde etwa eine Umlage, mit der die Nettokosten der Ausbildung refinanziert werden sollen, allein zu Verwaltungskosten in Höhe von rund 690 Millionen Euro führen.
Außerdem würde eine Erstattung der gesamtwirtschaftlichen Durchschnittskosten je Ausbildungsplatz von netto 8.700 Euro an die ausbildenden Betriebe den Wettbewerb verzerren. Im Handwerk beispielsweise kostet eine Lehrstelle im Schnitt nur 7.615 Euro. Ein geförderter Betrieb würde entsprechend an der Ausbildung verdienen - das führt letztlich dazu, dass am Bedarf vorbei ausgebildet wird.
Zu den weiteren unerwünschten Nebenwirkungen einer Ausbildungsabgabe gehört, dass die Eignung der Lehrstellenbewerber außer Acht gelassen wird - Unternehmen, die trotz angebotener Stelle keinen geeigneten Kandidaten finden, werden bestraft.
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