Ausbildungsstau: Aktionen bis zur Bundestagswahl
(Berlin) - Seit Jahren stauen sich in Deutschland mehr und mehr Jugendliche auf dem Weg zu einem Ausbildungsplatz. Trotz der Versprechen von Politik und Unternehmerverbänden, 30.000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen, bilden nur 23 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus, kritisiert der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. Viele Jugendliche bleiben daher auf der Strecke und bekommen keinen Ausbildungsplatz.
Die ver.di-Jugend wird deshalb ab morgen bis zur Bundestagswahl bundesweit zahlreiche Aktionen starten, um ihrer Forderung nach einer Ausbildungsumlage im Wahlkampf Nachdruck zu verleihen, das Thema Ausbildungssituation in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und Druck auf die politischen Parteien auszuüben.
Unter dem Motto Wer nicht ausbildet, muss zahlen werden am 31. August bundesweit Ausbildungsstaus produziert werden. An markanten Orten wie in der Berliner Innenstadt, Erfurt, Kassel oder Regensburg wird mit Staus zu rechnen sein, wenn Jugendliche mit Passanten oder Autofahrern über ihre Situation diskutieren, Flugblätter verteilen, Absperrungen mit Flatterbändern vornehmen oder auch im Anglerkostüm versuchen werden, sich einen lukrativen Ausbildungsplatz zu angeln. Diese vielfältigen Aktionen werden sich auf Marktplätzen, Straßenkreuzungen und in Fußgängerzonen bis zum 18. September fortsetzen.
In den vergangenen vier Jahren ist die Ausbildungslücke um über 120.000 fehlende betriebliche Ausbildungsplätze auf 276.000 (Juli 2005) gestiegen. Diese große Lücke ergibt sich aus den gemeldeten 673.000 Bewerber/innen und den 396.900 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen. Bei Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September wird diese Zahl auf rund 100.000 geschrumpft sein, weil viele junge Menschen in Praktika, Jobs oder schulischen Maßnahmen unterschlüpfen werden. Sie schönen mit diesen Warteschleifen zwar die Statistik, haben aber keine wirkliche Alternative gefunden.
Das Versprechen, die Jugendlichen mit einem ausreichenden Angebot an Ausbildungsplätzen zu versorgen, wurde nicht eingelöst. In den Wahlprogrammen gibt es kaum neue Perspektive für die Ausbildungssituation. Vielmehr wird versucht, das Thema im Wahlkampf zu umschiffen.
Die einzige Möglichkeit, genügend Anreize für die Wirtschaft zu schaffen, jungen Menschen eine Chance zu geben, besteht für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft in der Umlagefinanzierung. Dabei sollen Betriebe, die nicht ausbilden, in einen Topf einzahlen, aus dem ausbildende Betriebe unterstützt werden. Für diese Umlagefinanzierung werden sich die ver.di-Jugendlichen in ihren Aktionen weiterhin stark machen.
Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V., Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/69560, Telefax: 030/69563956
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