Autoindustrie blockiert weiterhin Einführung des Dieselrußfilters / VCD wirft VW-Chef Geschäftspolitik gegen Gesundheit vor
(Berlin) - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert die Äußerungen des VW-Chefs Pischetsrieder in der heutigen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit als unverantwortlichen Zynismus gegenüber der Gesundheit der Menschen. Nach den Aussagen des Konzernchefs wolle VW gesundheitsschützende Partikelfilter für die meisten Diesel-Fahrzeuge erst in unbestimmter Zukunft und dann nur als Sonderzubehör gegen Aufpreis anbieten. Damit weigere sich VW weiterhin, eine existierende und notwendige Technologie für den Gesundheitsschutz umfassend zum Einsatz zu bringen.
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: "Diese Geschäftspolitik ist verantwortungslos gegenüber dem Leben und der Gesundheit der Menschen. Denn Rußpartikel aus Dieselmotoren erzeugen Krebs und zahlreiche Atemwegserkrankungen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind besonders Kinder durch die winzigen Feinstpartikel aus Dieselmotoren betroffen, die tief ins Lungengewebe eindringen."
Dabei existiere längst die geeignete Technik, um die Rußpartikel zu beseitigen und sie sei auch ausreichend erprobt. Das zeigten nicht nur die Zahlen des französischen Herstellers Peugeot, der bereits 400.000 Diesel-Pkw mit Partikelfilter verkauft habe. Auch Citroën und Fiat hätten die saubere Technik im Angebot und Toyota ziehe bald nach. Nur für die deutsche Autoindustrie sei dieser Schritt offensichtlich zu viel verlangt. Sie errichte statt dessen mit dem Kostenargument ein Verweigerungskartell.
Pischetsrieder kündige im Zeit-Interview lediglich die Einführung von Partikelfiltern für die schweren Luxusmodelle Phaeton und Touareg ab 2005 definitiv an. Lottsiepen: "Damit sagt der VW-Chef nichts anderes, als dass er beabsichtigt, Gesetze einzuhalten. Denn die Luxuslimousinen schaffen den dann geltenden Schadstoff-Grenzwert Euro 4 eben nur mit Partikelfilter." Die Massenprodukte Golf und Passat hielten zwar auch ohne Partikelfilter den Euro 4-Grenzwert ein, stießen aber trotzdem 1000 mal mehr krebserzeugende Partikel aus als ein moderner Diesel-Pkw mit Rußfilter.
Lottsiepen: "Der Rußfilter muss endlich zur Serienausstattung werden. Denn das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit hat in Deutschland Verfassungsrang. Und das gilt auch für die Autoindustrie. Diesem Anspruch wird sie nicht gerecht, wenn sie gesundheitsschützende Technik als verzichtbar erklärt und sie nur gegen einen fragwürdigen Aufpreis von 400 Euro anbieten will."
Der VCD rät Verbrauchern aus Gründen des Gesundheitsschutzes davon ab, Diesel-Pkw ohne Partikelfilter zu kaufen. Auch müssten die Kunden genau prüfen, ob der Kauf eines Diesel ohne Rußfilter finanziell noch Sinn mache. Denn die Erfahrung mit der Markteinführung des Katalysators in den 90er Jahren habe gezeigt, dass nach erfolgter Verbreitung dieser Technik Gebrauchtwagen ohne Kat nur noch schlecht zu verkaufen gewesen seien. Gleiches werde schon in naher Zukunft für "Krebsschleudern" ohne Rußfilter gelten.
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)
Eifelstr. 2, 53119 Bonn
Telefon: 0228/985850, Telefax: 0228/9858510
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- VCD-Bundesversammlung fordert Sofortmaßnahmen zur Rettung der Verkehrsinfrastruktur
- Eisenbahnverbände warnen: Milliardenkürzung bei der Schiene gefährdet Leistungsfähigkeit der Branche und Klimaziele
- Regierung wegen Gesetzesverstoß zu mehr Klimaschutz verpflichtet -VCD fordert Sofortmaßnahmen im Verkehrssektor