Pressemitteilung | Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB)

Bahnindustrie spürt im ersten Halbjahr 2008 weiter Rückenwind

(Berlin) - Ungeachtet der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und der sich auch in Europa eintrübenden Konjunktur bleibt die Bahnindustrie in Deutschland auf Wachstumskurs. Die Branche verzeichnet in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 4,4 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzplus von 2,3 Prozent. Die Auftragseingänge legen deutlich zu, um 45,2 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro. Allerdings drücken hohe Energie- und Rohstoffpreise auf die ohnehin schmalen Margen der Branche. Mit Blick auf das Bundesfinanzministerium mahnen die Bahntechnikhersteller ein Ende der Unterfinanzierung der bundeseigenen Schieneninfrastruktur an. Nach der verschobenen Teilprivatisierung der Deutschen Bahn fordert die Bahnindustrie den Börsengang nachzuholen, sobald eine Markterholung absehbar ist. Den Börsengang in Frage zu stellen sei ein Rückfall hinter die Anfänge der Bahnreform im Jahr 1994.

Berlin, 14.10.2008 – Die Bahnindustrie zieht zur Mitte ihres Geschäftsjahres 2008 eine insgesamt positive Zwischenbilanz, wie der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. heute (14. Oktober 2008) auf einer Pressekonferenz in Berlin mitteilt. Das gute Umsatzergebnis basiert auf dem Auslandsgeschäft, das um 8,7 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro steigt. Das entspricht einer Exportquote von rund 57 Prozent. Die Auftragseingänge steigen stark, und zwar um 45,2 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro. Auch hier war das Ausland mit einem Volumen von 4,1 Mrd. Euro die treibende Kraft. Die Inlandsnachfrage wächst um 5,3 Prozent auf zwei Mrd. Euro.

Geschäft mit Schienenfahrzeugen dominiert – stagnierendes Infrastrukturgeschäft

Zum Umsatzplus beigetragen hat vor allem das Geschäft mit Fahrzeugen. Es hat einen Anteil am Gesamtumsatz von rund 73 Prozent. Züge, Loks und Fahrzeugkomponenten im Wert von 2,1 Mrd. Euro verkauften die Bahntechnikhersteller in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 ins Ausland. Das sind fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Dagegen liegt das Inlandsgeschäft mit Fahrzeugen unverändert bei 1,1 Mrd. Euro. Auch der Umsatz mit Infrastruktur und Streckenausrüstungen erreicht in der ersten Jahreshälfte 2008 wieder seinen Vorjahreswert in Höhe von 1,2 Mrd. Euro. Das Auslandsgeschäft legt mit 0,4 Mrd. Euro um über 33 Prozent zu, im Inland geht es dagegen deutlich um elf Prozent auf 0,8 Mrd. Euro zurück.

Die stark gestiegenen Auftragseingänge in Höhe von insgesamt 6,1 Mrd. Euro gehen ebenfalls vor allem auf ausländische Fahrzeugbestellungen zurück. Sie verdoppeln sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 3,6 Mrd. Euro. „Die Bahnindustrie hat sich in der ersten Jahreshälfte gegenüber Wettbewerbern gut behauptet und Großaufträge für sich gewinnen können. Bahntechnologie aus Deutschland ist weltweit gefragt“, sagt VDB-Präsident Friedrich Smaxwil.

„Die Wirtschaftsleistung unserer Branche bleibt auch für das Gesamtjahr 2008 stabil.“

„Der Jahresauftakt verlief für die Bahnindustrie in Deutschland solide. Allem Anschein nach koppelt sich unsere Branche von der sich eintrübenden Konjunktur derzeit ab. Die Geschäftsstimmung unter den Bahntechnikherstellern ist aktuell mehrheitlich positiv. So bin ich zuversichtlich, dass die Wirtschaftsleistung unserer Branche auch für das Gesamtjahr 2008 stabil bleibt und wir etwa das Niveau des Jahres 2007 halten“, sagt Smaxwil. Hinter den Erwartungen zurück bliebe im Augenblick noch das Inlandsgeschäft. Anstehende Auftragsvergaben könnten hier jedoch noch im laufenden Jahr für eine Trendwende sorgen.

VDB-Hauptgeschäftsführer Ronald Pörner fordert die Politik auf, mehr Verantwortung für das bundeseigene Schienennetz zu übernehmen. Er moniert angesichts des rasant wachsenden Schienenverkehrs die anhaltende Unterfinanzierung der Schieneninfrastruktur, insbesondere für den Neu- und Ausbau. In den Bundesmitteln fehlten jährlich rund eine Mrd. Euro ab 2011. Seit 2002 sinken insgesamt die Investitionszuschüsse in das Schienennetz kontinuierlich. Pörner appelliert deshalb „nachdrücklich an das Bundesministerium für Finanzen und dessen Leitung, endlich mehr Geld für Investitionen in die Schienen-, aber auch Straßeninfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wer an der Verkehrsinfrastruktur spart, spart am falschen Ende und an der Zukunftsfähigkeit Deutschlands“.

Auch die geplante Erhöhung der Lkw-Maut in Deutschland sei dringend notwendig. Nach gegenwärtigem Verteilungsschlüssel könne die Schiene mit Mehreinnahmen in Höhe von 300 bis 350 Mio. Euro für den Neu- und Ausbau des Schienennetzes rechnen. „Das wäre ein Fortschritt“, findet Pörner, „zumal wenn die Bundesregierung dann den wichtigen Vorschlägen der EU-Kommission nachkommt, den Verkehr in Europa zu ökologisieren. Der in der vergangenen Woche zwischen Bund und Länderverkehrsministern erzielte Kompromiss ist ein richtiger Schritt. Jetzt muss der Bundesrat den Weg frei machen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB) Sascha Nicolai, Referent, Kommunikation Jägerstr. 65, 10117 Berlin Telefon: (030) 206289-0, Telefax: (030) 206289-50

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