Pressemitteilung | Bundesverband der Freien Berufe e.V. (BFB)

BFB-Stimmungsbarometer: Klassische Freie Berufe am Tiefpunkt / Unternehmensberater und alternative Heilberufe im Aufwind

(Berlin) - Der Bundesverband der Freien Berufe hat heute (18. August 2006) in einem Pressegespräch in Berlin seine aktuelle Konjunkturumfrage für den Sommer 2006 veröffentlicht.

Das Stimmungsbarometer basiert auf Aussagen und Einschätzungen der BFB-Mitgliedsorganisationen. Dabei gab es ungewöhnliche Verschiebungen: Zum ersten mal seit Beginn der Umfrage stehen die sogenannten klassischen Freien Berufe mit Abstand als Verlierer dar. Neben den Ärzten schätzten jetzt auch die Rechtsanwälte erstmalig ihre Zukunft pessimistisch ein, während Unternehmensberater und Yogalehrer als strahlende Gewinner aus der Umfrage hervorgehen. Was hat diese eklatante Verschiebung verursacht? Die aktuelle Entwicklung der Selbstständigen und Beschäftigten in den Freien Berufen sowie die Sommer-Konjunkturumfrage kommentiert der BFB-Hauptgeschäftsführer, RA Arno Metzler:

„Nachdem bereits das letzte Stimmungsbarometer zum Jahreswechsel eine leichte Aufheiterung am düsteren Freiberuflerhimmel erkennen ließ, steigt das Barometer im Sommer weiter an. Doch entgegen der allgemeinen Darstellung des Mittelstandes von einem Aufschwung kann bei den Freiberuflern so keine Rede sein. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig: So kranken viele Heilberufler z.B. an der Verunsicherung bezüglich der zukünftigen Ausgestaltung der Gesundheitsreform und leiden mittlerweile unter enormen Verwaltungslasten. Die Tierärzte dagegen sind von der Gesundheitsreform weitestgehend nicht betroffen und schätzen dementsprechend ihre Lage positiver ein. Die Rechtsanwälte dagegen sehen sich einer zunehmenden Konkurrenz ausgesetzt. Gerade in diesem Sektor gibt es viele „Notselbstständigkeiten“ und auch Konkurrenz durch eine Überzahl von Studienabgängern.

Steuer-, wirtschaftsberatende Berufe beurteilen ihre Lage immerhin überwiegend als befriedigend. Gerade hier werden auch neue Tätigkeitsfelder erschlossen, z.B. in der betriebswirtschaftlichen Beratung. Dennoch sind diese Berufsstände ebenfalls durch politische Debatten verunsichert. Darüber hinaus reagiert diese Gruppe mit Zusammenschlüssen von Kanzleien, um Synergieeffekte auszunutzen. Dies geht jedoch zu Lasten der Beschäftigung von Mitarbeitern und Auszubildenden. Als klare Gewinner gehen jedoch bei dieser Umfrage die Unternehmensberater hervor. Sie bewerteten ihre Situation und Perspektive sogar mit „gut“. Auch die Architekten und beratenden Ingenieure schöpfen nach langer Durstperiode wieder Hoffnung. Grund dafür ist eine deutliche Erholung der Baubranche.

Spitzenreiter in Sachen Optimismus sind auch die Yogalehrer. Sie stehen beispielhaft für einige „neue“ Freie Berufe, die ihre Perspektiven positiv einschätzen. Dies ist sicher damit zu begründen, dass in unserer heutigen Gesellschaft die Nachfrage nach alternativen Heilmethoden und Stress reduzierenden Methoden einen großen Aufschwung erlebt. Bereits die Geschichte hat es immer wieder gezeigt, dass sich neue Freie Berufe entwickeln, sobald eine Gesellschaft ein bestimmtes Bedürfnis entwickelte, um den Anforderungen von Beruf und Umwelt bestehen zu können.

Fazit: Nachdem nach dem letzten Stimmungsbarometer im Winter zaghafte Aufheiterungen am düsteren Freiberuflerhimmel zu erkennen waren, steigt das Barometer in diesem Sommer weiter leicht an, ohne allerdings so positiv da zu stehen, wie es andere Konjunkturmessungen aus dem Mittelstand anzeigen. Hier gibt es noch viel zu tun. Zahlreiche aktuelle politische Debatten (u.a. Versicherungsvertragsgesetz, Wettbewerbsrecht, Umwälzungen im Steuerrecht, „Doc-Morris-Zulassung“) lassen derzeit viele Freiberufler um ihre Zukunft bangen und tragen maßgeblich zu der tiefen Verunsicherung bei. Freiberufler sind jedoch ein wesentlicher Bestandteil für eine funktionierende Infrastruktur des Staates. Hier ist die Politik gefordert, diese Infrastruktur auch für kommende Generationen zu schützen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Freien Berufe (BFB) Arno Metzler, Hauptgeschäftsführer Reinhardtstr. 34, 10117 Berlin Telefon: (030) 284444-0, Telefax: (030) 284444-40

(sk)

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