Bundesregierung trägt Mitschuld am Verwaltungskosten-Rekord der Kassen / DGVP kritisiert vom Gesetzgeber selbst veranlasste Bürokratisierung
(Heppenheim) - Eine deutliche Mitschuld am Anstieg der Krankenkassenverwaltungskosten weist die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) der Bundesregierung zu. Die vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziales jetzt geäußerte Kritik an der Zunahme der Verwaltungskosten der Kassen bezeichnete DGVP-Präsident Ekkehard Bahlo deshalb als scheinheilig. Er forderte die Politik dazu auf, künftig nur noch solche Gesetze zur Reform des Gesundheitswesens zu erlassen, welche die Verwaltungsausgaben nicht erhöhen, sondern senken. So wie zu Recht die Qualität der medizinischen Behandlung gesichert werden muss, haben die Bürger auch einen Anspruch auf Qualitätssicherung bei der Gesetzgebung im Gesundheitswesen, stellte der Vorsitzende der Patientenvertretung fest. Damit könnten Regierung und Parlament auch unter Beweis stellen, dass die notwendige Entbürokratisierung und Deregulierung der Krankenversicherung nicht nur ein Lippenbekenntnis sondern ernsthaftes Anliegen sei.
Der Verwaltungsaufwand der Kassen ist nach den jetzt veröffentlichten Zahlen mit 7,6 Milliarden EUR im vergangenen Jahr auf eine neue Rekordhöhe gestiegen: Dies ist nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten unannehmbar, zumal vielfach der teure Verwaltungsapparat dazu eingesetzt werde, die Gewährung von medizinisch notwendigen, ärztlich verordneten Leistungen zu unterbinden. Es ist nicht verwunderlich, dass durch diese Praxis viele Patienten den Glauben daran verloren haben, ihre Kasse sei an der Wiederherstellung ihrer Gesundheit wirklich interessiert, sagte der Vorsitzende der Patientenorganisation, Ekkehard Bahlo.
Den Blick ausschließlich auf die Ausgaben der Krankenkassen zu richten, vereinfacht der Patientenvertretung zufolge die Diskussion in unzulässiger Weise. Es dürfe nicht übersehen werden, so Bahlo, dass es der Gesetzgeber selbst ist, der die am Gesundheitswesen Beteiligten mit immer neuer Bürokratie überziehe, wovon nicht nur die Kassen, sondern auch die Ärzte, Apotheker und schließlich die Patienten selbst betroffen seien.
Ein erschreckendes Beispiel dafür sei die aut idem-Vorschrift. Sie verpflichtet den Apotheker dazu, unter detailliert festzulegenden Bedingungen ein vom Arzt verordnetes Medikament durch ein wirkstoffgleiches billigeres auszutauschen. Um diese Vorschrift in die Praxis umzusetzen, sei ein enormer administrativer Aufwand erforderlich. Die von der Gesundheitsministerin angepeilten Einsparungen würden dagegen keineswegs erreicht, im Ergebnis aber die Gesundheit von Patienten durch diesen gesetzlich vorgeschriebenen Austausch potenziell gefährdet.
Erheblich mehr Bürokratie ohne gesicherten Nutzen für den Patienten erwartet die DGVP auch von den Programmen zur Behandlung chronisch kranker Menschen, den Disease Management Programmen (DMP). Hier komme auf die Ärzte umfangreiche zusätzliche Verwaltungsarbeit zu, die auch wieder bei den Kassen entsprechende Bürokratie nach sich ziehen werde.
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