Pressemitteilung | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)

BVKJ-Präsident Fischbach: "Deutschland darf nicht zum Exporteur von Masern werden / Soziale Verantwortung gebietet Impfpflicht für alle Kinder vor der Kita! / Neue Regierung muss sie zum ihrem Projekt machen

(Bonn) - Zwei Jahrzehnte lang war Guatemala frei von Masern. Jetzt meldet das Land in Zentralamerika einen neuen Fall: Eine 17-Jährige hat sich demnach während eines Schüleraustauschs in Deutschland mit den Masern infiziert. Für den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Unverantwortlichkeit hiesiger Politiker, die sich immer noch einer gesetzlich verankerten Impfpflicht verweigern.

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: "Weil in Deutschland immer noch nicht ausreichend geimpft wird, sind die lebensgefährlichen Masern in Guatemala zurück, wo sie eigentlich schon ausgerottet waren. Der Fall zeigt uns Zweierlei: - Es ist möglich für ein Land, die Masern auszurotten. - Doch selbst wenn die Krankheit besiegt ist, müssen die Impfquoten hoch gehalten werden. In Guatemala sind die Impfquoten merklich zurückgegangen, seitdem jahrelang niemand mehr an Masern erkrankt war.

In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut allein 2017 fast 1000 Masernfälle registriert, fast dreimal soviel wie im Jahr zuvor. Von dem Ziel, die Masern bis zum Jahr 2020 auszurotten ist Deutschland weit entfernt. Nun haben wir die Masern sogar in ein Land exportiert, das trotz seiner Armut dank kluger Gesundheitspolitik dieses Ziel längst erreicht hatte. Dies ist tragisch und beschämend. Deutschland darf nicht zum Exporteur von Masern werden. Wir brauchen endlich die Impfpflicht! Sie muss Teil des Koalitionsvertrags der GroKo werden. Andere europäische Länder wie Frankreich und Italien haben sie inzwischen, weil die Erfahrung der Vergangenheit gezeigt hat, dass man mit Appellen an die Freiwilligkeit und mit Aufklärung allein nicht weiterkommt. Viele verbummeln wichtige Impfungen, einige wenige lehnen sie auch aus ideologischen Gründen ab. Die in Deutschland geltende Meldepflicht durch die Kitas kann dies nur bedingt ändern.

Die ungeimpften Kinder sind nicht nur selbst den lebensbedrohlichen Masern ausgesetzt, sie gefährden auch andere Menschen, zum Beispiel Säuglinge und Kleinkinder, die (noch) nicht geimpft werden konnten, aber auch ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene. Aus diesem Grund sind wir Kinder- und Jugendärzte inzwischen Verfechter der Impfpflicht vor Aufnahme in Gemeinschaftseinrichtungen. Verantwortungsvolle Eltern werden von ihr nichts spüren, Impfgegner und Impfverbummler hilft die Pflicht, insbesondere die bei Unterlassen drohende Geldstrafe, ihrer Verantwortung für die eigenen Kinder und auch für ihre Mitmenschen nachzukommen. Aus diesem Grund sollte die neue Regierung endlich die Impfpflicht zu ihrem Projekt machen."

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) Pressestelle Mielenforster Str. 2, 51069 Köln Telefon: (0221) 689090, Fax: (0221) 683204

(wl)

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