BVR: Jobpotenzial des Dienstleistungsbereichs besser nutzen
(Berlin) - Der Dienstleistungssektor ist der Jobmotor Deutschlands. Dies stellt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht fest. Das Potenzial des Dienstleistungssektors werde jedoch nicht ausreichend genutzt. Eine Doppelstrategie müsse her, die die Stärken Deutschlands in der internationalen Arbeitsteilung ausbaue und gleichzeitig Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der niedrig Qualifizierten schaffe. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich im Dienstleistungssektor seit 1991 um 21,5 Prozent. 71,9 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten heute in diesem Bereich. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft verringerte sich im gleichen Zeitraum um 43,7, im Produzierenden Gewerbe um 29,1 Prozent. Im Dienstleistungsexport liegt Deutschland nach den USA und Großbritannien weltweit an dritter Stelle. Wohlfahrtssteigerungen durch sinkende Preise und ausgeweitete Märkte, wie sie im Warenhandel erreicht wurden, seien auch im Dienstleistungsbereich möglich, so der BVR.
Als Hochlohnland müsse Deutschland seine Kompetenzen in den hochwertigen, innovativen Dienstleistungen weiter stärken, um seine Vorteile auf dem Inlandsmarkt wie auf den Weltmärkten gegenüber der ausländischen Konkurrenz auszubauen, fordert der BVR. Dafür seien eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Arbeitskräfte und die Verbesserung der Forschungs-, Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur nötig. Denn auch der Dienstleistungssektor unterliege dem Einfluss der Globalisierung. Die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie ermögliche es, nicht nur einfache industrielle, sondern auch hochwertige Arbeiten z.B. im Bereich Programmierung oder sogar Forschung und Entwicklung in anderen Staaten mit geringeren Lohnkosten durchführen zu lassen. Einer solchen Auslagerung müsse Deutschland entgegenwirken.
Zwar unterlägen viele Dienstleistungstätigkeiten Handelshemmnissen in Form von nationalen Qualifikationsanforderungen, auch Verbraucherschutzfragen und Marktabschottungabsichten für ausländische Anbieter erschwerten die Handelsliberalisierung. Dennoch intensiviere sich der Wettbewerb. Erste Schritte würden auf dem europäischen Markt gemacht. Durch die zwar langsame aber doch fortschreitende Liberalisierung des Dienstleistungshandels innerhalb der Europäischen Union seien andererseits auch verstärkt europäische Dienstleister auf dem deutschen Markt tätig.
Doppelstrategie für den Arbeitsmarkt im Dienstleistungssektor
Im Sinne einer Doppelstrategie müssten im deutschen Dienstleistungssektor ebenfalls Arbeitsplätze für einfache Tätigkeiten geschaffen werden. Eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, vor allem im Niedriglohnbereich, könne deutsche Anbieter nach Meinung des BVR konkurrenzfähiger machen. Hier seien die Politik und auch die Tarifvertragsparteien gefordert. Dass ein Bedarf bestehe, belege schon heute die starke Ausweitung der Minijobs im Dienstleistungsgewerbe. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten in privaten Haushalten stieg mit der Einführung der Minijobs sprunghaft an. Auch wenn es sich hierbei in erster Linie um eine Umwandlung von Schwarzarbeit in reguläre Beschäftigungsverhältnisse handelte, zeige sich doch die große Nachfrage nach günstigen Dienstleistungsanbietern.
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