Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

BVR: Konjunktur auf wackligen Beinen

(Berlin) - Die deutsche Konjunktur steht weiterhin auf wackligen Beinen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht. Zwar habe das Wachstum im ersten Quartal 2005 überraschend stark zugenommen, aller Voraussicht nach werde sich die konjunkturelle Dynamik jedoch im zweiten Vierteljahr wieder deutlich abschwächen. Eine wirtschaftliche Erholung aus eigener Kraft sei momentan nicht einmal im Ansatz zu sehen. Die deutsche Wirtschaft werde daher in 2005 noch nicht auf einen selbst tragenden Wachstumspfad einschwenken, sondern lediglich um rund 1 Prozent wachsen.

Binnennachfrage Sorgenkind
„Die Binnennachfrage bleibt das Sorgenkind der deutschen Konjunktur“, so BVR-Präsident Dr. Christopher Pleister. Der aus dem Inland stammende Impuls zeige keine höhere Dynamik als in den Jahren 2003 und 2004. Konsum und Investitionen werden in 2005 nur 0,5 Prozentpunkte zum realen Wirtschaftswachstum beitragen.

„Vor allem den Mittelstand trifft die anhaltend schwache Konjunktur schwer“, so Pleister weiter. Das zeige sich auch in der Geschäftstätigkeit der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Aufgrund der geringen Investitionsneigung sei die Kreditvergabe der Genossenschaftsbanken an Unternehmen und Selbständige seit dem Herbst 2002 rückläufig, wenn auch weniger stark als im Branchendurchschnitt. Eine Trendwende bei der Kreditnachfrage der Unternehmen sei in diesem Jahr noch nicht zu erwarten.

Die einzige zuverlässige Stütze der deutschen Konjunktur sei die Außenwirtschaft. Trotz einer etwas nachlassenden Dynamik bleibe die Weltwirtschaft auf Expansionskurs. Insgesamt werde die Außenwirtschaft im Jahr 2005 einen Beitrag von 0,6 Prozentpunkten zum Wirtschaftswachstum liefern.

Geldpolitik steht Erholung nicht im Weg
Die Geldpolitik stehe einer konjunkturellen Erholung in Deutschland nicht im Weg, so der BVR. Die Finanzierungsbedingungen in Deutschland seien günstig. Der kurzfristige Realzins liege mit 0,5 Prozent mehr als 2,5 Prozentpunkte unter seinem langjährigen Durchschnitt.
Am langen Ende des Kapitalmarkts zeige sich der geldpolitische Stimulus zwar weniger deutlich. Ursache für den hohen langfristigen Realzins sei der geringe Preisanstieg in Deutschland. Dennoch leiste die Geldpolitik auch in Deutschland ihren Beitrag zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung. Mit 3,3 Prozent liege der langfristige Realzins, gemessen am Deflator des Bruttoinlandsprodukts, etwa 1 Prozentpunkt niedriger als im Durchschnitt der letzten 25 Jahre.

Aus deutscher Sicht könnte die Geldpolitik noch stärker wachstumsfördernd ausgerichtet sein, ohne dabei die Preisstabilität zu gefährden. Eine für Deutschland maßgeschneiderte Geldpolitik könne es aber in der Währungsunion genauso wenig geben, wie es vor der Währungsunion in Deutschland eine an einzelnen Bundesländern ausgerichtete Geldpolitik gegeben hatte. Würde die EZB ihre Geldpolitik mit Blick auf Deutschland lockern, wäre die Liquiditätsversorgung für den Euroraum insgesamt nicht mehr stabilitätsgerecht. Für andere Länder – wie etwa Spanien oder Griechenland – sei die Geldpolitik bereits jetzt zu expansiv.

Stabilitätsvorteil zahlt sich aus
Die niedrige Teuerungsrate Deutschlands im Vergleich zum Euroraum insgesamt hat aus Sicht des BVR langfristig positive Auswirkungen. Durch einen geringeren Lohn- und Preisanstieg steige die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produkte gegenüber den Handelspartnern im Währungsraum. Die robusten Wachstumsraten der Exporte belebten die Wettbewerbsstärke der deutschen Ausfuhrwirtschaft.

Im Vergleich zum Euroraum insgesamt habe sich die deutsche Wettbewerbsfähigkeit – gemessen an der Entwicklung des realen Wechselkurses – in den vergangenen sechs Jahren bereits um 9 Prozent erhöht. Damit habe die deutsche Volkswirtschaft eine überraschend hohe Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Würden die Fortschritte in der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch die notwendigen Reformen im Steuer- und Sozialsystem begleitet, könnten sich die Wachstumsperspektiven für Deutschland in den nächsten Jahren wieder deutlich aufhellen.

(Die Studie des BVR ist im Internet unter www.bvr.de, Publikationen, Studien/Konjunktur abrufbar.)

Quelle und Kontaktadresse:
BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: 030/20210, Telefax: 030/20211900

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