Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

BVR: Potentialwachstum auch langfristig auf niedrigem Niveau

(Berlin) - Zu wenige Investitionen und die geringe Rate des technischen Fortschritts führen nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auch in den kommenden Jahren zu einem niedrigen Potentialwachstum in Deutschland. Langfristig werde sich die Alterung der Bevölkerung dämpfend auf das Potentialwachstum auswirken, erklärt der BVR in seinem Konjukturbericht. Aktuell liege das Potentialwachstum mit 1 Prozent etwa halb so hoch wie im Durchschnitt der 80er und 90er Jahre. Das Potentialwachstum gibt das Tempo an, mit dem eine Volkswirtschaft über längere Zeit spannungsfrei wachsen kann. Aufgabe der Politik sei es, mithilfe eines konsistenten Reformprogramms die Wachstumskräfte mittelfristig zu stärken. Das von der Bundesregierung im Rahmen der Lissabon-Agenda vorgestellte Nationale Reformprogramm in Deutschland setze die Prioritäten richtig, um die Wachstumspotentiale Deutschlands besser auszuschöpfen, so der BVR. Entscheidend sei es, die Innovationskraft in Deutschland zu steigern, das Bildungssystem auf die gestiegenen Anforderungen hin auszurichten und die Sozialsysteme zukunftsfest auszubauen. Mit dem Kabinettsbeschluss zur Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre habe sie schon früh ihre Bereitschaft signalisiert, auch unpopuläre Maßnahmen zügig anzugehen. Dennoch werde das Potentialwachstum in den kommenden Jahren nicht spürbar steigen. Hierfür würden der zu erwartende Anstieg der Investitionen und die Belebung am Arbeitsmarkt zu schwach ausfallen.

Konjunktureller Impuls wird zu schwach bleiben
Ein Anstieg des Potentialwachstums erfordere ein nachhaltig höheres Beschäftigungswachstum, mehr Investitionen, beziehungsweise einen rascheren technischen Fortschritt. Vom Arbeitsmarkt sei aber in den kommenden Jahren auch bei einer Fortsetzung der Reformpolitik kein hinreichend starker Impuls zur Stärkung des Potentialwachstums zu erwarten. Auch werde das Ausmaß des technischen Fortschritts nicht sprunghaft zulegen. Ein nennenswerter Impuls auf das Potentialwachstum könne lediglich von den wieder anziehenden Investitionen ausgehen. Da allerdings damit zu rechnen sei, dass sich die Konjunktur bereits im kommenden Jahr wieder abschwächen werde, werde auch der Impuls der Investitionen auf das Potentialwachstum zu schwach bleiben.

So ginge ein beträchtlicher Teil des für 2006 erwarteten Wachstums auf Sondereffekte zurück. Die Vorzieheffekte beim privaten Verbrauch aufgrund der geplanten Mehrwertsteuererhöhung sowie die Fußballweltmeisterschaft dürften den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts in 2006 um etwa einen halben Prozentpunkt erhöhen. Der BVR rechnet in 2006 mit einem Wirtschaftswachstum von gut 1,5 Prozent. In 2007 würden nicht nur diese Sonderfaktoren wegfallen, gleichzeitig werde die Konjunktur auch durch die Mehrwertsteuerer-höhung belastet. Hinzu komme, dass vom internationalen Umfeld derzeit überwiegend negative Konjunkturrisiken ausgingen. Daher sei damit zu rechnen, dass die von den bereits durchgeführten und noch anstehenden Reformen ausgehenden Wachstumsimpulse erst mittel- bis langfristig zum Tragen kommen werden.

Alterung der Bevölkerung wird Wachstum dämpfen
Doch würde das Potentialwachstum auch langfristig nicht wieder auf das Niveau der 80er und 90er Jahre zurückkehren. In dieser Zeit war das Produktionspotential jährlich um rund 2 Prozent gewachsen, etwa doppelt so stark wie in den letzten Jahren. Von einem konsequenten Reformprogramm würde zwar eine Stärkung der Innovationskraft des Bildungssystems sowie ein stärkerer Anstieg der Investitionen ausgehen, von der Beschäftigung ginge aufgrund der demographischen Entwicklung jedoch ein negativer Einfluss auf das Potentialwachstum aus.

Derzeit stelle die demographische Entwicklung zwar noch keine Beschränkung für das Wachstumstempo in Deutschland dar, bis zum Jahr 2050 sei allerdings eine Abnahme der erwerbsfähigen Bevölkerung um 20 Prozent zu erwarten. Für sich genommen führe dies zu einem negativen Beitrag der Beschäftigung zum Potentialwachstum von 0,3 Prozentpunkten pro Jahr. In den 80er und 90er Jahren habe die Beschäftigung das Potentialwachstum hingegen noch um 0,4 Prozentpunkte erhöht. Daher dürfte ein Potentialwachstum in Höhe von 1,5 Prozent am oberen Ende des Erreichbaren liegen, so der BVR. Erfolge bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und eine höhere Partizipation der Erwerbsfähigen am Arbeitsmarktgeschehen würden diesen Trend abmildern, aber nicht umkehren können.

Quelle und Kontaktadresse:
BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Hauptgeschäftsstelle Melanie Schmergal, Pressesprecherin Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: (030) 20210, Telefax: (030) 20211900

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