Chronische Unterfinanzierung führt zum Ärztemangel / Ost-KVen warnen: Wir haben keine Zeit mehr
(Berlin) Der Ärztemangel in den neuen Bundesländern nimmt bedrohliche Ausmaße an. Wir haben keine Zeit mehr. Schon heute sind aktuell 609 Hausarzt- und 224 Facharztstellen nicht zu besetzen. Alleine bei den Hausärzten rechnen wir altersbedingt bis 2010 mit 3.500 Zulassungsrückgaben, erklärte am 18. August in Potsdam Dr. Hans-Joachim Helming, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) der neuen Bundesländer und Vorsitzender des Vorstands der KV Brandenburg.
Prozentual ausgedrückt bedeutet dies, dass aus Altersgründen 41,4 Prozent der Hausärzte in Brandenburg, 39,8 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, 38,5 Prozent in Sachsen, 48,6 Prozent in Sachsen-Anhalt und 40,9 Prozent in Thüringen bis 2010 ihre Zulassung zurückgeben werden. Genügend Nachwuchs ist nicht in Sicht, so Helming. Wer sich in Deutschland als Arzt niederlassen wolle, scheue davor zurück, dies im Osten zu tun. Denn dort müsse er im Durchschnitt 36 Prozent mehr Patienten behandeln als ein Kollege in den alten Bundesländern. Er erhalte aber pro Patient nur 72,8 Prozent der Vergütung. Die ambulante Versorgung der neuen Bundesländer ist chronisch unterfinanziert, so Helming.
Die KVen ergreifen zahlreiche Maßnahmen, um dem Mangel entgegen zu wirken. Dazu zählen unter anderem Umsatzgarantien und Investitionspauschalen. Hier geht es aber nicht einfach um ein Sicherstellungsproblem, sondern um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, führte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft aus. Die KVen der neuen Bundesländer fordern unter anderem ein kurzfristig wirkendes Sofortprogramm.
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