CO2-Grenzwert droht endgültig zu verwässern / VCD setzt beim Klimaschutz im Verkehr auf das Europäische Parlament und zukunftsorientierte EU-Länder
(Berlin) - Nach letzten Meldungen aus Brüssel haben sich wichtige EU-Staaten in einem informellen Treffen darauf geeinigt, einen durchschnittlichen CO2-Grenzwert von 130 Gramm pro Kilometer für Neuwagen auf 2015 zu verschieben. Damit wollen Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien dem Drängen der Autoindustrie nachkommen und Anstrengungen für mehr Klimaschutz im Verkehr weiter auf die lange Bank schieben.
*Es ist ein Skandal, dass sich allen voran Deutschland zum Handlanger der Autohersteller macht und die notwenigen Rahmenbedingungen für wirksamen Klimaschutz im Verkehr verwässert und verzögert. Damit hat sich die Bundesregierung in diesem Punkt endgültig diskreditiert\", urteilt Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender. In der Konsequenz würden wertvolle Jahre beim Handeln gegen den Klimawandel verschenkt und die Weiterentwicklung der Autoindustrie in eine zukunftsfähige Branche weiter hinausgeschoben. Gehrmann: *Am Ende dieses Weges stehen viele Verlierer: das Klima, die Autofahrer, die bei langfristig steigenden Kraftstoffpreisen draufzahlen, und die Autoindustrie selbst, die ohne einen schnellen Umbau schlechte Überlebenschancen hat, wie man derzeit in den USA sieht.\"
Der VCD setzt jetzt auf zukunftsorientierte EU-Staaten und das Europäische Parlament. In für die kommende Woche angesetzten Gesprächen müssten Mitgliedsstaaten, die sich nicht im Würgegriff der Autoindustrie befänden, am ursprünglichen Vorschlag von Umweltkommissar Dimas festhalten und der Autolobby klare Vorgaben machen. *Auch das Europäische Parlament darf dem Druck jetzt nicht nachgeben\", fordert Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Der Umweltausschuss hatte sich Ende September klar für den ursprünglichen Gesetzentwurf der EU-Kommission ausgesprochen, wonach alle in Europa verkauften Neuwagen bereits ab 2012 im Schnitt nur noch 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen sollen. Das entspricht einem Verbrauch von 5,5 Litern Benzin bzw. 4,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern.
Lottsiepen: *Wir appellieren an die europäischen Umwelt- und Industriepolitiker, sich nicht von den Klageliedern der Autohersteller einlullen zu lassen. Wer jetzt kurzfristig denkt und die Autoindustrie durch viel zu lasche Vorgaben schützen zu müssen meint, ist am Ende mitverantwortlich für die hohen Folgekosten des Klimawandels und für langfristige Absatzprobleme einer ganzen Branche.\"
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
Daniel Kluge, Pressesprecher
Kochstr. 27, 10969 Berlin
Telefon: (030) 2803510, Telefax: (030) 28035110
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