Pressemitteilung | SÜDWIND e.V. – Institut für Ökonomie und Ökumene
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COP 30: Hitzestress in der Modeindustrie gefährdet Textilarbeiter*innen

(Bonn) - Das globale Netzwerk der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) ruft Modeunternehmen, zuliefernde Fabriken und Regierungen dringend auf, Arbeiter*innen in der globalen Bekleidungsindustrie besser vor extremer Hitze und ihren Folgen zu schützen.

Rund 72 Millionen Menschen arbeiten weltweit in diesem Sektor. In ihrem aktuellen Positionspapier "Hitze und Rechte von Textilarbeiter*innen" warnt die Kampagne: Steigende Temperaturen gefährden Gesundheit, Sicherheit und Einkommen von Millionen Beschäftigten in Produktionsländern. Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern den Schutz grundlegender Arbeitsrechte und die konsequente Einbeziehung der Perspektiven der Beschäftigten. Vor dem Hintergrund der laufenden Klimakonferenz COP30 gewinnt diese Forderung noch einmal deutlich an Dringlichkeit.

"Die Weltklimakonferenz muss zentrale Impulse für den Klimaschutz und die Anpassung an die Klimakrise geben", fordert Helen Gimber von der Kampagne für Saubere Kleidung. "Die Modeindustrie trägt maßgeblich zum Fortschreiten der Klimakrise bei. Der Schutz ihrer Beschäftigten ist eine drängende Aufgabe - und ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit ihrer Klimapolitik."

Kernforderungen im Positionspapier: Die CCC fordert verbindliche Maßnahmen und klare Verantwortlichkeiten, um Beschäftigte in der Modeindustrie vor Hitze zu schützen:

• Gesundheitsschutz: Inklusive, arbeiter*innenorientierte Maßnahmen gegen Hitzestress, z. B. die Überwachung von Temperaturen und Trinkwasserversorgung
• Existenzsicherung: Lohnfortzahlung und sozialer Schutz bei Produktionsausfällen oder Krankheiten
• Achtung der Menschenrechte: Besonders für Frauen, Migrant*innen und Heimarbeiter*innen, die z.B. Lohnausfälle und durch Stress verstärkte Diskriminierung besonders hart treffen
• Klimaverantwortung: Reduktion der Emissionen und nachhaltige Produktionspraktiken entlang der Lieferketten

"Frauen sind gezwungen, bis zur Ohnmacht zu arbeiten"

In Arbeitsstätten mit sich stark aufheizenden Metalldächern und kaum Belüftung arbeiten Beschäftigte ohne ausreichende Pausen. Frauen etwa in Fabriken in Sri Lanka sind teilweise gezwungen, über Stunden in extremer Hitze zu arbeiten, oft bis sie ohnmächtig werden. Die Frauenrechtsaktivistin vom Women's Centre Sri Lanka Gayani Gomes berichtet, dass mit steigenden Temperaturen auch Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung zunehmen.

Emelia Yanti von der Gewerkschaft Gabungan Serikat Buruh Indonesia: "Wir müssen sicherstellen, dass Arbeiter*innen nicht den Preis zahlen, wenn Fabriken zu heiß zum Arbeiten sind. Marken müssen Verantwortung übernehmen, sichere Arbeitsplätze schaffen und ihre Aufträge anpassen, wenn die Temperaturen das Arbeiten unsicher machen."

Modeunternehmen und Regierungen müssen handeln

Die Schutzmaßnahmen sind bekannt: Bessere Belüftung, zusätzliche Pausen oder angepasste Arbeitszeiten könnten Abhilfe schaffen. Das zeigen Recherchen des Business & Human Rights Resource Centre (2025). Trotzdem hat kaum ein Modeunternehmen eine öffentliche Strategie zum Umgang mit Hitze.

"Die COP30 ist eine gute Gelegenheit, zu zeigen, dass die Gefahr von Hitze am Arbeitsplatz ernst genommen wird. Dazu müssen Beschäftigtenvertretungen sowie Vertretungen für Beschäftigte des informellen Sektors bei der Klimakonferenz zu Wort kommen. Entgegen allen pessimistischen Einschätzungen zu den aktuellen Klimaverhandlungen müssen Regierungen die Chance nutzen und Maßnahmen vereinbaren, die die Klimakrise begrenzen. Sozial gerechte Anpassungen müssen in verschiedensten Sektoren ermöglicht werden", erklärt Dr. Jiska Gojowczyk vom SÜDWIND-Institut. "Regierungen müssen zeigen, dass sie es mit dem Plan einer Just Transition ernst meinen, auch über den Energiesektor hinaus."

Hitze als systemische Bedrohung der Arbeitsrechte

Hitze am Arbeitsplatz ist kein isoliertes Risiko, sondern eine Frage von Gerechtigkeit, Gesundheit und Überleben. Sie gefährdet das Leben der Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. "Extreme Temperaturen verstärken bestehende Missstände - von Ausbeutung und Belästigung bis zu Einkommensverlusten. Unternehmen müssen für sichere Arbeitsplätze sorgen. Und sie sind dafür verantwortlich, die Löhne und die Lebensgrundlagen der Beschäftigten zu schützen, wenn extreme Temperaturen die Produktion einschränken", ergänzt Helen Gimber von der Kampagne für Saubere Kleidung.

Quelle und Kontaktadresse:
SÜDWIND e.V. – Institut für Ökonomie und Ökumene, Kaiserstr. 201, 53113 Bonn, Telefon: 0228-763698-14

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