Pressemitteilung | Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv)

Das Scharlatanerieproblem Coaching zwischen Qualitätsproblemen und Professionalisierungsbemühungen

(Köln) - Coaching erlebt in Deutschland z. Zt. einen großen Boom, vor allem im Management - doch welchen Nutzen haben Unternehmen wirklich davon? In einer aktuellen Publikation eröffnet der Hamburger Soziologe Stefan Kühl mit 90 provokanten Thesen die Diskussion um die Coaching-Situation in Deutschland. Hervorgegangen aus der individuellen Beratung des Topmanagements wird Coaching zunehmend als Werkzeug in der Personalentwicklung eingesetzt. Es gilt als Problemlösungstool, mit dem die Mitarbeiter für gestiegene Anforderungen (oder im Management-Talk „Herausforderungen") fit gemacht werden sollen. Aber weil sich bisher keine breit geteilten und einklagbaren Qualitätsstandards durchgesetzt haben, wird das „Scharlatanterieproblem“ noch nicht beherrscht.

> Die Nachfrage nach Coaching wird durch den Boom von Managementdiagnostik wie 360-Grad-Feedback, Führungskräfte-Audits oder Mitarbeitergespräche angeheizt.
> Ob Fitness-Trainer oder frühpensionierter Personalchef: Die Palette der zum Coach Berufenen ist bunt. Diese Heterogenität und die fehlende Standardisierung der Ausbildung haben bisher die Entwicklung eines einheitlichen Berufsbildes verhindert.
> Coaching wird häufig als emotionaler Blitzableiter und Kummerkasten bei innerbetrieblichen Konflikten gebraucht und erfüllt hiermit eine wichtige Funktion. Die Hebelwirkung von Coaching zur Veränderung von Organisationsstrukturen ist aber eher gering einzuschätzen.
> Die Verantwortung für Personalentscheidungen der Führungskräfte wird verwischt - mit Verweis auf die "objektiven" Ergebnisse von Personalentwicklungsprozessen.

> Basis ist die Anfang 2006 publizierte Studie von Dr. Stefan Kühl, Professor für Organisationssoziologie an der Helmut-Schmidt Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg.
> Die 90 Thesen basieren auf 26 Interviews, die Stefan Kühl mit Coaches, Personalentwicklern und Beobachtern der Coaching-Szene durchgeführt hat.
> Die Studie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv), dem mit 3400 Mitgliedern größten Supervisionsverband in Deutschland, initiiert.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSv) Manfred Leppers, Fachreferent, Öffentlichkeitsarbeit Lütticher Str. 1-3, 50674 Köln Telefon: (0221) 92004-0, Telefax: (0221) 92004-29

(tr)

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