Pressemitteilung | Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V - Landesverband Sachsen

Dauerärgernis mangelhafte PVS-Systeme / Lipp fordert Kosten auf Anbieter umzulegen

(Berlin) - Probleme mit Praxisverwaltungssystemen (PVS) sind in der Ärzteschaft ein konstantes Ärgernis: hohe Preise, schlechte Erreichbarkeit, Dysfunktionalität sowie Hemmnisse beim Datentransfer zu anderen Informationssystemen sind auch bei großen Anbietern täglich auftretende Probleme. Der Vorsitzende des Sächsischen Hartmannbundes, Dr. Thomas Lipp, sieht den Gesetzgeber gefordert, hier endlich klare Vorgaben zu schaffen.

"Es ist absolut begrüßenswert, dass das Problem dysfunktionaler Praxisverwaltungssysteme nun durch entsprechende Zertifizierungen seitens der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und auch durch die aktuell geplante Rahmenvereinbarung zwischen KBV und Industrie adressiert wird. Doch der Gesetzgeber sollte sich nicht auf eine freiwillige Rahmenvereinbarung zurücklehnen - schließlich kann auch die elektronische Patientenakte als Herz der digitalisierten medizinischen Versorgung nur so gut sein, wie es die Praxisverwaltungssysteme sind - und bei Letzteren gibt es noch deutlich Luft nach oben", äußert sich der Leipziger Allgemeinmediziner.

Es brauche vor allem endlich eine Möglichkeit, Dysfunktionalitäten zu sanktionieren. Wenn eine Praxis mehrere Stunden oder einen halben Tag aufgrund nicht funktionierender Software kaum arbeiten könne, wenn immer wieder unausgegorene Updates den Betrieb lähmen, trägt immer noch die Praxis die Arbeitszeit, zahle zusätzlich für den Support und setze sich einem an die Grenze des Erträglichen gehenden Stress aus. Zukünftig müssten auch die PVS-Hersteller für die Funktionalität ihrer Software finanziell in die Pflicht genommen werden können - ob durch pauschale Erstattungen, Minderungen der Lizenzgebühren, Umlage der Ausfälle oder ähnliches. "Es kann nicht länger sein, dass unsere Praxen das Labor für nicht ausgereifte PVS von Softwarehäusern sind, mit allen genannten negativen Auswirkungen, während sich letztere an saftigen Umsätzen und Gewinnen erfreuen", echauffiert sich Lipp.

Auch ein Wechsel von einem PVS-Anbieter zu einem anderen scheitere in vielen Fällen daran, dass den Nutzern seitens der Industrie Steine in den Weg gelegt würden. "Solcherlei Handlungsweisen können nicht auf politische Vorgaben zurückgeführt werden - dieses Argument ist hinfällig, da es ja immerhin auch positive Beispiele gibt, wo ein Wechsel funktioniert. Es wäre daher naiv, hinter dem Gebaren einiger Hersteller keine bewusste Strategie zur Festigung ihrer Marktmacht zu vermuten. Solchen mafiös anmutenden Praktiken muss von der Politik wirksam ein Riegel vorgeschoben werden, indem verbindlich gemeinsame Schnittstellen oder die Möglichkeit zum Datenexport mit exaktem Datum vorgeschrieben werden. Wo die Industrie dem nicht nachkommt, ist sie an den Mehrkosten eines Wechsels zu beteiligen. Auch kartellrechtliche Sanktionen sollten in diesen Fällen möglich werden, bis hin zur Beschränkung des Marktzugangs. Praxen müssen endlich aus dem Würgegriff der Industrie befreit werden", fordert der Sächsische Hartmannbund-Landesvorsitzende.

Zudem sei der Support ein häufiges Ärgernis. Es gehöre zur Standardklage vieler Praxen, dass nur durch gigantischen Aufwand jemand vom Service ans Telefon zu kriegen sei. Eine Erreichbarkeit der Hotline in maximal zwei Stunden sollte daher verbindlich vorgeschrieben werden, und dass nicht nur in Kernzeiten. Darüber hinaus sollten Erreichbarkeiten bis 22:00 Uhr Normalität sein. "Die Softwarehäuser haben sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden, das heißt der Praxen, zu orientieren und nicht umgekehrt. Das funktioniert jedoch nur, wenn ein wirklicher Wettbewerb möglich ist, wo es einen wirkungsvollen Druck auf die Anbieter dadurch gibt, dass letztere ihre Kunden auch verlieren können. Wo dies nicht der Fall ist, müssen die Softwarehersteller finanzielle Verantwortung tragen und uns nicht - wie heute zu oft der Fall - mit den Folgen ihrer unausgereiften Produkte allein lassen", stellt Lipp abschließend klar.

Quelle und Kontaktadresse:
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V - Landesverband Sachsen Pressestelle Kurfürstenstr. 132, 10785 Berlin Telefon: (030) 206208-41, Fax: (030) 206208-48

(jg)

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